Viele junge österreichische Talente zieht es zu Beginn ihrer Karriere nach Italien, dieser Artikel beschäftigt sich mit der Frage, ob das ein Schritt nach... „Bella Italia“ oder Sackgasse für österreichische Talente? – Eine Frage der Disziplin!

Viele junge österreichische Talente zieht es zu Beginn ihrer Karriere nach Italien, dieser Artikel beschäftigt sich mit der Frage, ob das ein Schritt nach vorne oder zurück ist. Schon seit einigen Jahren bildet Italien das zweitgrößte österreichische Legionärskontingent, vor unserem südlichen Nachbarn liegt nur Deutschland. Allerdings werden die heimischen Legionäre in Italiens zwei höchsten Spielklassen weniger: Waren es Anfang der Saison 2010/11 noch 10 Legionäre, ist es heute nur noch die Hälfte. Wie haben sich ehemalige Italien-Legionäre entwickelt und was machen sie heute? Welche Probleme gibt es für einen jungen Spieler in Italien? Der folgende Artikel versucht, diese Fragen zu beleuchten und ihnen auf den Grund zu gehen.

Es werden weniger..

In der Saison 2009/10 waren zehn Österreicher in Serie A und B des italienischen Klubfußballes engagiert: Alexander Manninger, György Garics, Marko Arnautovic und Erwin Hoffer waren damals die vier rot-weiß-roten Vertreter der höchsten Spielklasse im „Stiefelland“. In der Serie B standen damals Jürgen Säumel, Marko Stankovic, Thomas Pichlmann, Daniel Wolf, Dieter Elsneg und Robert Gucher unter Vertrag. Zwei Jahre später sind in der Serie A noch Manninger und Garics verblieben, in Italiens zweithöchster Spielklasse stehen neben Thomas Pichlmann nun Jürgen Prutsch und Marco Büchel unter Vertrag. Der Abbau an österreichischen Talenten in Italien ist damit erklärt, dass sich viele Talente einfach nicht durchsetzten konnten. Nun stellt sich allerdings die Frage: Was passierte mit den ehemaligen Italien-Legionären?

Heimkehr oder Legionärshochburg

Österreich:

Die meisten damaligen Italienlegionäre sind mittlerweile nach Österreich zurückgekehrt und spielen jetzt bei ihren Vereinen eine mehr oder weniger wichtigere Rolle:

Jürgen Säumel:

Nach einem halben Jahr in der zweiten deutschen Liga beim MSV Duisburg kehrte Jürgen Säumel im August 2011 zurück zu seinem Heimatklub Sturm Graz. Der Marktwert des 27-Jährigen fiel in seiner Zeit in Italien von 2 Millionen Euro auf nur noch 500.000 Euro, seit seinem Engagement beim SK Sturm ist der Marktwert wieder gestiegen. Säumel ist dennoch einer der wenigen Spieler, der seine Auslandserfahrung durchwegs positiv sieht, obwohl er oft vom Verletzungspech verfolgt war. Bei Sturm Graz schaffte es der Linksfuß auf Anhieb wieder zum Stammspieler, durch zwei Muskelfaserrisse wurde er allerdings wieder jeweils einen Monat außer Gefecht gesetzt.

Marko Stankovic:

Der 25-jährige Stankovic stand von 2009 bis 2010 für eineinhalb Spielzeiten bei US Triestina unter Vertrag, wobei sich der Wechsel für ihn eher weniger auszahlte. Stankovic kam in 22 Spielen für den Zweitligisten zum Einsatz, wobei es sich zumeist nur um Kurzeinsätze handelte. Richtig durchsetzten konnte sich der gebürtige Kremser in der Serie B nicht, in einem „Kurier“ – Interview sagte er vor kurzem, dass er „jungen Spielern davon abraten“ würde. Heute ist der Offensivspieler bei der Wiener Austria unter Vertrag, wo er zumeist als Joker zum Zug kommt.

Daniel Wolf:

Wolf spielte von 2007 bis 2011 beim FC Piacenza in der Serie B, wobei er 50-mal eingesetzt wurde. Der 26-Jährige war bei Piacenza zumeist gesetzt und war regelmäßig in der Startformation zu finden. Nach seinem Italien-Abenteuer kehrte Wolf 2011 zurück nach Österreich, wo er bei der Admira unter Vertrag stand und mittlerweile zum SC Wiener Neustadt gewechselt ist. Bei den Neustädtern absolvierte Wolf 16 der möglichen 19 Spiele und ist als Stammspieler gesetzt.

