Frankreich: Ein Starensemble, das sich bei der EURO nur selbst schlagen kann
Europameisterschaft 2024 14.Juni.2024 Patrick Stummer
Am heutigen Abend startet die Fußball-Europameisterschaft in München mit dem Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland. Grund genug für uns einen Einblick auf die Topfavoriten, die Mitfavoriten und die gefährlichen Außenseiter zu werfen. Und es zeigt sich: Nicht alles ist Gold, das glänzt, denn sogar die absoluten Topfavoriten haben ihre Schwächen.
Viele Experten sind sich einig: An Frankreich führt kein Weg vorbei. Der Weltmeister von 1998 und 2018 sowie Europameister von 1984 und 2000 und amtierende Vizeweltmeister gilt als der Topfavorit auf den Titel.
Die Qualifikation
In der Qualifikation zur Euro gab es in acht Spielen sieben Siege und ein Unentschieden und das in einer durchaus unangenehmen Gruppe mit Holland, Irland, Griechenland und Gibraltar.
Eindrucksvollster Sieg war wohl das glatte 4:0 gegen den heißesten Konkurrenten Holland, bei dem Griezmann, Upamecano und Mbappé der Oranje schon nach 21 Minuten drei Tore eingeschenkt hatten.
Als eines von nur sechs Teams blieben die Franzosen in der Qualifikation ungeschlagen.
Der Starspieler
Der große Star der Les Bleus ist zweifelsohne der Neo-Madrilene Kylian Mbappé. Er verkörpert, Technik, Geschwindigkeit und einen Torriecher wie derzeit kaum ein Anderer auf diesem Planeten. 27 Tore stehen in der abgelaufenen Ligue 1 Saison zu Buche, für die Equipe Tricolore netzte er in 79 Spielen 47-mal.
Spielt Mbappé nicht, tun sich die Franzosen schwer. Wie gesehen beim 2:2 gegen Griechenland, bei dem Mbappé nicht in der Startelf stand sondern von der Bank kam. Es war im Übrigen das einzige Unentschieden in der Qualifikation.
Die Stärken
Das Kollektiv: Didier Deschamps kann auf einen ausgeglichenen und vor allem spielstarken Kader zurückgreifen, der eine gute Balance zwischen erfahrenen Spielern und Jungstars aufweist. Deschamps gilt als ein Trainer, der das Kollektiv über den Einzelspieler stellt und bereits bei der Auswahl seiner Spieler dafür sorgt, dass die Chemie im Team stimmt. Problemkinder lässt der Franzose außen vor und beruft sie erst gar nicht ein.
Neben dem Kollektiv ist das Prunkstück sicherlich die Offensive: Neben Superstar Mbappé können die Franzosen in der etwa zusätzlich auf Antoine Griezmann, Ousmane Dembelé und Randal Kolo Muani zurückgreifen, die sinnbildlich für das schnelle und schwer zu stoppende Angriffsspiel der Franzosen stehen, das sich vor allem gegen offensiv agierende Gegner bezahlt macht. Gegen defensiv agierende Mannschaften kann Deschamps mit Olivier Giroud auf einen echten Mittelstürmer setzen. Frankreichs Offensive ist wandelbar, was viele gegnerische Trainer vor Probleme stellen wird.
Trotz Wandelbarkeit ist die Abhängigkeit von Kylian Mbappé aber nicht zu leugnen und das Team wird alles daran setzen seinen Superstar in Position zu bringen
Die Schwächen
Hier muss man im französischen Starensemble lange suchen.
Ein kleiner Schwachpunkt sind sicher die fehlenden quantitativen Optionen in der Außenverteidigung. Ein Team wie Frankreich, das seine Außenverteidiger stark in das Offensivspiel einbindet und damit beansprucht, muss aufpassen, dass man diese nicht überstrapaziert und gegen Viertelfinale/Halbfinale keine frischen Kräfte mehr hat.
Bereits in der EM-Quali hat man zudem gesehen, dass Didier Deschamps in der Defensive stark rotiert und viele unterschiedliche Formationen in Innenverteidigung und Außenverteidigung getestet hat, was dazu führen könnte, dass die Franzosen nicht so eingespielt sind wie andere Teams.
Für Mike Maignan ist es zudem das erste große Turnier als Nummer 1 im Kasten der Equipe. Wie stark sein Nervenkostüm auf oberster internationaler Bühne sein wird, werden wir im ersten Spiel der Gruppe D gegen Österreich zu sehen bekommen.
Obwohl die Franzosen im Offensivspiel wandelbar sind, tun sie sich gegen defensivstarke Teams schwer. Haben sie wenig Platz und steht der Gegner tief, werden sie zudem oft unruhig. Objektiv betrachtet werden die Österreicher damit sicher ein unangenehmer Auftaktgegner.
Fazit
Mit diesem Team ist alles andere als der Einzug ins Halbfinale eine Enttäuschung.
Die Franzosen haben eines der kompaktesten und stärksten Teams. Doch Vorsicht ist geboten – bei der EM 2020 scheiterten die Franzosen bereits im Achtelfinale an der Schweiz im Elfmeterschießen.
Das Problem damals: Die Chancenauswertung, taktisch perfekt eingestellte Schweizer und ein Yann Sommer in absoluter Höchstform.
Das Problem diesmal: Die Gruppe – Holland hat aus den beiden Niederlagen gegen Frankreich gelernt und auch das ÖFB-Team wird ein Gegner sein, den die Equipe Tricolore erst einmal bezwingen muss. Gegenpressing und hohe Laufbereitschaft sind nicht nur zwei Kriterien, die das Spiel der Österreicher auszeichnet, sondern auch zwei Dinge, die die Franzosen gar nicht mögen.
Patrick Stummer, abseits.at
Patrick Stummer
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