Punkteteilung im Stadio Olimpico: Inters Bollwerk hält nicht bis zum Schluss.
Italien 21.März.2016 David Goigitzer 0
Mit einem Sieg hätte Inter nochmal etwas näher an die Top 3 in der Tabelle der Serie A kommen können und den Abstand zur drittplatzierten Roma auf zwei Punkte verringert, sowie gegen die punktegleiche Fiorentina, die gegen Frosinone am Sonntag spielte, eventuell etwas Boden gutmachen können.
Die Roma störte die Gäste bereits sehr früh beim Aufbau mit einem eigenartigen, sehr mannorientierten Pressing aus einem engen 4-3-3 heraus, wo die Achter Nainggolan und Pjanic oft sehr weit aufrückten. Dieses aggressive frühe Anlaufen zeigte Wirkung, Inter musste in der Anfangsphase immer wieder hohe Bälle nach vorne schlagen, welche aber aufgrund von fehlender Unterstützung für Eder nicht behauptet werden konnten. Erschwerend kamen die Staffelungen der Nerazzurri hinzu, die den Aufbau nur schwer ermöglichten. Die Doppelsechs Medel / Brozovic stand einige Male zu eng und nicht gestaffelt beieinander, die Außenverteidiger standen ebenso recht tief, sodass man im Aufbau sogar einmal zu fünft auf einer Linie stand, als Medel noch dazu abkippte.
Zuvor war Nainggolan weit aufgerückt um die Innenverteidiger zu stören. Nach einem Querpass zog er sich etwas zurück, Pjanic riss einen 20-Meter-Sprint an und attackierte den nächsten Innenverteidiger. Merkwürdig deswegen, weil jeweils El Shaarawy, sowie Perotti mit passenden Läufen und Nutzung des Deckungsschatten die selbe Wirkung erzeugen hätten können.
Die Roma war in der Anfangsphase die durchwegs dominantere Mannschaft, konnte durch die vielen Positionswechsel zwischen Pjanic, El Shaarawy und Perotti für Räume in der Inter- Defensive sorgen. Im 4-4-2/4-4-1-1 Pressing der Gäste wurde vor allem auf den Flügel fast manngedeckt, sodass zum Beispiel Biabiany auf rechts El Sharaawy bei einem Lauf in die Spitze einmal mehrere Meter verfolgte und die Roma die linke Seite gegen den allein gelassenen D’Ambrosio ohne Probleme überladen und bespielen konnte. Im Zentrum war dies ähnlich Perotti und El Shaarawy spielten fast eine doppelte falsche Neun, unterstützen im Aufbau (auch wenn sich dies meist auf „prallen lassen“ beschränkte) und sorgten für Präsenz im Zwischenlinienraum. Durch die schwache Pressingresistenz der Inter-Verteidiger wurde im Gegenpressing oft weiträumig attackiert, falls dies die umliegenden Spieler nicht taten. Es wurden großfächig freie Räume in Kauf genommen, um die Gäste aus Mailand zu hohen, ungenauen Bällen zu zwingen. Dies ging in diesem Spiel zwar auf, ist aber gegen stärkere Mannschaften wie beispielsweise Real Madrid sehr riskant.
Pjanic, El Shaarawy, Salah, Nainggolan und Perotti stehen alle in 10 Meter Distanz zum Ball, jedoch attackiert keiner. Keita macht sich deswegen auf dem Weg um aus dem Sechserraum zu attackieren.
Dabei lässt er sehr viel Raum hinter sich, den Medel jedoch nicht sieht. Statt einem Chip zu Ljajic (Fußballgott), spielt er den Ball hoch in die Tiefe, wo Biabiany das Duell gegen den gut mitgelaufenen Digne verliert.
Die Mailänder Defensive stabilisierte sich jedoch zusehends, wenn auch das Spiel mit Ball weiterhin schwach war. Man isolierte sich selbst oft am Flügel, durch das flache 4-4-2 fehlte oft die Anbindung an die Mitte, sodass vor allem Biabiany mehrere Male den Ball verlor weil er keine Anspielstationen hatte. Die Römer erlaubten sich im Ballbesitzspiel zusehends zu viele individuelle Fehler, zu oft wurde ab Mitte der zweiten Halbzeit der leicht zu antizipierende tiefe Ball auf Salah gesucht. Kombinationen sah man kaum, El Shaarawy, Perotti und Pjanic agierten nicht mehr so flüssig im Bewegungsspiel und sahen nun kaum mehr Bälle. Dies lag auch an der nun kompakteren und situativ höheren Ausrichtung des Inter-Pressings, die Roma-Verteidiger mussten ebenfalls öfters zu hohen Bällen greifen. Perisic wurde auf links nun besser eingebunden und gab auch zwei Schüsse ab. Um den Ballvortrag zu erleichtern ließ sich Pjanic nun tiefer fallen, um die Last von Keitas Schultern zu nehmen. Da beide Mannschaften nun intensiver gegen den Ball arbeiteten entwickelte sich ein eher träges Spiel, dominiert von hohen Pässe und dem Kampf um zweite Bälle.
Nach der Pause legte Inter das Pressing etwas höher an, war jedoch selten intensiv und konsequent genug in den eigenen Mannorientierungen, sodass Roma sich trotzdem oft bis in den Zwischenlinienraum durchspielen konnte. Das Gegenpressing der Nerazurri hatte sich jedoch verbessert, was sich auch gleich in Minute 53 lohnte, als man aus einem Ballgewinn im Mittelfeld einen Konter fahren und Perisic das Führungstur erzielen konnte. Durch das weite Aufrücken Florenzis hatte er Raum hinter sich gelassen, den der Kroate für einen Sprint in die Tiefe nutzte und aus 16 Metern abschloss. Spalletti reagierte fast umgehend und brachte Dzeko für Keita, Perotti schob zurück auf die Acht. Inters 4-4-2 wurde jedoch durch das ebenfalls nun höhere Pressing der Römer vor große Probleme im Aufbau gestellt, da man im Zentrum meist in Unterzahl und auf den Flügeln leicht zu isolieren war, auch wenn Ljajic oft über die Halbräume zu unterstützen versuchte und auch viel auf die Flügel auswich. So erspielte sich Roma, die an die erste Halbzeit erinnernde Dominanz wieder, über Hereingaben vom rechten Flügel, wo einige Male Pjanic hinterlief, konnte man Handanovic zwei Mal testen. Dzeko brachte natürlich zusätzliche Präsenz in den Mailänder Strafraum. Die römischen Angriffsbemühungen trugen in Minute 84 ihre Früchte, als man erneut in den Zwischenlinienraum kam und zu Dzeko durchsteckte. Dessen Schuss wurde zwar geblockt, jedoch von Nainggolan im Rutschen noch erwischt und ins Tor der Gäste untergebracht. Zwar war Inter lange Zeit sehr diszipliniert in der Defensive, hatte jedoch auch schon im ersten Durchgang Probleme damit den Zwischenlinienraum effektiv zu versperren. Für die verbliebenen Minuten drängten die Hausherren zwar auf das 2:1, Mancinis Mailänder konnten jedoch das 1:1 über die Zeit bringen.
Fazit
Inters Harmlosigkeit in der Offensive und der eindeutige Versuch Mancinis das 1:0 zu verteidigen rächte sich. Zwar konnte die Roma ebenfalls nicht unbedingt überzeugen, war jedoch mit ihren Kombinationen deutlich gefährlicher. Das Unentschieden geht aufgrund der über lange Zeit starken Defensivleistung von Inter jedoch trotzdem in Ordnung.
David Goigitzer, abseits.at
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David Goigitzer
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