Gregory Sertic unter der Lupe (1) – Seine bisherige Karriere und sein Aufbauspiel
Fußball international 15.Februar.2014 Rene Maric 1
Eine kurze Zeit lang war er notentechnisch der beste Spieler der Ligue 1, obwohl er international ein unbeschriebenes und unbekanntes Blatt ist. Gregory Sertic rangierte bei WhoScored.com vor Akteuren wie Zlatan Ibrahimovic oder Falcao und zeigte zu Saisonbeginn und Mitte der Hinrunde einige tolle Leistungen. Aktuell ist es wieder etwas stiller um ihn geworden, obwohl er nach wie vor gute Leistungen bringt und zu den besten Spielern der bisherigen Saison in Frankreich gehört. Dabei könnte der Franzose mit kroatischen Wurzeln bei der Weltmeisterschaft sogar eine interessante Rolle spielen; seit Juni 2013 ist er für die kroatische Auswahl einsetzbar.
In diesem zweiteiligen Artikel werden seine Fähigkeiten kurz inklusive Videoanalysen und Spielerporträt präsentiert und eine mögliche Rolle in der kroatischen Nationalmannschaft aufgezeigt.
Durchbruch nach Positionswechsel
Als Riesentalent galt Sertic nie. Insgesamt kam er in seiner Jugendzeit auf nur fünf Nationalmannschaftseinsätze bei der U21 Frankreichs, setzte sich bei Bordeaux erst ab 2011 im Alter von 22 Jahren durch, war allerdings nie unumstrittener Stammspieler bis zu dieser Saison. Die Ursache dafür lag auch an seiner Position. In der Jugend und in seiner Anfangszeit als Profifußballer spielte er nicht immer im zentralen defensiven Mittelfeld, sondern fungierte einige Male auch als Flügelläufer, als Zehner oder gar als Mittelstürmer.
Auf der Sechser oder Achter-Position wurde er eigentlich erst nach seiner Rückkehr von einer Leihe in Lens in der Saison 2010/11 eingesetzt, seit der vergangenen Saison geschieht dies regelmäßig und ohne längere Wechsel auf den Flügel. Zum durchgehend gesetzten Stammspieler reichte es sogar erst diese Saison. Zurzeit hingegen zeigt er, wie er vom Spiel auf den Flügel oder auf der Zehn profitiert hat, da er einige kreative Elemente im Bewegungs- und Passspiel einbringt.
Flügelstürmeraspekte im zentralen Mittelfeld
Im Aufbauspiel und beim Übergang vom ersten ins zweite Drittel zeigt Sertic immer wieder seine Ausbildung auf dem Flügel und gewisse Elemente, die charakteristisch für einen Flügelstürmer sind. So ist er manchmal ein wenig undiszipliniert in der Positionsfindung. Das bedeutet, dass er gelegentlich zu früh und zu aggressiv im Kombinationsspiel nach vorne rückt. Für einen Sechser ist dies allerdings eine ambivalente Eigenschaft.
Sehr oft ist diese Risikobereitschaft im Aufrücken praktisch für das Team, da er Räume öffnet, die gegnerische Formation nach hinten drückt, eine Verbindungsstelle in den Zwischenlinienraum gibt oder schlicht für den zweiten Sechser am Mittelkreis Räume eröffnet. Insbesondere bei guter Umsetzung kann er dadurch seinen Mitspielern mehr Optionen geben, nimmt ihnen Druck weg und die Mannschaft wird trotz des Risikos nicht weniger stabil, sondern mehr. Gleichzeitig hat er allerdings Probleme die Balance beizubehalten.
Sein Bewegungsspiel hat aber nicht nur im Aufrücken einige Flügelstürmeraspekte enthalten, sondern auch in der Richtung seiner Läufe. Er orientiert sich gerne in die Halbräume oder auf die Flügel, um dort Bälle zu erhalten und unterstützend zu agieren.
Eine unspektakuläre, doch interessante Szene gibt es hier, welche diese Bewegung Sertics im Aufbauspiel zeigt.
