Gainers & Loser (3/3) – Weitere Beobachtungen zur Fünfjahreswertung
Fußball international 13.April.2012 OoK_PS 0
Nicht nur auf dem Börsenparkett lassen sich anhand von Kursentwicklungen Tendenzen über Gedeih oder Verderb eines Unternehmens ablesen, auch im Sport zeigen langjährige Statistiken auf, in welche Richtung man sich bewegt. So auch die Fünfjahreswertung der UEFA. Abseits.at analysiert, welche Ligen in den letzten zwölf Jahren einen Schritt nach vorne gemacht haben und welche zurückgefallen sind.
Deutschland
Die deutsche Bundesliga erlebte zur Mitte des vergangenen Jahrzehnts eine kleine Krise, denn man lief sogar Gefahr, den damaligen fünften Platz in der Fünfjahreswertung zu verlieren. Seither setzte jedoch ein kontinuierlicher Aufwärtstrend ein, der der Bundesliga in der kommenden Saison erstmals seit vielen Jahren sogar wieder einen vierten Startplatz in der Champions League bescheren wird. In diesem Bewerb agieren die deutschen Vereine – abgesehen von Bayern München – jedoch gar nicht sonderlich erfolgreich, das Gros der Punkte wird im UEFA Cup bzw. nun der Europa League eingefahren. Trotz der guten Bilanz der vergangenen Jahre liegt der letzte Titelgewinn einer deutschen Mannschaft nun schon elf Jahre zurück, seither konnten lediglich zwei Finalspiele erreicht werden (Bremen 2009 und Bayern München 2010). Diese Bilanz ist reichlich mager, man liegt dabei sogar hinter Nationen wie Portugal und Russland zurück. So schön der Aufschwung in der Fünfjahreswertung auch sein mag, Deutschland würde dringend wieder einen Europacuptitel benötigen, denn Punkte sind das eine, Erfolge jedoch das andere.
Italien
Die Entwicklung des italienischen Vereinsfußballs verlief recht gegenläufig zu jener des deutschen. Die Serie A darf in den kommenden Jahren nur mehr drei Vereine in die Champions League entsenden, was vor allem mit der schwachen Performance in der Europa League zu tun hat. Denn immerhin konnten in den letzten sechs Jahren auch zwei italienische Clubs die Champions League gewinnen, die Europa League, die für eine gute Punktezahl jedoch von enormer Bedeutung ist, wird jedoch geflissentlich vernachlässigt. Zumeist schicken die italienischen Teams in diesem Bewerb nur die zweite Garnitur auf das Feld, da man sich für die Meisterschaft schonen möchte. Im Gegensatz zu anderen Nationen lohnt sich die Europa League für die italienischen Vertreter auch finanziell kaum, was unter anderem mit dem schlecht dotierten TV-Vertrag des italienischen Fernsehens zu tun hat. Angesichts der zumeist gähnend leeren Stadien stößt der Bewerb jedoch auch bei den Fans offenbar auf kaum Interesse. Will die einst beste Liga der Welt wieder einmal über vier Mannschaften in der Königsklasse verfügen, wird eine Konzentration auf die Europa League allerdings unerlässlich sein.
Rumänien
Rumänien ist ein klassisches Beispiel für den so genannten Jojo-Effekt. Dieser besagt, dass ein Land, das schnell im Ranking aufgestiegen ist, durch die vielen zusätzlichen Mannschaften, die dann im Europacup spielen, auch wieder rasch zurückfallen wird. Auf die Karpatenliga trifft dieses Schema ausgesprochen gut zu, denn man befand sich jahrelang rund um den 20. Platz, ehe in den Saisonen 2005/06 und 2006/07 die drei Bukarester Clubs Steaua, Dinamo und Rapid im UEFA Cup für viel Furore sorgten (Steaua wäre um ein Haar ins Finale eingezogen) und auch dank es des niedrigen Divisor von nur Drei enorm viele Punkte erreichten. Dies spülte Rumänien bis auf den siebten Platz nach vorne, so dass man künftig mit bis zu sieben Mannschaften im Europacup vertreten war. Es erscheint nur logisch, dass mit dieser Vielzahl von Vereinen das Niveau nicht gehalten werden konnte und der Rückfall erfolgte, man kam nun wieder rund um den 20. Platz zu liegen, zumal auch die Spitzenclubs nicht mehr jene guten Ergebnisse wie noch vor wenigen Jahren einfahren konnten. Profitiert haben von dieser Entwicklung unter anderem die Überraschungsmeister Unirea Urziceni (mittlerweile aufgelöst) und Oțelul Galați, die sich direkt für die Champions League qualifizierten.
Bulgarien
Auch Rumäniens Nachbar Bulgarien erlebte bis vor wenigen Jahren einen Aufschwung, wenn auch nicht im selben Ausmaß. Verantwortlich dafür war das Dreigestirn Lewski Sofia, CSKA Sofia und Litex Lovech, das sich über mehrere Jahre stets in einer Gruppenphase wieder fand, Lewski stand 2006 sogar im Viertelfinale des UEFA Cups und spielte im Jahr darauf in der Champions League. In den letzten Jahren wurde der Aufwärtstrend jedoch jäh gestoppt und Bulgarien wird sich zu Beginn der kommenden Saison nur knapp über dem 30. Platz wieder finden. Die Gründe dafür sind vielschichtig, einer von ihnen ist jedoch zweifelsfrei, dass bei den Topclubs keine Kontinuität mehr herrscht, gerade bei den Vereinen aus Sofia werden die Trainer nahezu im Monatstakt gewechselt. Dass sich unter solchen Bedingungen kaum mehr Erfolge einstellen, erscheint logisch.
Serbien
Serbien ist ein weiteres Land, in dem der Unterschied zwischen Nationalmannschaft und Liga besonders groß ist – ähnlich wie beispielsweise in Kroatien oder Schweden. Die Performance der ehemaligen europäischen Schwergewichte Partizan und Roter Stern Belgrad ist alles andere als berauschend, auch wenn Partizan 2004/05 und 2010/11 die Champions League erreichte. Dies sind aber auch schon die einzigen positiven Schlagzeilen, die der Hauptstadtfußball liefern konnte, denn in den letzten Jahren schied Roter Stern jeweils bereits in der sommerlichen Qualifikation aus und dies gegen Vereine wie Slovan Bratislava, Slavia Prag und APOEL Nikosia. Auch Partizan verabschiedete sich heuer bereits im Europa League-Playoff, der irische Verein Shamrock Rovers war zu stark. Die Gründe für den Niedergang des serbischen Clubfußballs liegen recht deutlich auf der Hand. Nach dem Zerfall Jugoslawiens ist das Land zu klein und wirtschaftsschwach, um über eine starke Liga zu verfügen. Die Infrastruktur ist marode und nahezu jeder junge Spieler trachtet danach, so schnell wie möglich in das Ausland zu wechseln, wo die Bedingungen auch abseits der Topligen deutlich besser als in der Heimat sind.
OoK_PS, abseits.at
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