Das neue Jahr noch nicht einmal eine Woche alt und schon rollte für uns der Ball wieder. Die Liste der Länder, die in Europa auch im Winter durchspielen wird zwar von Jahr zu Jahr länger, doch diesmal blieben wir bei einer klassischen Variante, die uns nach Italien führte.
Hier sind Spiele am Dreikönigswochenende zwar eine Tradition, aber dennoch wurde auch bei unserem südlichen Nachbarn mit einer Tradition gebrochen, zumal die Winterpause zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag abgeschafft wurde. Mittlerweile stehen zwischen Weihnachten und Neujahr eine Cup-Runde und eine Meisterschaftsrunde auf dem Programm.
Wir widmen uns aber nun zur Gänze dem ersten Wochenende des neuen Jahres, das mit einer tollen Begegnung in der norditalienischen Stadt Ferrara seinen Anfang nehmen sollte.
SPAL Ferrara 2013 – SS Lazio 2:5 (2:4)
SPAL (kurz für: Società Polisportiva Ars et Labor) Ferrara kann auf eine turbulente Geschichte zurückblicken, denn nachdem der Klub 1968 wieder einmal aus der Serie A abgestiegen war, ahnte wohl niemand, dass das nächste Spiel in der höchsten Spielklasse in Ferrara erst im Jahr 2017, also 49 Jahre später, stattfinden wird. Dazwischen spielte man einige Saisonen sogar viertklassig und nach zwei Neugründungen im Jahr 2005 und 2012 schmückt jetzt die Jahreszahl 2013 den Vereinsnamen. Die zweite Neugründung war dann auch von Erfolg gekrönt, denn nach den Aufstieg in die Serie B im Jahr 2016, marschierte man 2017 gleich in die Serie A durch.
Das Stadio Paolo Mazza wurde nach dem Aufstieg in die höchste Spielklasse adaptiert und so wurde auf freien Hintertorseite ein Gästesektor errichtet, wodurch sich die Kapazität auf 13.020 Plätze erhöhte. Die gegenüberliegende Hintertorseite ist die überdachte Curva ovest und der heimische Fanbereich. Ebenfalls überdacht ist noch die Haupttribüne, während die Gegengerade des sich im innerstädtischen Bereich befindlichen Kleinstadions zur Gänze unüberdacht ist.
Auch am heutigen Tag ist Stadion gegen den aus der Hauptstadt Rom stammendenden Spitzenklub SS Lazio mit 12.057 Zuschauern wieder sehr gut besucht. Karten bekommt man allerdings bei SPAL auch gegen einen solchen Gegner auch problemlos. Nur beim Derby gegen Bologna oder gegen Meister Juventus stellt der Kartenkauf am Spieltag ein Problem dar.
Spiele in Italien sind meist durch wenige Tore und starke Defensivreihen geprägt, doch an diesem Nachmittag ist davon bei beiden Teams nichts zu sehen. Bereits in der fünften Minute lässt der Spanier Luis Alberto mit einer einfachen Körpertäuschung an der Strafraumgrenze die gesamte heimische Defensive stehen und schiebt locker zur Führung der Gäste ein. SPAL zeigt sich nach diesem Gegentreffer aber nicht geschockt und kommt nur drei Minuten später durch einen von Kapitän Antenucci verwerteten Elfmeter zum Ausgleich. Allerdings war dieser Strafstoß mehr als fragwürdig.
Lazios Antwort folgt Mitte der ersten Spielhälfte mit einem Doppelschlag durch Ciro Immobile, der beide Male den Ball perfekt in den Lauf gespielt bekommt und eiskalt verwertet. Bei einem 3:1 könnte man schon von einer Vorentscheidung sprechen, aber in der 30.Minute war es erneut Antenucci, der abermals verkürzte. Nach einer zu kurzen Abwehr der Lazio-Verteidigung trifft er mit einem gezielten Flachschuss von der Strafraumgrenze ins linke Eck.
Doch es sollte ein paar Minuten vor dem Seitenwechsel noch ein weiterer Treffer fallen. Diesmal auf der Gegenseite, wobei Immobile wieder als Torschütze in Erscheinung trat, in dem er eine Flanke per Kopf versenkte.
SPAL kam aber dennoch motiviert aus der Kabine und setzte Lazio nach Wiederbeginn ordentlich unter Druck. Aber ein weiterer Treffer sollte wieder für die Gäste fallen. Ein Eckball wird zum freistehenden Immobile verlängert, der in der 51.Minute mühelos seinen vierten Treffer an diesem Nachmittag erzielt.
