Dank überragendem Cavani – Napoli besiegt Lazio 3:0
Italien 27.September.2012 Alexander Semeliker 0
Am fünften Spieltag der italienischen Serie A empfing die SSC Napoli im heimischen Stadio San Paolo Lazio. Gegen die Römer wollten die Azzurri ihre aktuelle Serie – seit Saisonbeginn ungeschlagen – fortsetzen und es gelang ihnen. Mit einer 3:0-Packung schickte Napoli seinen Gegner zurück in die Hauptstadt. Überragender Akteur des Spiels war Stürmerstar Edinson Cavani, der alle Tore des Abends erzielte und es sich sogar leistete einen Elfmeter zu verschießen.
Zu Beginn des Spiels stand aber Cavanis Pendant aufseiten Lazios, Miroslav Klose, im Mittelpunkt. Der Deutsche erzielte nach einem Eckball das vermeintliche 1:0. Auf Anfrage von Schiedsrichter Banti gab er jedoch zu, dass er den Ball mit der Hand ins Tor beförderte. Danach war alles angerichtet für die große Cavani-Show. Zunächst fand ein abgefälschter Schuss den Weg ins Netz, danach machte er mit zwei Kontertoren den Hattrick perfekt.
Klassisches Kontersystem
Napoli-Coach Walter Mazzarri nahm zu Beginn der Saison eine kleine Änderung am ursprünglichen System seiner Mannschaft vor. In der letzten Spielzeit agierte man aus einer 3-4-2-1-Grundordnung heraus, nach dem Abgang von Lavezzi wurde aber etwas nachjustiert. Mittlerweile sieht die Formation der Neapolitaner zwei Sturmspitzen vor, während Hamsik dahinter tiefer agiert. Die Übergänge vom 3-4-2-1 zum neuen 3-4-1-2 sind freilich fließend, in diesem Spiel zeigte sich aber, dass auch geringfügige Anpassungen weitergehende Konsequenzen haben können. Ansonsten blieb die Philosophie des letztjährigen Fünften dieselbe. Mit einer Dreierkette, die von Campagnaro, Kapitän Cannavaro und Neuzugang Gamberini gebildet wird, sowie zwei Sechsern, flankiert von zwei klassischen wing-backs, liegt das Hauptaugenmerk weiterhin auf der Defensive. Der Erfolg soll über schnelle Konter eingefahren werden.
Fluides Mittelfeld
Lazios Spielweise unter dem neuen Trainer Vladimir Petkovic charakterisiert sich vor allem durch ein fluides Mittelfeldzentrum. Kapitän Ledesma gibt zwar den klassischen Sechser vor der Abwehr, die beiden Achter Hernanes und Mauri sorgen aber für eine flexible Spielanlage. Ein weiteres markantes Merkmal ist die starke Asymmetrie. Auf der rechten Seite positioniert sich Außenverteidiger Konko sehr hoch, während Candreva eher die Tormitte als die Grundlinie anzieht. Dem gegenüber stehen die defensiv ausgerichteten Cavanda und Lulic, die zusammen nur vier Flanken schlugen. Zum Vergleich: das Tandem Konko-Candreva kam auf 19. Neben zu laschem Verteidigungsverhalten wurde Lazio jedoch genau diese Asymmetrie zum Verhängnis.
Napoli trotzt Nachteilen der Dreierkette
Gemäß den Formationen waren also die Hotspots schnell ersichtlich und Lazio war eigentlich auf dem Papier gut gerüstet um die Schwächen von Napolis Dreierkette ausnützen zu können. Der Plan Lazios sah vor den gegnerischen Abwehrriegel über die Seiten mit Flanken zu knacken. Auf den Seiten hatte Lazio nominell eine zwei-gegen-eins-Überzahl, was in aller Regel eine empfindliche Stelle ist. Allerdings ist Napoli nicht umsonst so erfolgreich mit seinem System, ist auf solche Konstellationen perfekt eingestellt. Gegen Lazios Flügelspiel kippten die Heimischen immer wieder in eine Viererkette ab. Dabei positionierte sich Campagnaro breiter als Gamberini, während sich Behrami zwischen ihm und Cannavaro fallen ließ. Die nebenstehende Grafik, die die durchschnittlichen Positionen der Spieler zeigt, demonstriert dies. Zwar stieß Mauri vermehrt in die Angriffslinie vor, da aber Lazios linke Außenspieler sehr konservativ spielten, hatte Napoli im Zentrum aber weiterhin zwei Akteure mehr. Dadurch waren die Flanken von rechts kaum eine Gefahr. Cannavaro kam auf elf Clearances, Campagnaro erreichte sieben, Behrami sechs und Gamberini fünf.
Mannorientiertes Verteidigen
Eine weitere Charakteristik bei Napolis Spiel gegen den Ball ist der hohe Grad der Manndeckung. Behrami fand sich auch deswegen so oft auf Höhe der Verteidigung wider, weil er seinen direkten Gegenspieler verfolgte. Auch Gast-Spielmacher Hernanes wurde arg in die Zange genommen – entweder von Inler oder aber auch von seinem Pendant Hamsik. Dieser erkannte, dass von Ledesma nur wenig Gefahr ausging und ließ sich fallen, wodurch einer der beiden Sechser als Freigeist für zusätzliche Stabilität im Zentrum sorgen konnte. Ansonsten kümmerte sich der Slowake in der Rückwärtsbewegung auch um den stark nach vorne drängenden Konko. Mit Fortschreiten des Spiels wurde dieses manndeckende Verhalten intensiviert. Zuniga spielte auf Candreva und auch Cavani war als Schatten von Konko vermehrt in der Defensive zu finden.
Napoli setzt auf Steilpässe
Nach vorne hin lauerte der Uruguayo auf Vertikalpässe, in die er mit Diagonalläufen reinkreuzte, und profitierte bei den Toren vom vielen Platz, den ihm seine Gegenspieler gewährten, da in beiden Fällen falsch auf Abseits spekuliert wurde. Das 2:0 und 3:0 stehen sinnbildlich für das Spiel der Neapolitaner. Immer wieder wurde mit Bällen auf die Seite bzw. hinter die Abwehr operiert. Während Zuniga mit kurzen Pässen eingesetzt wurde, suchte man Maggio auf der rechten Seite mit langen. Die Grafik rechts demonstriert dies, sie zeigt alle angekommenen, langen Pässe und Steilpässe.
Lazios Aufbäumen währt nur kurz
Der Spielverlauf spielte Napoli aufgrund der Konterphilosophie zweifellos in die Karten, dennoch geht der Sieg in Ordnung. Lazio zeigte sich vor allem in der Defensive unkompakt und offenbarte Abstimmungsprobleme. Petkovic versuchte nach knapp einer Stunde nochmals ein offensives Zeichen zu setzen, brachte mit Floccari einen zweiten Stürmer und stellte auf ein System mit zwei Spitzen um. Der ebenfalls eingewechselte Ederson drängte aus dem Mittelfeld wie Mauri ebenfalls nach vorne. Der erhoffte Effekt war klar – man wollte die Dreierkette des Gegners stärker unter Druck setzen – allerdings blieb er aus. Zum einen weil sich Maggio weiter zurückzog, wodurch eine Fünferkette entstand und die Überzahl im gleichen Maße erhalten blieb, zum anderen weil nur kurze Zeit später der dritte Cavani-Treffer folgte.
Alexander Semeliker, abseits.at
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