Dieter Elsneg und Robert Gucher:

Die beiden Steirer wechselten 2008 zu Frosinone Calcio in die Serie B, mittlerweile spielen beide auf Leihbasis beim Kapfenberger SV in der heimischen Bundesliga. Elsneg wurde 2009 für ein halbes Jahr an Sampdoria Genua in die Serie A verliehen, um dann im Jahr 2010 auf Leihbasis für 4 Jahre zu Kapfenberg zu wechseln. Gucher wechselte im Jahr 2010 zum CFC Genua, von wo er wieder zurück zu seinem alten Verein Frosinone Calcio verliehen wurde. Im Jahr 2011 wurde Gucher dann für 1 Jahre ebenfalls an den SV Kapfenberg verliehen. Bei den Steirern kommt sowohl Elsneg als auch Gucher regelmäßig zum Einsatz.

Deutschland

Mit Marko Arnautovic und Erwin Hoffer stehen zwei der damaligen Italien-Legionäre heute bei einem  Verein in der Legionärshochburg Deutschland unter Vertrag:

Marko Arnautovic:

Der 22-Jährige war in der Saison 2009/10 auf Leihbasis von Twente Enschede zum späteren Sieger der Champions League, Inter Mailand,  gewechselt. Aufgrund seiner oftmals unprofessionellen Einstellung im Training kam Arnautovic allerdings nur 3 Kurzeinsätzen bei Inter und wechselte Ende der Saison zu Werder Bremen. Bei den Bremern unterschrieb Arnautovic einen Vierjahresvertrag, wie immer fällt er allerdings eher abseits des Platzes auf anstatt seine Leistung zu bringen. Zu selten lässt der 22-Jährige sein Talent aufblitzen und kommt dadurch meist nur zu Kurzeinsätzen unter Trainer Thomas Schaaf.

Erwin Hoffer:

Der schnelle Stürmer wechselte 2009 nach einer fulminanten Saison mit dem SK Rapid nach Italien zum SSC Napoli. Bei den in der Serie A spielenden Neapolitanern konnte sich Hoffer allerdings nie durchsetzten und brachte es in der ganzen Saison 2009/10 nur zu 8 Kurzeinsätzen. In der darauffolgenden Saison wurde Hoffer zum Bundesliga-Aufsteiger Kaiserslautern verliehen, wo er sich allerdings keinen Stammplatz erkämpfen konnte. In 24 Spielen für die Pfälzer erzielte der 24-Jährige immerhin fünf Tore. In der darauffolgenden Saison wurde Hoffer an Eintracht Frankfurt in die zweite deutsche Liga verliehen, wobei er bis dato bei 12 Spielen und 4 Treffern steht.

Fazit

Von den 7 Spielern die in der Saison 2009/10 noch in Italien spielten, konnte sich keiner so richtig durchsetzten. Der Großteil (5) kehrten wieder nach Österreich zurück und versuchen derzeit bei einem Bundesligaverein ihr Glück, die anderen beiden Spieler kämpfen derzeit in Deutschland um einen Stammplatz. Damit ist die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Wechsels nach Italien noch nicht geklärt, allerdings hatten diese Spieler sicherlich schon vor zwei Jahren das Talent bei einem österreichischen Bundesligaverein zu spielen, womit sich der Wechsel nicht unbedingt rentiert hätte.

Problemstellung

Die größten Probleme für Legionäre in Italien sind sicherlich der Nationalstolz der Italiener und der, in Italien sehr exzessiv betriebene, Trainerwechsel. Für einen jungen Spieler ist es demnach sehr wichtig schnell die Sprache zu erlernen um nicht zum Außenseiter zu avancieren. Die Italiener halten zusammen, so berichtet zum Beispiel Marko Stankovic im Kurierinterview: „Wenn du einen aus der Mannschaft spielst, kann es passieren, dass sie dir im Training keinen Ball mehr zuspielen.“ Der ständige Trainerwechsel ist zudem ein Problem, da sich vor allem junge Spieler beim Trainer zuallererst einen Namen machen müssen. Wenn dann, wie Stankovic berichtet, vier Mal in einer Saison der Trainer gewechselt wird, gestaltet sich das alles andere als einfach. Hinzu kommt, dass in Italien oft ein taktisch disziplinierter Spieler einem talentierteren vorgezogen wird, auch dieser Umstand kommt eher älteren, erfahreneren Spieler zugute und ist für talentierte Spieler oftmals ein Problem.

Allgemein ist es sicherlich eine gute Erfahrung für einen jungen Spieler, eine Saison in Italien zu spielen, trotzdem sollte man sich, vor allem als junger, talentierter Kicker, einen Wechsel in die italienische Liga genau überlegen und sich vielleicht zuerst einen Stammplatz in der österreichischen Bundesliga erkämpfen.

Michael Prügl, www.abseits.at

Michael Prügl

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