Die Heimelf aus Ferrara gab trotz des Rückstandes von drei Toren noch immer nicht auf, aber es war symptomatisch, dass kurze Zeit später ein Freistoß am Pfosten landete. Somit war der Widerstand SPALs gebrochen und Lazio kam in der Schlussphase noch zu einer Doppelchance, wobei Lukaku und Parolo mit ihren Versuchen scheiterten.
Ein packendes Spiel endet mit einem insbesondere für Italien untypischen Ergebnis von 2:5. Während Lazio eifrig Punkte für einen Champions League-Platz sammelt, braucht auch SPAL einmal wieder Zähler, um auf einem Nichtabstiegsplatz bleiben zu können. Kampfgeist und Einsatz stimmten bei den heutigen Verlierern, sodass weitere Siege wohl nur eine Frage der Zeit sind.
ASD Clodiense Chioggia Sottomarina – AC Este 2:1 (1:0)
Da sich Serie B und Serie C in der kurzen Winterpause befinden, war man auf der Heimreise von Ferrara auf ein Spiel der viertklassigen Serie D angewiesen, wobei hier die Girone C für uns interessant war. Diese ist nämlich die nordwestliche Gruppe der aus insgesamt neun Gruppen bestehenden Spielklasse.
Auch wenn es einige Möglichkeiten gab, dass ein Spiel näher zur österreichischen Grenze besucht werden konnte, fiel die Wahl auf ASD Clodiense Chioggia Sottomarina. Die am südlichen Ende der Lagune von Venedig befindliche Stadt Chioggia wurde ebenso wie Venedig auf zahlreichen Holzpfählen errichtet und hat dadurch den Beinamen „Klein Venedig“ erhalten. Über eine Brücke gelangt man auch zum Ortsteil Sottomarina, der aufgrund seines elf Kilometer langen Standstandes jeden Sommer abertausende Badegäste anlockt.
Somit wäre das Rätsel des langen Vereinsnamens fast gelüftet. Die noch offene Bezeichnung Clodiense bezieht sich auf die Legende, dass Clodio nach dem trojanischen Krieg die Stadt Clodia gründete und sich deren Name über die Jahrhunderte auf Chioggia änderte.
Aber nicht nur Clodio ist hier eine Legende sondern auch Aldo und Dino Ballarin, nach denen auch die Heimstätte des ASD Clodiense, das Stadio Aldo e Dino Ballarin, benannt ist. Die beiden Brüder stammten auch Chioggia und wurden in der Saison 1948/49 mit dem AC Torino italienischer Meister. Nach einem nach Saisonende stattgefundenen Freundschaftsspiel in Lissabon kam die gesamte Mannschaft bei einem Flugzeugabsturz im Landeanflug auf Turin ums Leben. So wurde die dominierende Mannschaft der 1940er Jahre auf einen Schlag ausgelöscht. Da sich auch Aldo und Dino Ballarin unter den Opfern befanden und Aldo bereits neunfacher Nationalspieler Italiens war, wurde das Stadion in Chioggia nach ihnen benannt. Vor dem Stadion erinnern noch heute zwei Büsten und auf der Haupttribüne zwei übergroße Bilder an die beiden erfolgreichsten Fußballer dieser Kleinstadt.
Die Ausgangslage vor dieser Begegnung stellte sich wie folgt dar: Während sich die Gastgeber in der Abstiegszone befinden, ist der AC Este im Rennen um einen Play-Off-Platz zur Serie C. Vor 200 Zuschauern ist es aber das Team von Clodiense, das nach nur wenigen Minuten jubeln kann. Der Kapitän Andrea Moretto verwertet nach nur drei Minuten eine Hereingabe aus einem Eckball zum Führungstreffer. Danach sehen wir viel Leerlauf und die Auswechslung von Moretto, der aufgrund einer Knieverletzung vom Spielfeld getragen wird.
Der Ausblick auf die hinter der Gegentribüne liegende Lagune ist zwar atemberaubend, jedoch veranlasst uns der starke Wind in der Pause ebenfalls zu einem Seitenwechsel. Von der überdachten Tribüne sehen wir den zweiten Treffer von Clodiense durch einen satten Schuss aus kurzer Distanz ins kurze Eck.
Este kämpft sich kurz danach wieder zurück und erzielt nach einem Eckball den Anschlusstreffer. Doch mehr will den Gästen heute nicht gelingen. Die Jungs aus Chioggia verteidigen diesen Vorsprung über die Zeit und feiern danach zusammen mit ihren Fans. Mit diesen Jubelbildern endet ein mehr als gelungener Jahresauftakt in Italien.
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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