Am Sonntagabend siegte die AS Roma bei Inter Mailand mit 3:1. Es war dies der erste Erfolg im San Siro für die Hauptstädter seit... Ein Altstar blüht wieder auf – Totti führt Roma gegen Inter zum Sieg

Am Sonntagabend siegte die AS Roma bei Inter Mailand mit 3:1. Es war dies der erste Erfolg im San Siro für die Hauptstädter seit 18. April 2007. Damals wie heute ein wichtiger Bestandteil der Giallorossi: Kapitän Francesco Totti. Der 35-Jährige zeigte eine überragende Leistung, legte zwei Tore auf und hatte einen sehr großen Aktionsradius. Der Körper mag mittlerweile in den Mittdreißigern sein, aber die Genialität des Roma-Urgesteins ist unbestritten.

Wir spielten ein großartiges Spiel“, war Totti höchstzufrieden. Nach einer verpatzten Umbruch-Saison unter Luis Enrique vollzog man in Rom einen erneuten Trainerwechsel. Unter Neo-Coach Zdenek Zeman spielt man zwar weiterhin in einer 4-3-3-Formation, mistete aber gut verdienende Kaderleichen aus und brachte eine neue Struktur in den Kader.

Inter ohne kreative Ideen

So standen gegen Inter sechs Neuzugänge in der Startelf: Piris, Castan und Balzaretti in der Abwehr, Tachtsidis und Florenzi im Mittelfeld, sowie Destro im Angriff. Inter agierte aus einem 4-3-1-2 heraus und zeigte einmal mehr seine Abhängigkeit von Spielmacher Sneijder. Der Niederländer wurde vom Roma-Mittelfeld gut isoliert, wodurch im Angriffspiel jegliche Struktur fehlte. Mit Guarin, Gargano und Pereira hatten die Nerazzurri hauptsächlich destruktive Spieler im Mittelfeld. Das Trio schlug meist nur halbhohe Pässe auf das Sturmduo, die jedoch die Hintermannschaft der Roma kaum vor Probleme stellte: Burdisso, Castan und Piris kamen auch satte 19 Clearances. Über die Seite ließ Nagatomo zwar manchmal sein Offensivpotenzial aufblitzen, der Japaner lief sich allerdings meist fest. So blieben Cassano, trotz seines ersten Treffers für Inter, und Milito weitestgehend blass.

Roma verdaut Ausfälle gut

Die Roma diktierte das Geschehen in der Anfangsphase, ging nach einer Viertelstunde durch Youngster Florenzi verdient in Führung. Mit schnellen Kombinationen hatten die Römer das Spiel im Griff, ehe durch die verletzungsbedingte Auswechslung von De Rossi ein Bruch zu erkennen war. Der eingewechselte Marquinho wirkte teilweise orientierungslos, während Tachtsidis alleine im defensiven Mittelfeld nicht die gleiche Stabilität wie im Verbund mit dem italienischen Teamspieler gewährleisten konnte. Zeman dürfte in der Pause jedoch passende Anweisungen gegeben haben, wodurch Roma den Zugriff aufs Zentrum wiedererlangte. Auch den Ausfall von Balzaretti, der ebenfalls verletzt vom Feld musste, verdaute man gut. Fairerweise muss allerdings auch erwähnt werden, dass Balzaretti-Ersatz Taddei, ein gelernter Offensivspieler, von Zanetti defensiv kaum gefordert wurde.

Totti auf ungewöhnlicher Position

In der Vorwärtsbewegung lief alles über Kapitän Totti. Die Rolle auf dem linken Flügel scheint auf den ersten Blick nicht auf den 58-fachen Internationalen zugeschnitten. Aufgrund seines Alters muss er empfindliche Eingeständnisse in der Geschwindigkeit machen, auch für Flanken aus dem Lauf ist  Romas Nummer zehn nicht unbedingt bekannt. Totti ist eher ein Spieler für zentrale Positionen, er prägte den Begriff der „falschen Neuen“ als sein Team 2007 im 4-6-0 Vizemeister wurde. Am Sonntag zeigte Totti jedoch, dass er sich auch auf der Seite wohlfühlen kann. Er positionierte sich nicht so hoch wie Destro auf der gegenüberliegenden Seite; gemeinsam mit dem offensiv angelegten Spiel Balzarettis und dem konservativen Piris führte das zu einer Asymmetrie zur linken Seite.

Wechselwirkung mit nahem Achter

Für die Breite sorgte demnach der Außenverteidiger, während Totti situativ dazustieß oder sich zwischen Destro und Osvaldo positionierte. Der nahe Achter – zu Beginn Florenzi, dann Marquinho – nahm in weiterer Folge das Komplement dazu ein. Als Beispiel kann das 1:0 herangezogen werden, als Florenzi aus dem Rückraum anstürmte und einköpfte. Der primäre Grund für das Tor war allerdings das lasche Abwehrverhalten der Inter-Verteidigung. Zanetti ließ Totti zu viel Platz und in der Mitte wurde der Torschütze weder von Guarin noch Gargano gedeckt.

Überragende Statistik

Die Statistik schreibt Totti überragende Zahlen zu. Mit 92 Ballkontakten hatte er klar die meisten von alle Akteuren – Sneijder kommt als Zweitbester auf 75. Dementsprechend führt er auch die Passstatistik an: 75 Pässe gespielt, 83% angekommen. Zudem stehen bei ihm vier Key Passes – nur Sneijder (6) bereitete mehr Chancen direkt vor – zu Buche. Am beeindrucktesten ist aber, dass Totti auch im Interception-Ranking vorne ist (5), was zeigt, dass er sich auch gegen den Ball gut positionierte. Je länger das Spiel dauerte umso mehr machte sich bei Totti jedoch das Alter bemerkbar – die Wege wurden kurzer, die Sprints in die Spitze weniger. Stattdessen ließ er sich vermehrt fallen um aus einer tieferen, zentralen Position das Spiel zu diktieren – Beispiel: das 2:1, das er mit einem sehenswerten Steilpass vorbereitete.

Die Rolle des Flügelstürmers dürfte Totti dennoch länger inne haben, was ihn allerdings nicht weiter stört: „Mir geht es körperlich gut und ich genieße es in dieser Rolle zu spielen. Und wenn das Team gut spielt ist es viel einfacher.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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