Transfers erklärt: Darum wechselt Paulo Dybala zu Juventus Turin
Italien 29.Juni.2015 Carlfriedrich Fischer 1
Wie schon in der vergangenen Sommertransferperioden gehen wir in dieser Rubrik auf einzelne fixe Transfers zumeist größerer Vereine ein, wo die Hintergründe und Motive beleuchtet werden. Wieso holt eine Mannschaft diesen Spieler? Wer ist dieser Spieler überhaupt? Was erwartet sich sein neuer Verein von ihm? Kann er die Erwartungen in seinem neuen Verein erfüllen?
In dieser Ausgabe blicken wir auf einen der teuersten Transfers dieses Sommers: Paulo Dybala wechselte vor Kurzem für 32 Millionen Euro von Palermo zu Juventus. Der junge Argentinier glänze in der vergangenen Saison im 3-3-3-1 von Trainer Giuseppe Iachini und zog das Interesse zahlreicher internationaler Topklubs auf sich. Doch was macht den 21-jährigen Stürmer so begehrt und so teuer?
Rolle im 3-3-3-1 von Palermo
Paulo Dybala wechselte 2012 aus der zweiten argentinischen Liga für 11,8 Millionen Euro zu US Palermo. Nach zwei eher enttäuschenden Saisonen, einer davon in der Serie B, konnte Dybala heuer seinen Durchbruch in der Serie A feiern und spielte mit Palermo eine beachtliche Saison.
Palermo ist in seiner Spielweise ein sehr ausgeglichenes Team. Gegen stärkere Gegner stehen sie tiefer und probieren über ihre Ansätze eines Keilpressings und mit schnellen Konterangriffen zum Erfolg zu kommen. Gegen schwächere Gegner fächern sie durchaus breiter auf, lassen den Ball tiefer laufen und agieren viel über temporäre Überladungen der Flügel und über die Einbindung von Paulo Dybalas Bewegungen im letzten Drittel.
Variables Bewegungsspiel und Weiträumigkeit
Der argentinische Stürmer spielt zwar nominell als höchster Spieler, pendelt aber häufig nach Außen und startet immer wieder dynamische Tiefensprints durch die äußeren Schnittstellen. Dadurch lockert er im eigenen Ballbesitz die manchmal etwas linearen Staffelungen auf und stößt einige Folgebewegungen der Wing-Backs oder Achter an. Teilweise glänzt er dann mit dynamischen Ablagen auf die nachrückenden Spieler oder probiert robust und technisch ansprechend in den Strafraum einzudringen.
Generell ist er in seinem Bewegungsspiel sehr variabel und bindet sich passend ein, die Folgeaktionen waren bei Palermo jedoch simpel gestrickt und folgten immer ähnlichen Mustern. Dies führte dazu, dass er trotz der guten Bewegung im Endeffekt nicht so effektiv war, da ihm in manchen Situationen ein bisschen der Dynamikbezug fehlt. Allerdings schafft er es häufiger über seine individuelle Klasse einige Durchbrüche oder Chancen zu kreieren.
Gerne lässt sich sich Dybala auch sehr weit nach hinten fallen, woraufhin das Sturmzentrum bei Palermo oft verwaiste, da die beiden Achter dies nur in Ansätzen ausbalancierten. Dybala orientierte sich in den tieferen Räumen dann stärker an seinen genialen Partner Franco Vazquez. Zusammen überluden sie im Verbund das Mittelfeldzentrum, holten sich dort die Bälle ab, um mit Ball am Fuß vorzurücken und aus der tieferen Positionierung besser andribbeln oder strukturierter kombinieren zu können, wobei sie im Endeffekt doch häufiger auf den Flügel abdrifteten.
Mangelnde Zielstrebigkeit im Dribbling
Technisch ist Paulo Dybala sehr stark, sowohl sein First Touch und seine Ballmitnahme sind auffallend gut und so kann er auch höhere und anspruchsvollere Bälle direkt verarbeiten und weiterspielen. Zudem ist er überaus trickreich und kann aus festgefahrenen Situationen sehr leichtfüßig ausbrechen, wie man zum Beispiel im folgenden Video sieht.