Zuerst schiebt er intelligent nach vorne, um eventuell Raumgewinn zu verbuchen und sich höher anzubieten. Aus dieser Position im Halbraum lässt er sich während Bordeaux´ Zirkulation auf den Flügel fallen, wo er dann den Ball erhält. Er beteiligt sich wieder intelligent an der Ballzirkulation, sein Mitspieler spielt ihm jedoch im weiteren Spielzugsverlauf einen Fehlpass zu, woraufhin Sertic aber sofort versucht ins Gegenpressing zu gehen.
Diese Szene zeigt aber auch einen anderen Aspekt, der ihm wohl aus seinen Einsätzen als Flügelstürmer nachhängt.
Simplizität und Linearität in der Entscheidungsfindung
Gelegentlich ist Sertic nämlich zu simpel in seinen Pässen und Bewegungen. Er versucht selten allzu strategisch zu wirken oder Situationen über komplexe Bewegungsmuster zu verändern und aufzulösen. Stattdessen bespielt er meistens die logischen Komponenten in der aktuellen Staffelung seiner Mannschaft und des Gegners. Dies ist ebenso wie das Bewegungsspiel ein ambivalenter Aspekt. Natürlich fehlt es ihm bisweilen an dem nötigen Verständnis für mögliche Optionen in der Ballzirkulation, die erst langfristig Wirkung entfalten (wie es z.B. Barcelonas Xavi hervorragend beherrscht).
Dafür kann Sertic aber manchmal auch einfach sehr effektiv offene Räume simpel bespielen, was zu schnellem Raumgewinn und Stabilität dabei führt. Auch tödliche Pässe durch Schnittstellen entstehen dann dadurch, wie die folgende Szene zeigt.
Sertic setzt sich zuerst im Dribbling durch, woraufhin er eine minimale Schnittstelle hervorragend bespielt. Sein Mitspieler erhält den Ball aus einer ungünstigen Position und kann verwerten, was natürlich nicht an Sertic liegt – wobei man anmerken muss, dass er seinem Mitspieler durch seine Handlungsschnelligkeit und die perfekte Passgewichtung ideale Voraussetzungen gegeben hat.
Dieser Pass zeigt auch, dass er wegen dieser Logik in seiner Entscheidungsfindung oftmals nicht nur einfache, sondern auch riskante, aber eben auf der Hand liegende Passmöglichkeiten anvisiert. Ähnliches ist auch bei diesem Pass der Fall, obwohl dieser überaus kreativ und intelligent ist, zusätzlich benötigt man eine gute Übersicht dafür.
Nach Pressing von Girondins kommt der Ball zu Sertic, der ihn aber nicht stoppen kann. Obwohl der Ball von seinem ursprünglichen Sichtfeld wegrollt, er ihm hinterherlaufen muss und ein Akteur des Gegners ihn verfolgt, kann Sertic mit einem sehr schönen und intelligenten Vertikalpass sofort nach vorne spielen. Er sichert daraufhin auf links ab, der Ball kommt wieder zurück, woraufhin Sertic abermals einen solchen Pass spielt.
Trotz solcher Szenen ist er dennoch einige Male schlicht zu simpel in seiner Denkstruktur, was im Aufbauspiel für seine Mitspieler gut ist und für eine passable Ballzirkulation sorgt. Außerdem hat er beim Ab- und Herauskippen ein sehr gutes Timing, ist hier beweglich und eine gute Unterstützung für die Abwehr, aber manchmal führen seine Eigenschaften gegen kompakte Gegner zu mangelnder Infiltration der gegnerischen Formation.
Selbst bei den nahezu als immer strategisch intelligent geltenden Spielverlagerungen und Seitenwechseln ist es meistens so, dass sie schlicht in Ermangelung an anderen Alternativen und der klar erkennbaren Hintergründe für einen solchen Pass ausgeführt werden.
Als Plus muss ihm aber ausgelegt werden, dass er eine potenziell sehr gute Passtechnik hat und schöne Pässe spielt. Dafür schätzt aber manchmal die Spielsituation für sich und seine Mitspieler nicht ordentlich ein, was die Pässe riskant macht und sie sogar zu lässig wirken.
Jedoch hat Sertic nicht nur sein Pass- und Bewegungsspiel, was ihn diese Saison bei Bordeaux so wichtig gemacht hat. Die Ursache, wieso er oft als Flügelstürmer agierte, ist nämlich sein gutes Dribbling, welches wir uns im nächsten Teil widmen werden.
René Maric, www.abseits.at
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Rene Maric
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