3:0 im Spitzenspiel: Juventus dominiert Roma ohne Ball und baut Tabellenführung aus
Italien 6.Januar.2014 Alexander Semeliker 1
Der erste Spieltag im neuen Jahr brachte in der Serie A ein absolutes Topspiel. Tabellenführer Juventus empfing den Zweiten, die AS Roma. Die „alte Dame“ fügte mit einem 3:0-Sieg den Hauptstädtern dabei nicht nur die erste Saisonniederlage zu, sondern bauten die Tabellenführung auch aus. Acht Punkte beträgt der Vorsprung nun.
Die Gäste aus Rom kamen gut in die Partie und übernahmen von Anfang an das Kommando und hatten deutlich mehr Ballbesitz – zeitweise über 65%. Doch gefährlich wurden sie dadurch kam. Juve hingegen ging mit der ersten gefährlichen Aktion durch Arturo Vidal in Führung. Unmittelbar nach dem Seitenwechsel legte Leonardo Bonucci das 2:0 nach, womit das Spiel vorzeitig entschieden war. Mirko Vucinic sorgte per Elfmeter für den Endstand.
Beide Teams mit gewohnter Startelf
Die Grundformationen, in der die beiden Teams in die Partie gingen, waren die zu erwartenden. Antonio Conte schickte sein Team im nominell stärksten 3-5-2 auf das Feld. In der Abwehr agierten dabei neben Bonucci Giorgio Chiellini und Andrea Barzagli, die mit je sieben klärenden Aktionen hauptverantwortlich dafür waren, dass Roma kaum zu Abschlüssen im Sechszehner kamen. Dreiviertel der Schüsse der Gäste kamen außerhalb des Strafraums. Auf der anderen Seite des Spielfelds kristallisiert sich das Duo Carlos Tevez und Fernando Llorente als erste Wahl im Sturm heraus.
Die Roma agiert unter Rudi Garcia, wie schon unter Zdenek Zeman letzte Saison, aus einer 4-3-3-Grundformation heraus. Allerdings ist es Garcia gelungen, mehr defensive Stabilität in das Spiel der Giallorossi zu bringen. Wichtig dafür waren vor allem die beiden Neuzugänge Mehdi Benatia – mittlerweile einer besten Innenverteidiger der Liga – und Kevin Strootman. Der Niederländer ist physisch stark und gut im Zweikampf, aber auch am Ball äußerst zuverlässig.
Romas Mannorientierungen öffnen Mitte
Dem gegenüber stand mit Arturo Vidal ein ebenfalls kompletter Mittelfeldspieler, für viele sogar der kompletteste der Welt. In diesem Spiel ging der Chilene, wenn sein Team in Ballbesitz war, immer wieder diagonal nach außen und stand situativ vor dem rechten Flügelverteidiger, der üblicherweise sonst für die Breite im Spiel der Bianconeri zuständig ist. Mit diesem Ausweichen zog Vidal Strootman aus der Mitte heraus, was die Roma vor Probleme stellte. Miralem Pjanic ging nämlich bei gegnerischem Ballbesitz auf Andrea Pirlo.
Dadurch nahm man diesen zwar aus dem Spiel – in der ersten Halbzeit spielte der 34-Jährige nur 23 Pässe -, allerdings musste so Daniele De Rossi verstärkt nach rechts schieben, um auf Paul Pogba bei dessen Vorstößen gehen zu können. Da die zentralen Roma-Mittelfeldspieler relativ weit auseinander standen, konnte Juve im Spielaufbau vertikal in die Spitze spielen. Insbesondere der zurückweichende Tevez wurde dabei gesucht, um dessen starkes Verbindungsspiel nutzen zu können. Dieses konnte man unter anderem auch beim 1:0 sehen, wo das Zuspiel aber von der Seite kam.
Juves Dreierkette und deren Schwäche
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man eher das Gefühl, dass die Roma in Führung gehen würde, da diese wie eingangs erwähnt gut in die Partie starteten. Dabei bespielten sie vor allem die Schwächen von Juves Dreierkette. Diese ist auf den Außen nur einfach besetzt, während man selbst auf jeder Seite zwei offensiv ausgerichtete Akteure hatte und so diese Zonen überladen konnte.
Die Flügelverteidiger der Gastgeber, insbesondere Stephan Lichtsteiner, drängen zudem bei eigenem Ballbesitz nach vorne, was dem Gegner nach Ballverlusten Platz auf den Seiten gibt. So entstand auch die erste Chance der Römer nach einem Umschaltmoment, als Adem Ljajic bei einem Überzahlkonter im Eins-gegen-Eins an Gianluigi Buffon scheitere. Der Bruch im Spiel der Roma kam genau genommen aber bereits vor dem 1:0.
Tiefere Staffelung nimmt Roma Stärken
Juve bzw. Conte – in einer Szene sah man, wie er sich mit Co-Trainer Angelo Alessio intensiv austauschte – erkannte, dass man der Roma den Ballbesitz nicht streitig machen konnte und man stellte die Spielweise um. Juve stand fortan tiefer in einem kompakten Block mit dem Ziel das Zentrum zuzumachen bzw. den Weg zum Tor zu versperren. Spielte die Roma in die Mitte zogen sich die Schwarzweißen zusammen und eroberten den Ball. Interessanter war aber die Vorgehensweise, wenn die Roma über die Seite kommen wollte.
Hier sieht man eine beispielhafte Szene. Im roten Bereich ließ Juve die Roma spielen, kam ein Pass in die Mitte (weiß) oder wurde die Seite gewechselt, wurde sofort attackiert. Juve stand grundsätzlich in einem 5-3-1-1, wobei der ballnahe Achter herausschob. Der hängende Stürmer ging im Gegenzug etwas zurück um einen flach gespielten Querpass abfangen zu können. Deshalb musste die Roma entweder hinten herum spielen oder einen hohen Wechselpass spielen.
Der ballferne Achter rückte dann schnell raus um den Außenverteidiger zu unterstützen und einen Rückpass zu erzwingen oder den Ball zu erobern. Besonders Vidal war in dieser Hinsicht mit sieben Tackles überragend. Aufgrund der tiefen gegnerischen Formation konnte die Roma somit die Antrittsstärke der Außenspieler nicht einsetzen. Das zeigt sich unter anderem auch darin, dass Maicon als Außenverteidiger neun lange Bälle spielte – und das meist quer oder nach hinten.
Halbzeit zwei: Schnelles Tor, Umstellungen und rote Karten
Die zweite Halbzeit war zwar ereignisreicher, aus taktischer Sicht aber weniger spannend. Nach dem zweiten Gegentreffer stellte Garcia mit der Hereinnahme von Mattia Destro für Miralem Pjanic auf ein 4-2-3-1 um, wodurch aber Strootman weniger zur Geltung kam. Andererseits brachte Garcia mit Vasilis Torosidis einen Außenverteidiger, der sich mehr zutraute als der junge Dodo. Zwingender wurde man dadurch allerdings auch nicht. Und so hatte Juve keine Probleme den zehnten Sieg in Serie nach Hause zu spielen – vor allem, nachdem De Rossi und Leandro Castan innerhalb von zwei Minuten jeweils Rot sahen.
Alexander Semeliker, abseits.at
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