Nach jedem Spieltag küren wir den „Helden des Spieltags“. Wer fiel mit einer außergewöhnlichen Leistung auf? Wer meldete sich um den Fairplay-Preis an? Oder... Held des Spieltags (20): Kasper Schmeichel (Dänemark)

Nach jedem Spieltag küren wir den „Helden des Spieltags“. Wer fiel mit einer außergewöhnlichen Leistung auf? Wer meldete sich um den Fairplay-Preis an? Oder war es gar ein tragischer Held?

England biegt Dänemark in der Verlängerung und bekommt sein „Finale daheim“ in Wembley. Italien ist damit die letzte Hürde für die Southgate-Elf. Eine andere Hürde überwand England nur mit Glück.

Unser Held des Spieltags (20) ist der Keeper der Dänen, Kasper Schmeichel.

Er wirkte praktisch unüberwindbar. 29 Jahre nachdem sein Vater Peter Schmeichel die gegnerischen Offensivreihen zur Verzweiflung brachte und ein großer Faktor für Dänemark auf dem Weg zum überraschenden Europameistertitel war, hätte der Leicester-City-Keeper beinahe die Engländer zu Fall gebracht.

Der 71-fache Teamtorhüter spielte fast sein ganzes Leben auf der „Insel“, weil auch sein Vater weitgehend Fußballprofi in England war. Im Nachwuchs kickte der junge Schmeichel einige Jahre in Portugal, als sein Vater Torhüter bei Sporting Lissabon war. Danach führte ihn der Weg durch die Profikarriere unter anderem nach Manchester, Bury, Leeds, Nottingham, leihweise ins schottische Falkirk und schließlich zu Leicester. Kein anderer Kicker aus dem Kader der Dänen kennt England also so gut wie Schmeichel.

Diese England-Affinität ihres Keepers wäre den Dänen beinahe zugutegekommen. Schmeichel kennt die Stürmer der Engländer ganz genau, fischte einige unhaltbar scheinende Bälle heraus. Beim ersten Gegentreffer, den am Ende mit Simon Kjaer der vorweggenommene „Held des Turniers“ über die Linie drückte, war er machtlos.

Und dann kam die Verlängerung. Es war eine äußerst strittige Szene, die sich in der 103. Minute abspielte. Zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt kurz vor dem Seitenwechsel, kam Raheem Sterling im Strafraum zu Fall. Eine vertretbare, aber dennoch harte Entscheidung. Zudem lag ein zweiter Ball am Spielfeld, was für zusätzlichen Gesprächsstoff sorgte. Bevor Harry Kane den Elfer Richtung Tor brachte, wurde Schmeichel von Laserpointern irritiert. Der dänische Keeper ließ sich aber auch davon nicht aus der Ruhe bringen und parierte den Elfer des britischen Torjägers. Wie knapp Freud und Leid beieinander liegen, sah man daran, dass Schmeichel den Elfmeter, den er wohl auch hätte fangen können, direkt vor die Füße von Harry Kane zurückspringen ließ. Der stellte mit dem Elfernachschuss auf 2:1 und sorgte für die Entscheidung.

Die Leistung des 34-Jährigen war dennoch bemerkenswert und es lag definitiv nicht an ihm, dass die Dänen es nicht in ihr zweites EM-Finale nach 1992 schafften. Damals hielt Peter Schmeichel im Elfmeterschießen des Halbfinals gegen die Niederlande einen Elfer eines anderen Top-Stars, Marco van Basten. Es fehlten nur Zentimeter, dass sich Geschichte wiederholt hätte. Und so ist Kasper Schmeichel der tragische Held des Halbfinals.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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