Nicht nur auf dem Börsenparkett lassen sich anhand von Kursentwicklungen Tendenzen über Gedeih oder Verderb eines Unternehmens ablesen, auch im Sport zeigen langjährige Statistiken... Gainers & Loser (2/3) – Die Verlierer in der Fünfjahreswertung des neuen Jahrtausends

Nicht nur auf dem Börsenparkett lassen sich anhand von Kursentwicklungen Tendenzen über Gedeih oder Verderb eines Unternehmens ablesen, auch im Sport zeigen langjährige Statistiken auf, in welche Richtung man sich bewegt. So auch die Fünfjahreswertung der UEFA. Abseits.at analysiert, welche Ligen in den letzten zwölf Jahren einen Schritt nach vorne gemacht haben und welche zurückgefallen sind.

Tschechien

Jahrelang stellte Sparta Prag einen Fixpunkt unter den Teilnehmern der Champions League dar, mittlerweile gelingt den Hauptstädtern jedoch nicht einmal mehr regelmäßig die Qualifikation für die Europa League. Lokalrivale Slavia geht bereits seit mehreren Jahren finanziell am Krückstock und kleinere Vereine wie Mlada Boleslav, Teplice oder Slovan Liberec, die in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts im UEFA Cup noch stets für Überraschungen gut waren, haben ebenfalls stark abgebaut. So bleiben bis auf weiteres wohl nur Schlaglichter wie das heurige Auftreten von Viktoria Pilsen, an dem sich der tschechische Fußballfan erfreuen kann, wenn es um Vereinsfußball geht.

Norwegen

Die Entwicklung in Norwegen erfolgte recht analog zu jener in Tschechien, wenn auch auf etwas niedrigerem Niveau. Der einstige Champions League-Stammgast Rosenborg Trondheim muss mittlerweile auch um die Europa League-Teilnahme kämpfen und wo einst Clubs wie Tromsø, Viking Stavanger und Brann Bergen in den Gruppenphase des UEFA Cups vordrangen, herrscht nun gähnende Leere. Da die Qualifikation mittlerweile auch nicht mehr regional ausgelost wird, haben es skandinavische Teams nun zudem schwerer, in diesen Runden Erfolge zu feiern, galt die nordische Qualifikationsgruppe doch stets als die klar schwächste.

Schottland

2003 und 2008 standen Celtic bzw. die Rangers noch im Finale des UEFA Cups, doch es konnte dieses Niveau nicht gehalten werden. Dies mag zum einen an der etwas antiquierten Spielweise liegen, andererseits ist der Markt in Schottland jedoch auch zu klein, um wirklich mit der europäischen Spitzen mithalten zu können. Dazu kommt, dass es hinter den beiden Vereinen praktisch keine Konkurrenz gibt und wenn die Glasgower Vereine dann auch auf europäischer Ebene auslassen, es düster aussieht. Heuer gelang es erstmals keinem schottischen Club, überhaupt die Hauptrunde eines UEFA-Bewerbs zu erreichen und angesichts des drohenden Ausschlusses der Rangers aufgrund ihrer finanziellen Probleme wird es wohl nicht leicht, sich von jenem 26. Platz wegzubewegen, von dem aus man in die kommende Saison startet.

Polen

Seit den guten Auftritten von Wisla Krakau, das 2004 das Achtelfinale des UEFA Cups erreichte, setzte in Polen eine negative Entwicklung ein, die auch mit der massiven Korruption in Zusammenhang stehen mag. Jedenfalls schieden die polnischen Clubs künftig auch gegen so genannte Jausengegner aus, wobei Wisla mit dem KO gegen Flora Tallinn und Qarabag Agdam besonders negativ heraus stach. Mut macht jedoch einerseits, dass sich Lech Posen zuletzt in der Europa League gut verkaufen konnte, Legia Warschau und Wisla heuer die Gruppenphase überstehen konnten und die zahlreichen Investitionen in die Infrastruktur, die nicht nur im Hinblick auf die Europameisterschaft getätigt werden.

Kroatien

Mit Dinamo Zagrebs Erreichen der heurigen Champions League beendete der kroatische Rekordchampion eine rund dreizehnjährige Durststrecke, in der kein kroatischer Vereine in der Königsklasse vertreten war (die Gruppenphase verkam jedoch zu einer einzigen Enttäuschung, Dinamo ist der Verein mit der schwächsten Bilanz in der Historie des Bewerbs). Ganz im Gegenteil, für die beiden Paradeclubs Dinamo und Hajduk Split setzte es nicht nur einmal peinliche Pleiten, der Höhepunkt war wohl Hajduks Aus mit einem Gesamtscore von 0:8 gegen Debrecen. Die kroatische Liga leidet wie viele Meisterschaften des ehemaligen Jugoslawiens unter dem Zerfall des Vielvölkerstaats, zumal mittlerweile jeder Fußballer, der annähernd über Talent verfügt, ins Ausland wechselt.

Ungarn

Die einstige Fußballweltmacht Ungarn bietet bereits seit langem ein trauriges Bild, in den letzten Jahren verschärfte sich die Situation jedoch noch einmal. Paksis Vordringen in die 3. Runde der Europa League-Qualifikation war bereits der größte Erfolg in der heurigen Saison, was demonstriert, wie tief der ungarische Fußball mittlerweile gesunken ist. Aus österreichischer Perspektive muss man mehr als froh sein, dass man nicht dieselbe Entwicklung wie der einstige Erzkonkurrent genommen hat.

Schweden

Im Gegensatz zu Norwegen waren die schwedischen Vereine auch in den letzten zwei Jahrzehnten weit davon entfernt, internationale Schlaglichter setzen zu können. Ein Grund dafür ist, dass sich die Allsvenskan als extreme Ausbildungsliga etabliert hat und so erfolgreiche Mannschaften am Ende der Saison nicht selten zerfallen und der Meister auch schon einmal gegen den Abstieg spielen muss. Daher werden Jahr für Jahr andere Clubs in den Europacup gespült und es entwickelt sich keinerlei Kontinuität – ein schwaches Abschneiden im Europacup ist nahezu die logische Konsequenz daraus.

Slowenien

Slowenien weist beinahe alle demographischen Kennzahlen betreffend rund ein Viertel Österreichs auf. Dennoch konnte man auf Nationalmannschaftsebene im letzten Jahrzehnt erheblich erfolgreich agieren und qualifizierte sich für WM und EM. Anders stellt sich die Situation im Clubfußball dar, hier wird Österreich in Interviews stets als Vorbild für die slowenische Liga genannt. Auch wenn die generelle Tendenz eine negative ist, konnte sich mit Maribor heuer immerhin erstmals ein Verein für die Europa League qualifizieren.

OoK_PS, abseits.at

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