Frankreich und England sind die absoluten Topfavoriten auf den Titel. Dahinter zählen Portugal und Spanien zu den Mitfavoriten. Portugal Der Europameister von 2016 ist... Portugal, Spanien und Belgien: Drei „Dark Horses“ im Check

Frankreich und England sind die absoluten Topfavoriten auf den Titel. Dahinter zählen Portugal und Spanien zu den Mitfavoriten.

Portugal

Der Europameister von 2016 ist das einzige Team, das in der Qualifikation alle Spiele gewonnen hat. Für viele zählt die Mannschaft daher zum engsten Favoritenkreis, auch wenn die Quali-Gegner auf dem Papier keine schweren waren.

In einer Gruppe mit Bosnien Herzegowina, Luxemburg, der Slowakei, Liechtenstein und Island blieb die Mannschaft von Roberto Martinez makellos und lies bei 36 geschossenen Toren nur zwei Gegentore zu.

Rund um die Superstars Cristiano Ronaldo und Bruno Fernandes ist es Martinez gelungen eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen, die jeden ärgern kann. Technisch stark, schnell im Spielaufbau, kaltschnäuzig – die Portugiesen bringen alles mit, was es zum Sieg braucht. Das große Fragezeichen steht aber hinter Cristiano Ronaldo. Kann er nach zwei Jahren in Saudi Arabien noch einmal auf höchster Stufe glänzen oder fehlt dem 39jährigen mittlerweile die Durchschlagskraft?

Roberto Martinez vertraut bei dieser EM auf einen routinierten Kader, junge Spieler sind eher Mangelware, insbesondere was die Startformation betrifft. Die Mannschaft ist eingespielt und wird im Offensivspiel ein hohes Tempo gehen, in der Defensive gelten die Portugiesen ohnedies als robust. Ein spielstarkes Mittelfeld rundet eine sehr gute Mannschaft ab.

Georgien, Tschechien und die Türkei scheinen für Portugal machbare Gruppengegner. Spannend wird es erst ab dem Achtelfinale, wenn die Portugiesen auf einen ersten richtig starken Gegner treffen. Sowohl die Quali- als die auch die EM-Gruppe bescherte den Wie man Portugal schlagen kann? Indem man taktisch klug die Räume eng macht und einen Spielaufbau über Bruno Fernandes verhindert. Der Kapitän von Manchester United ist das Um und Auf in der Spielgestaltung. Schaltet man ihn aus, ist alles möglich. Vorgezeigt haben das erst kürzlich die Kroaten.

Dass die Portugiesen ein ernstes Wörtchen um den Titel mitreden können, ist klar. Qualitativ kommen sie aber an England und Frankreich nicht ganz heran.

Spanien

Manche zählen die Spanier zu den großen Favoriten auf den EM-Titel und ,zugegeben, die Iberer haben ihre Qualität, sind aber dennoch eine ziemliche Wundertüte.

Vom großen Glanz der Vergangenheit ist beim Europameister von 1964, 2008 sowie 2021 und dem Weltmeister von 2010 nicht mehr viel über über. Große Stars fehlen der Furia Roja, dafür ist das Kollektiv stark.

So präsentiert sich auch der Kader – viel Talent gepaart mit viel Erfahrung. Rund um die erfahrenen Recken Rodri von Manchester City und Dani Carvajal von Champions-League-Sieger Real Madrid hat Luis de la Fuente ein kompaktes Team gebaut, das vor allem durch sein gutes Kollektiv besticht.

Absoluter Superstar: Fehlanzeige? Für die Spanier ist dies aber nicht unbedingt ein Nachteil, da sie dadurch unberechenbarer werden. Technisch sind die Spanier seit jeher eine der Topnationen.

Wie gut die Spanier insgesamt aber tatsächlich sind, kann derzeit seriös nicht abgeschätzt werden. Die Gruppe mit Schottland, Norwegen, Georgien und Zypern hat die Furia Roja mit sieben Siegen und einem Unentschieden tadellos gemeistert.

In der Gruppe B warten jedoch mit Italien, Kroatien und Albanien gleich drei unangenehme Gegner. Ein Erreichen des Halbfinales ist daher ebenso möglich wie das Vorrundenaus, zumal die Gruppengegner den Spaniern von ihrer Spielanlage her so gar nicht liegen.

Insgesamt sind die Portugiesen noch einen Tick stärker als die Spanier anzusehen.

Belgien

Es ist die wohl letzte Chance der goldenen Generation der Belgier einen Titel zu gewinnen. Österreichs Gruppengegner in der Quali wird von vielen Experten als einer der Mitfavoriten angesehen, wiewohl die Kluft zu Frankreich, England, Portugal und Spanien eine ziemlich große ist.

Die roten Teufel sind sichtlich in die Jahre gekommen und ein großer Teil der Startformation ist älter als 30 Jahre. Mit Thibaut Courtois fehlt überdies der Held des Champions-League-Finales 2024 – zwischen ihm und Trainer Domencio Tedesco gab es dem Vernehmen nach Meinungsverschiedenheiten. Offiziell begründet wird das Fehlen des Stammtorhüters mit mangelnder Fitness auf Grund langer Verletzung.

Zentraler Mann bei den Belgiern ist der Spielmacher von Manchester City Kevin de Bruyne, der die schnellen Flügelspieler Bakayoko, Doku, Lukébakio sowie die Spitzen Lukaku und Openda bedient. Fehlt de Bruyne, fehlt es den Belgiern an Kreativität.

In der Gruppe E mit der Ukraine, der Slowakei und Rumänien treffen die roten Teufel auf machbare Gegner. Wie man die Belgier unter Druck setzen kann, haben die Österreicher gezeigt. Hohes Pressing und knackige Zweikämpfe setzen den Belgiern zu. Lässt man ihnen hingegen zu viel Platz, zieht man auf Grund der Schnelligkeit der Offensivspieler den Kürzeren.

Ein großes Fragezeichen steht hinter der Defensivabteilung. Diese ist nicht nur in die Jahre gekommen sondern muss ohne ihren Topkeeper auskommen.

Dass die Belgier den Titel holen, gilt insgesamt als eher unwahrscheinlich.

Patrick Stummer, abseits.at

Patrick Stummer