Nach jedem Spieltag küren wir den „Helden des Spieltags“. Wer fiel mit einer außergewöhnlichen Leistung auf? Wer meldete sich um den Fairplay-Preis an? Oder... Held des Spieltags (7): Steve Clarke (Schottland)

Nach jedem Spieltag küren wir den „Helden des Spieltags“. Wer fiel mit einer außergewöhnlichen Leistung auf? Wer meldete sich um den Fairplay-Preis an? Oder war es gar ein tragischer Held?

Schottland entführt einen Punkt aus Wembley. Für die Bravehearts ist der Punktgewinn gegen den großen Bruder England ein riesiger Erfolg und die taktische Meisterleistung der Schotten trägt einen Namen.

Unser Held des Spieltags (7) ist der schottische Coach Steve Clarke.

Er selbst ist eine Chelsea-Legende, spielte aber nur achtmal für die schottische Nationalelf. Als Trainer darf der seit zwei Jahren in Amt und Würden befindliche Steve Clarke nun aber wohl einen der größten Erfolge seiner Laufbahn feiern. Mit dem torlosen Remis in Wembley rechnete vor dem zweiten Gruppenspiel niemand. Gegen Kroatien hat Schottland nun sogar noch die Chance auf den Aufstieg.

Es war durchaus beeindruckend wie Steve Clarke seine individuell hoffnungslos unterlegene Truppe gegen England einstellte. Seine Spieler setzten ganz offensichtlich exakt um, was der 57-Jährige für das Spiel gegen den hohen Favoriten vorgab. Schottland stand enorm kompakt, machte die Mitte eisern dicht und – das ist die eigentliche Überraschung des Spiels – griff selbst ebenfalls sehr zielstrebig an.

Am Ende hatten die Schotten wohl sogar die besseren Chancen als die Engländer und bei einer strittigen Elferentscheidung und einem Strafraumtumult Sekunden vor dem Abpfiff schließlich auch noch das Glück des Tüchtigen. Dass Schottland die Engländer aber durchaus auch defensiv unter Druck setzte, ist nicht hoch genug zu bewerten, nachdem die Three Lions gegen Kroatien kaum etwas zuließen und sich Coach Gareth Southgate die Idee der defensiven Stabilität an die eigenen Fahnen heftete, weil er sich ein Beispiel an Weltmeister Frankreich nehmen und nicht mit Hurra-Fußball, sondern mit Kompaktheit glänzen wollte.

Als Cheftrainer reichte es für Steve Clarke übrigens trotz seines großen taktischen Gefühls nie für die ganz großen Jobs. Vor seiner Zeit als Teamchef trainierte er Reading, West Bromwich Albion und zuletzt den schottischen Erstligisten Kilmarnock. Aber dieser Steve Clarke kam als Mann aus der zweiten Reihe bereits ganz schön herum: Der Trainer mit dem grimmigen Blick war Co-Trainer von Gullit, Robson, Mourinho, Grant, Scolari, Zola, Dalglish, Hodgson, Benítez und Di Matteo. Zudem war er mehrere Jahre Nachwuchskoordinator von Chelsea und hat somit auch ein Händchen für junge Spieler, was man gestern etwa am Einsatz des 20-jährigen Billy Gilmour im Mittelfeldzentrum sah.

Die schottische Elf hat nun also die nötige Euphorie entfacht. Gegen Kroatien hat man nun die Chance auf eine riesige Sensation, die bei einer Niederlage in Wembley nicht mehr möglich gewesen wäre.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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