Gelingt der AS Roma mit Routinier Claudio Ranieri die Wende?
Italien 28.November.2024 Andreas Nachbar
Die AS Roma kommt in diesem Jahr einfach nicht aus den Startlöchern. Drei Trainer, 13 Punkte nach 13 Spielen und ein negatives Torverhältnis bedeuten in einer überraschend verlaufenden Serie A nur Platz 12 für die Hauptstädter. Daniele Rossi, die Klublegende, übernahm mit großen Erwartungen in der letzten Saison das Traineramt. Nach kurzer Zeit war jedoch auch er dem großen Druck ausgesetzt und musste den Verein verlassen. Für ihn übernahm Ivan Juric, doch auch er musste nach schwacher Leistung den Platz nach rund zwei Monaten räumen. Jetzt liegt es an Claudio Ranieri, das Ruder herumzureißen und die „Giallorossi“ wieder in alte Form zurückzubringen. Sein Debüt als Roma-Trainer gab er ausgerechnet gegen Tabellenführer SSC Neapel.
Lukaku knackt die Ranieri-Defensive
Der 73-jährige Routinier und Altmeister Ranieri stand in seinem Debütspiel mit den Römern vor dem schweren Auswärtsspiel beim wiedererstarkten SSC Neapel. Napoli agiert in dieser Spielzeit unter der Führung von Antonio Conte ähnlich wie in der Meistersaison 2023: zielstrebig, konstant, abschlussstark und stabil in der Defensive. Also kein Gegner, den man sich wünscht, wenn man ein verunsichertes Team übernimmt und zu alter Stärke führen soll. Kein Wunder, dass Ranieri den defensiven Ansatz wählte. Im klassischen 4-4-2-System baute er auf zwei kompakte und engstehende Viererketten. Lorenzo Pellegrini agierte als Bindeglied zwischen Artem Dovbyk, dem Torschützenkönig der spanischen Liga aus der Saison 2023/24. Die erste Halbzeit verlief dementsprechend einseitig. Napoli dominierte, ließ den Ball sowie die Gegner laufen und probierte einiges. Doch der Abwehrriegel hielt stand.
Zunächst schien die Arbeit der kurzen Amtszeit Ranieris Früchte zu tragen, denn die AS Roma präsentierte sich deutlich stabiler und selbstbewusster. Mit Nadelstichen versuchte man sogar, selbst zum Torerfolg zu kommen. Doch mit Beginn der zweiten Halbzeit änderte sich das – und das sogar mit einem Verteidiger mehr auf dem Platz. Der unter Juric aussortierte ehemalige deutsche Teamspieler Mats Hummels kam für Flügelspieler Stephan El Shaarawy in die Partie. Auch Lorenzo Pellegrini musste in der Kabine bleiben. Für ihn kam der junge Tommaso Baldanzi ins Spiel. Mit den Spielerwechseln folgte eine Systemumstellung, die sich aus Sicht der Roma nicht auszahlte. Ausgerechnet Hummels, der erst zum zweiten Mal in der Saison zum Einsatz kam, war einen Schritt langsamer als Romelu Lukaku. Der Belgier, der ehemals in den Diensten der Roma stand, schob nur neun Minuten nach Wiederanpfiff zum siegbringenden 1:0 ein.
Fehlende Konstanz in der Offensive
Die Defensive der Römer zeigte sich bei der knappen Niederlage gegen den Tabellenführer deutlich stabiler. Doch das ist nicht das einzige Problem, mit dem die „Giallorossi“ zu kämpfen haben. Ein großes Problem scheint der Abgang des Siegtorschützen Lukaku zu sein. Dovbyk, der mit einer Menge Vorschusslorbeeren vom FC Girona nach Rom wechselte, kann die Verpflichtung aktuell nicht rechtfertigen. Zwar ist er wettbewerbsübergreifend mit sechs Treffern der beste Torschütze der Römer, bleibt allerdings weit hinter den Erwartungen zurück. Wie der Ukrainer kann auch Paulo Dybala nicht an die Torgefährlichkeit der vergangenen Saison anknüpfen, als er hinter Lukaku der zweitbeste Schütze im Team war. Bezeichnend für die Abschlussschwäche in dieser Saison war die Standardsituation, als Dovbyk völlig freistehend aus kurzer Distanz nur die Querlatte traf.
Ein Grund für die mangelnde Torgefährlichkeit könnte die defensive Taktik geschuldet sein. In den Umschaltsituationen gelingt es der AS Rom nicht, Dovbyk in aussichtsreiche Positionen zu bringen. Obwohl mit El Shaarawy, Pellegrini und Zalewski eine Menge Geschwindigkeit auf den Flügeln vorhanden ist, schalten sie nicht schnell genug von Defensive auf Angriff um. Oftmals haben die Gegner genügend Zeit, um sich zu sortieren. Auch die fehlende Präzision ist für qualitativ hochwertige Spieler wie Pellegrini und Co. eher ungewöhnlich. Auf Ranieri kommt jede Menge Arbeit zu, um die Römer aus der Versenkung herauszuholen. Der nächste Härtetest steht schon kurz bevor, denn am Donnerstag heißt es in der Europa League gegen formstarke Spurs aus London zu bestehen, die ihrerseits am Wochenende einen deutlichen 4:0-Erfolg gegen Manchester City einfahren konnten.
Andreas Nachbar, abseits.at
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