3:3 im San Paolo – Juventus kämpft sich nach 0:2-Rückstand zurück
Italien 2.Dezember.2011 Alexander Semeliker 0
Juventus bleibt nach dem Nachtragsspiel der 11. Runde weiter das einzige ungeschlagene Team in der italienischen Serie A. Beim SSC Napoli erkämpfte sich die Mannschaft von Antonio Conte in einem spektakulären Spiel ein 3:3-Unentschieden.
Die erste Hälfte war im Stadio San Paolo eine klare Angelegenheit für die Hausherren, die sich nach einer Viertelstunde sogar den Luxus leisteten einen Elfmeter zu verschießen. Nachdem Pirlo Lavezzi im Strafraum zu Fall brachte, verwandelte Spielmacher Hamsik zunächst sicher ins linke Eck. Als bereits die Tormusik aus den Stadionlautsprechern dröhnte zeigte sich Schiedsrichter Tagliavento jedoch als Spaßbremse und ließ den Strafstoß wiederholen, weil Chiellini zu früh den Sechzehnmeterraum betrat. Den zweiten Versuch donnerte der Slowake über die Latte. Napolis Nummer 17 war es dann auch, der die Hellblauen in der 22. Minute in Führung brachte. Nach einem Freistoß von Lavezzi konnte der 24-Jährige unbedrängt aus fünf Metern einköpfen. Den 2:0-Halbzeitstand besorgte Pandev nachdem Pirlo den Ball am eigenen Sechzehner nicht klären konnte.
Cavani muss passen, Conte überrascht mit neuem System
Der Mazedonier stürmte an vorderster Front in Napolis traditionellem 3-4-2-1-System, da Topstürmer Edinson Cavani wegen einer Unterschenkel-Verletzung fehlte. Doch nicht nur wegen seiner zwei Tore ersetzte Pandev den Nationalspieler Uruguays ausgezeichnet. Das Sturmtrio rotierte viel und brachte so ein ums andere Mal Unordnung in Juves Hintermannschaft. Im Vergleich zum 1:1 bei Atalanta am Wochenende stellte Napolis Trainer Walter Mazzarri auch im Mittelfeld um. Zentral kehrte Inler statt seines Schweizer Landsmanns Dzemaili zurück in die Startelf, links erhielt Zuniga den Vorzug gegenüber Dossena und die rechte Außenbahn beackerte Italiens Nationalverteidiger Maggio.
Vor allem in Letzterem sah Juventus-Coach Conte eine große Bedrohung. Und so stellte der ehemalige Juve-Spieler sein System komplett um. Statt des üblichen 4-4-2-Systems ließ der 42-Jährige seine Mannschaft mit einer Dreierabwehr und fünf Mittelfeldspielern davor auflaufen. Linksverteidiger Chiellini rückte dabei weiter ins Abwehrzentrum und anstatt des gesperrten Marchisio lief Sommer-Neuzugang Estigarribia zum zweiten Mal in der schwarz-weißen Startelf auf.
Maggio gegen Estigarribia – das Schlüsselduell
Conte sollte durchaus Recht behalten was seine Einschätzung gegenüber Napolis rechter Seite betrifft. Maggio war an allen drei Toren der Neapolitaner beteiligt. Zwar fiel das erste Tor nach einer Standardsituation, bei der die Fehler in aller Regel nicht auf die Grundformation zurückzuführen sind, und das zweite nach einem gewonnen Zweikampf, der allerdings durch starkes Pressing erzwungen wurde. Dennoch lässt es sich ausschließen, dass Juves Defensive Maggio im Griff hatte und sie bei den Gegentreffern schwere individuelle Fehler beging.
Der orientierungslose Chiellini lässt seinen Gegenspieler davonziehen. Hamsik hat in der Folge aus fünf Metern keine Probleme das Leder im Kasten unterzubringen. Nicht minder schwer war die Fehlerkette beim 3:1.
Nachdem Maggio 20 Meter vor dem eigenen Tor den Ball erobert und den Turbo zum Gegenschlag zündet, schauen vor allem Juves Mittelfeldspieler nur zu und traben gemütlich zurück. An der Eckfahne ist es dann erneut Chiellini, der eine unglückliche Figur macht und den durchgebrochenen Maggio nur halbherzig attackiert. Die Hereingabe kann Pandev nach einer sehenswerten Ballannahme verwerten. Doch es war nicht alleine Maggio, der die linke Abwehrseite der alten Dame forderte. Hugo Campagnaro, nominell als rechter Innenverteidiger in der Dreierkette aufgeboten, interpretierte seine Rolle recht offensiv, wie man anhand der folgenden Grafik erkennen kann.
Conte erkannte, dass vor allem die linke Seite seiner Verteidigung immer wieder Probleme mit den Vorstößen Napolis hatte und beorderte, nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidgung“, Estigarribia auf eine weitaus offensivere Position – quasi Linksaußen – um Maggio hinten zu binden. Zusammen mit der Grundidee, dass Vucinic vermehrt über die rechte Seite kam und Matri zentral gegen Cannavoro spielte, zeigte Juve in der Folge zusehends die Flügel-Anfälligkeit einer Dreierabwehr auf.
Dadurch, dass Maggio in die Defensive gedrängt wurde neigte Campagnaro, dessen eigentlicher Gegenspieler, Matri, im Zentrum verweilte, dazu weit nach links zu ziehen. So auch bei Juventus ‘ Anschlusstreffer in der 48. Minute.
Zunächst lockt Vucinic Aronica aus der Dreierkette heraus und kann nach gewonnenem Zweikampf den völlig freistehenden Vidal anspielen.
Danach schaltet der Montenegriner schnell um und sprintet in den freien Raum hinter der Abwehr. Somit zieht er Campagnaro mit und verschafft seinem Mitspieler Platz. Den perfekt getimten Pass von Vidal kann Matri schließlich problemlos einschieben.
Fazit
Napoli brachte sich zum Teil selbst um die bis zu diesem Zeitpunkt durchaus verdiente 3:1-Führung. Vor allem die taktische Zuordnung im zentralen Mittelfeld brachte die eigene Hintermannschaft in Bedrängnis, wie man am obigen Beispiel sehen kann. Juventus hingegen bewies Moral, kam durch Estigarribia und Pepe doch noch zum Ausgleich und drängte in der Schlussphase sogar auf den Sieg. Letztlich lief es aber auf eine leistungsgerechte Punkteteilung hinaus. La Vecchia Signora lacht damit weiter von der Tabellenspitze und zeigt, dass man in dieser Saison ernsthaft um den Scudetto mitspielen kann.
axl, abseits.at
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Alexander Semeliker
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