Nach schwachem Saisonstart: Steht Fonseca beim AC Mailand vor dem Aus?
Italien 20.September.2024 Andreas Nachbar
Ein Sieg, eine Niederlage und zwei Unentschieden stehen für den AC Mailand nach vier Spielen in der Serie A auf der Haben-Seite. Für die Ansprüche der „Rossoneri“ ist diese Punkteausbeute deutlich zu wenig, weshalb der Trainer der Mailänder, Paulo Alexandre Rodrigues Fonseca, nach rund drei Monaten Amtszeit unter Druck steht. Der Portugiese übernahm erst Anfang Juli nach dem Abgang von Stefano Pioli das Traineramt bei AC Mailand und besitzt einen Vertrag bis 2027.
Situatives Pressing unter Fonseca
Anders als unter Pioli, dem in der Saison 2021/22 nach elfjähriger Unterbrechung der italienische Meistertitel gelang, tritt der AC Mailand in dieser Saison auf. In der Zeit unter Pioli begannen die Mailänder früh und aggressiv zu pressen, um so hohe Ballgewinne zu generieren und die Gegner tief in der eigenen Hälfte unter Druck zu setzen. Unter der Leitung von Fonseca warten die Rossoneri auf einen bestimmten Pressingauslöser. Diesen Spielstil hatte Fonseca sowohl in seiner Zeit bei Shakhtar Donetsk, bei seiner letzten Station beim LOSC Lille als auch bei der AS Roma.
Die Spielidee des Portugiesen zielt darauf ab, den Gegnern durch ein kompaktes 4-2-3-1-System das Spielfeld möglichst eng zu machen. Dabei wartet die Mannschaft geduldig auf den Pressingauslöser, wie beispielsweise einen Pass auf den Außenverteidiger. In einer solchen Situation stellt der Mittelstürmer den Passweg zum Innenverteidiger zu, während die offensive Dreierkette auf die ballnahe Seite schiebt und die Passwege ins zentrale Mittelfeld und die offensive Außenbahn blockiert. Geht die Mannschaft von Fonseca ins Mittelfeldpressing über, verdichten sie den Raum und stehen kompakt im System. Ein wichtiger Bestandteil der Spielidee ist die Zonenverteidigung, also das Verteidigen im Raum und nicht das am Gegenspieler orientierte Verteidigen.
Positionsbezogenes Spiel in den Ballbesitzphasen
In der Offensive legt der Portugiese Wert auf einen strukturierten Aufbau, dabei ändert sich die Grundformation von 4-2-3-1 auf 3-4-2-1. In dieser Aufstellung lässt sich zumeist ein defensiver Mittelfeldspieler in die Dreierkette fallen, um das Spiel mit den Innenverteidigern anzutreiben, während die Außenverteidiger weit aufrücken und das Spielfeld breit machen. In dieser Grundformation ist es von großer Bedeutung, dass der ballführende Spieler immer mehrere Anspielstationen hat, um nicht in die gegnerische Pressingfalle zu geraten.
Sollte es den Gegnern gelingen, Druck auf den Ball auszuüben, bildet das kompakte Mittelfeld eine Raute, um sich mit schnellen kurzen Pässen aus der Bedrängnis zu befreien. Der AC Mailand verfügt über zahlreiche große Namen, die aktuell unter dem Spielsystem nicht die gewohnte Leistung abrufen können, weshalb sich der Berater und ehemalige Starspieler Zlatan Ibrahimović bereits nach Alternativen für die Trainerposition umsieht. Für Fonseca dürfte das Stadtderby am Wochenende gegen den großen Rivalen Inter Mailand ein entscheidendes Spiel für seine Zukunft beim Klub darstellen.
Ibrahimović stellt Kontakt zu Terzić her
Nach Informationen von „Sky“ hat der Klub-Berater von AC Mailand bereits mit dem ehemaligen Dortmund-Trainer Edin Terzić sowie seinem Umfeld Kontakt aufgenommen. Terzic ließ seine Mannschaft in seiner Zeit bei der Borussia wie Fonseca zumeist im 4-2-3-1-Spielsystem auflaufen. Situativ stellte der flexible Übungsleiter auch auf die offensivere 4-3-3-Variante um. Innerhalb der Umstellung verlor die Borussia nicht die eigene Spielidee, die mit starkem Pressing und hohem Anlaufen verbunden war.
Eine herausfordernde Aufgabe für den 41-Jährigen stellt der Umgang mit teils exzentrischen Profis dar. Während er in Dortmund dafür bekannt war, junge Spieler auszubilden und zu Weltklasse-Spielern zu formen, würde ihn eine Mannschaft mit großen Stars erwarten. Für Terzić, der großen Wert auf Teamgeist legt, würde die Herausforderung darin bestehen, die Stars bei Laune zu halten. Nach der Kontaktaufnahme Ibrahimovićs soll der potenzielle Nachfolger bereits bei der 1:3-Niederlage in der UEFA Champions League gegen Liverpool gesehen worden sein…
Andreas Nachbar
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