Mazzarri macht Inter wieder stark: Das darf man 2013/14 von den Mailändern erwarten!
Italien 26.September.2013 Andreas Breitenberger 1
Der 7:0-Sieg am letzten Sonntag in Sassuolo war der höchste Auswärtssieg Inters in ihrer Serie A Geschichte! Mit drei Siegen und einem Unentschieden gegen Juventus Turin, belegen sie somit mit 13:1 Toren aktuell Platz 4 in der Tabelle. Doch was macht Inter Mailand nach der enttäuschenden letzten Saison, als man mit Platz 9 das schlechteste Ergebnis nach 19 Jahren einfuhr, in dieser Saison so stark? Kann man mit Inter Mailand wieder rechnen? Eine Analyse der entscheidenden Faktoren im Inter-Spiel am Beispiel des 7:0-Siegs über den US Sassuolo.
Neues Personal, anderes System
Im Spiel gegen Sassuolo standen mit Campagnaro und Taider nur zwei Neuzugänge in der Startelf, dennoch ist dieses Team ein komplett anderes als noch in der letzten Saison und das hat vor allem einen Grund: Mit Walter Mazzarri wurde ein Trainer geholt, der bei Neapel gezeigt hat, dass er aus mehreren hervorragenden Einzelspielern ein funktionierendes Kollektiv formen kann. Abwehrspieler Campagnaro brachte er aus Neapel mit, die Dreierabwehrformation, die Mazzarri bevorzugt spielen lässt, hat Campagnaro inzwischen bis zur Perfektion verinnerlicht. Davor ergibt sich eine fluide Fünfer-Mittelfeldreihe, während ein zentraler offensiver Mittelfeldspieler hinter einer zentralen Spitze agiert, Mazzarris Spielsystem also: 3-5-1-1.
Außenspieler
Nagatomo und Jonathan interpretieren diese Position sehr unterschiedlich, was direkte Auswirkungen auf die Spielweise von Inter hat. Nagatomo rückt immer sehr weit auf, ist trickreich und spielfreudig, aber auch in der Rückwärtsbewegung sehr diszipliniert. Jonathan steht auf der rechten Seite viel tiefer, wobei er dabei die Dreierabwehrkette ergänzt, sodass daraus oft eine Viererkette wird. Bei eigenem Ballbesitz rücken die Außenspieler aber generell weit auf und fungieren somit als Anspielstationen. Dadurch ziehen sie Gegenspieler mit und es werden Räume für die zentralen Mittelfeldspieler Guarin und Taider frei, die immer wieder in diese Räume stoßen. Bei Bedrängnis der Dreier-Abwehrkette spielt Inter meistens einen langen Ball und in diesem Fall versuchen die Außen auf den Flügeln durchzubrechen. So entstand das 1:0 gegen Sassuolo, als Nagatomo auf der linken Seite auf und davon ging, einen schönen langen Ball erhielt und den Ball in die Mitte auf Palacio legte.
Defensivbewegung
Inter agiert mannorientiert in der Defensive und hatte daher auch keine Probleme gegen das starre Positionsspiel von Sassuolo. Bei Ballverlust in der Offensive agierten Alvarez, Guarin und Taider zwischen den Linien um Anspiele in gefährliche Regionen im Mittelfeld zu vermeiden. Die Spieler arbeiteten so im Defensivpressing konsequent nach hinten und erstickten viele Angriffe schon im Keim. Einer schloss sich dem fluiden Mittelfeldspiel der Mailänder nicht an: Esteban Cambiasso. Er blieb seiner Position zentral vor der Abwehr treu, fing so viele Bälle ab und nahm somit Sassuolos zentralen Stürmer komplett aus dem Spiel. Die Außen gehen bei gegnerischem Ballbesitz sofort nach hinten und besetzen die defensiven Außenpositionen. Palacio ging in der Offensive nicht voll auf die Innenverteidiger von Sassuolo, sondern bevorzugte es Anspielstationen zuzustellen und somit die Kompaktheit zwischen Abwehr und Sturm zu wahren.
Spielaufbau
Bei gegnerischem Pressing kommt der Mannschaft zugute, dass sie viele ballsichere, laufbereite Spieler besitzt, um sich aus der gegnerischen Umklammerung zu lösen. Vor allem die ständigen Positionswechsel von Taider, Guarin und Alvarez waren für Sassuolo nur schwer zu verteidigen, da sie immer wieder in Räume stießen, die von Sassuolo nicht besetzt waren, da sie zu langsam hinter den Ball kamen. Bei einem geordneten Spielaufbau wurde oft Cambiasso als Anspielstation gesucht, der die weit aufgerückten Nagatomo und Jonathan bediente. Bei Ballbesitz auf den Außen starteten entweder Guarin auf rechts, Taider auf links oder Alvarez aus der Mitte auf die Flügel, so konnte der Ball die Linie entlang in das letzte Spielfelddrittel gebracht werden. In der Mitte bildeten Taider, Guarin und Alvarez ein Dreieck, bei dem jeder Spieler die Position des anderen einnehmen konnte. Zusammen mit dem absichernden Cambiasso erzeugten sie so eine Überzahl gegen das starre Dreiermittelfeld von Sassuolo. Nach der Führung presste Cambiasso immer noch tief, suchte aber mit seinen Pässen nicht gleich den Weg in die Spitze. Inter ließ Ball und Gegner laufen, die Spieler konnten aufrücken und so Sassuolo in der eigenen Hälfte einschnüren.
Fazit
Inter lebt von seiner individuellen Klasse in einem funktionierenden Kollektiv! Walter Mazzarri hat eine Mannschaft geformt, die nur schwer zu schlagen ist, da die gesamte Mannschaft geschlossen nach hinten arbeitet. Dadurch erlangt das Team eine hohe Kompaktheit, nur ein Gegentor in vier Spielen beweist das. Offensiv explodieren die spielfreudigen, trickreichen und beweglichen Spieler geradezu. Wenn man bedenkt, dass sich Inter ganz auf die Serie A konzentrieren kann, da sie keinen internationalen Wettbewerb spielen, kann man definitiv in dieser Saison wieder mit ihnen rechnen.
Andreas Breitenberger, abseits.at
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