Mit einer 1:2-Heimniederlage gegen Sampdoria beginnt Juventus das Fußballjahr 2013. Dabei sah zunächst alles nach dem 15. Saisonsieg aus. Sebastian Giovinco brachte die Bianconeri... Juve gibt in Überzahl Führung aus der Hand – Icardi führt Sampdoria zum Sieg

Juventus Turin, ItalienMit einer 1:2-Heimniederlage gegen Sampdoria beginnt Juventus das Fußballjahr 2013. Dabei sah zunächst alles nach dem 15. Saisonsieg aus. Sebastian Giovinco brachte die Bianconeri in der 24. Minute in Führung, wenig später sah Sampdorias Gaetano Berardi Gelb-Rot. Den Gästen aus Genua gelang aber dank eines Doppelpacks von Stürmer Mauro Icardi die Wende. Sie glänzten durch eine aufopferungsvolle und effiziente Spielwiese.

Nur zwei seiner 40 Ligaspiele verlor Juventus im Jahr 2012 – beide gegen die Großklubs aus Mailand und beide aufgrund von nachvollziehbaren taktischen Gründen. Inter-Coach Andrea Stramaccioni stellte sein Team während des Spiels um, in dem er Andrea Pirlo einen Bewacher zur Seite stellte, Milan gewann das Spiel ebenfalls im Zentrum. Auch in diesem Spiel sollte Pirlo einen entscheidenden Einfluss haben, jedoch auf andere, ungewohnte Art und Weise.

Aufgezwungene Rotation

Rund um seine Nummer 21 formierte Coach Antonio Conte den Titelverteidiger in der gewohnten 3-5-2-Grundordnung, musste jedoch personell umstellen. Kwadwo Asamoah bereitet sich mit dem ghanaischen Nationalteam auf den Afrika Cup vor, Stephan Lichtsteiner fehlte gesperrt und Giorgio Chiellini fällt bis Februar 2013 verletzt aus. Anstelle des italienischen Teamverteidigers rutschte Federico Peluso, der gerade erst von Atalanta kam, neu in die Mannschaft. Davor beackerte Paolo De Ceglie die linke und Simone Padoin die rechte Außenbahn. Artuto Vidal blieb zugunsten von Paul Pogba auf der Bank und Alessandro Matri stürmte neben Sebastian Giovinco. Der wuselige Sommer-Neuzugang bestach neben seinem Tor besonders durch seine guten Bewegungen, mit denen er verschiedenste Zonen überlud, Gegenspieler aus ihrer Position zog oder Räume effektiv ausnutzte.

Neuer Trainer, neue Formation

Bei Sampdoria beerbte Delio Rossi kurz vor der Winterpause Ciro Ferrara als Trainer und wartete gleich mit einer neuen Grundformation auf. Anstelle des 4-3-3 setzt der 52-Jährige wie sein Trainerkollege auf ein 3-5-2 mit flexiblen Achtern. In diesem Spiel waren dies Pedro Obiang und Andrea Poli. Zudem überraschte er mit der Nominierung von Angelo Palombo, der eigentlich im defensiven Mittelfeld zuhause ist, als zentralen Verteidiger der Dreierkette. Das Angriffsduo bestehend aus dem Brasilianer Eder und Maruo Icardi zeigte sich sehr flexibel und bewegungsfreundlich, setzte dem Gegner im Rückwärtspressing aber manchmal nur unzureichend zu. Topstürmer Maxi Lopez war wie Spielmacher und Ex-Juve-Akteur Enzo Maresca verletzungsbedingt nicht dabei.

Offene Halbräume und flexible Juve-Achter

Die 3-5-2-Formation ist durch das massive Zentrum und den einfach besetzten Außenbahnen charakterisiert. Letzteres macht sie im Allgemeinen anfällig gegenüber Ein- und Drei-Stürmer-Systeme. Zwar praktizieren die Turiner ein solches nicht, dennoch kam Sampdoria unter Bedrängnis wenn sie über die Seiten angriffen – besonders über die linke. De Ceglie agierte sehr hoch und drängte dadurch Berardi zurück, so dass die linke Außenbahn weitestgehend unbesetzt war. Dies machte sich Claudio Marchisio zunutze, kippte immer wieder zur Seite raus und konnte so Pirlo entlasten. Pogba tat dies auf der gegenüberliegenden Seite zwar nicht im Spielaufbau sondern etwas höher, leitete den Elfmeter, der zum 1:0 führte aber auf ähnliche Art und Weise ein.

Pirlo unzureichend isoliert

Davor profitierte die „alte Dame“ vom bereits erwähnten schwachen Rückwärtspressing der Samp-Offensive. Poli rückte gegen den Ball aus dem Fünfermittelfeld nach vorne, wodurch ein 3-4-3-artiges Pressinggebilde geformt wurde. Die drei Angreifer waren zwar stets bemüht Pirlo in ihren Deckungsschatten zu stellen, erfuhren aber nicht die notwendige Unterstützung vom Mittelfeld (Bild rechts). Dadurch war Pirlo zwar von vorne abgedeckt, konnte aber nach dem Überwinden der ersten Pressinglinie ungestört walten. So konnte der Routinier beispielsweise 94 Ballkontakte erzielen und spielte 72 Pässe. Dennoch blickt der Italiener auf eine sehr durchwachsene Partie zurück, war er doch entscheidend an den beiden Gegentoren beteiligt.

Nachlässigkeiten bescheren Wende

Beim 1:2 rückte er ohne Chance auf den Ball in der gegnerischen Hälfte aus seiner Position heraus und wurde mit einem einfachen Pass umspielt. In der Folge war der Sechserraum komplett unbesetzt, woraufhin Obiang genug Platz hatte um zu warten bis sich Icardi von seinem Bewacher gelöst hatte. Der Ausgleich geht auf einen sehr ungewöhnlichen Fehler von Pirlo zurück, denn er spielte völlig unbedrängt einen Pass in die Füße von Nenad Krsticic. Dieser spielte anschließend einen schnellen Direktpass in den Lauf von Icardi, welcher per Aufsetzer traf.

Ansonsten sei in diesem Zusammenhang noch die kollektiv starke aber auch mutige Ausrichtung Sampdorias trotz Rückstand und roter Karte gelobt. Rossi brachte in der Halbzeitpause mit Lorenzo De Silvestri einen Rechtsverteidiger und stellte auf ein 4-3-1-1 um, bei dem der vorderste Stürmer – im Falle des 1:1 Icardi – auf schnelle Konter gegen die übrigen zwei Juventus-Verteidiger zockte. Der Rest formierte sich sehr kompakt in der eigenen Hälfte und ließ den Gegner nicht frontal in den Strafraum eindringen (Bild rechts). Nur über die Seiten wurde Juventus ab und zu gefährlich. Da Mirko Vucinic jeweils nach Kopfballablage von Fabio Quagliarella aber zunächst an der Latte scheiterte und dann um Zentimeter zu kurz kam, blieb es beim 2:1 für den Außenseiter.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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