Obwohl er als sehr guter Dribbler gesehen wird, fehlt ihm dort wohl noch etwas die Sauberkeit. Er verlässt sich noch zu stark auf seine individuellen Stärken, dribbelt die Staffelungen stets etwas schlampig an und ist im Dribbling noch nicht zielstrebig genug. Dies führt dazu, dass er sich leicht abdrängen lässt, die Anbindung an seine Mitspieler verliert und die Dynamik daraufhin verpufft. Allgemein lässt sich daher wohl festhalten, dass er in diesem Bereich noch etwas effektiver und gefestigter in der Entscheidungsfindung agieren könnte.
Ein Beispiel sieht man hier. Dybala lässt sich unpassend fallen und isoliert so die beiden Seiten. Das Sturmzentrum verwaist und der ballführende Vazquez steht relativ hoch und isoliert in Neapels Formation.
Dybala als Konterstürmer
Wirklich gut war Paulo Dybala bei Palermo vor allem als Konterstürmer. In dieser Rolle nutzt er ähnlich wie im Ballbesitz seine gute Raumwahrnehmung und kann in kurzer Zeit effektiv viel Raum überwinden. Er bindet sich stets sehr effektiv ein und weicht gut in offene Räume aus. Zwar ist er dann in der Vollendung ebenfalls nicht so kreativ, kann aber seine simpleren Spielmuster effektiver ausnutzen, da der Gegner nicht so kompakt ist.
Mögliche Rolle bei Juventus
Bei Juventus soll der junge Argentinier nun mit Carlos Tevez einen anderen begnadeten Konterstürmer ersetzen. Da Dybalas Bewegungsmuster recht starken jenen von Tevez ähneln, ist er wohl eine intelligente Wahl als Nachfolger für den nach Argentinien zurückgekehrten Stürmerstar.
Bei Juventus hätte Paulo Dybala als quasi zweiter Zehner in Max Allegris 4-3-1-2-System eine hohe Bewegungsfreiheit, könnte sich viel fallen lassen und in seiner Weiträumigkeit Anbindung ans Mittelfeld suchen. Gerade mit Arturo Vidal könnte er sich von der durchbruchsfokussierten und sehr weiträumigen Spielweise her gut ergänzen.
Ebenfalls denkbar wäre aber auch eine Rolle, wie sie Alvaro Morata in der abgelaufenen Saison spielte. Ähnlich wie der Spanier könnte sich Dybala mit guten Ablagen und nach außen driftenden Bewegungen in das Angriffsspiel einbinden. Die Rolle würde er aufgrund seines Fähigkeitenprofils leicht anders interpretieren, aber gerade seine Bewegungsmuster würden gut mit denen von Vidal und der generellen Ausrichtung von Juventus harmonieren. Mit einigen nachstoßenden Bewegungen der Achter oder Vidal könnte er eine passende Umgebung für sein Passspiel haben. Mit Pogba als tieferen, kreativen und spielmachenden Akteur hätte er einen passenden Mitspieler, den er mit seiner kombinativen Art unterstützen und so ähnlich wie bei Palermo Durchbrüche über die Schnittstellen fokussieren könnte.
Eine weitere interessante Möglichkeit wäre zum Beispiel eine tiefere Position als offensiver Achter. Von seiner Grundposition aus könnte er hier gut zum Flügel driften und so vielleicht eine ganz effektive Asymmetrie zwischen den beiden Seiten erzeugen. Der linke Achter könnte zum Beispiel stärker einrücken und als Verbindungsspieler agieren, während Dybala auf der rechte Seite als Achter stärker zum Flügel schieb und diesen leicht überlädt. Im weiteren Verlauf könnte man das Spiel dann dynamisch über die gute horizontale Anbindung verlagern. Er könnte sich aber auch aus dem tieferen Halbraum diagonal durchs Zentrum kombinieren, wie er es in Ansätzen relativ druckvoll in der letzten Saison tat.
Generell lässt sich festhalten, dass Dybala ein sehr polyvalenter Spieler ist, der aber in einigen Bereichen noch Schwächen hat und aufgrund der hohen Ablösesumme somit durchaus ein gewisses Risiko darstellt. Mit 21 Jahren ist er aber noch sehr jung, hat noch viel Potential und passt mit seinem Spielerprofil sehr gut zu Juves Spielweise unter Allegri.
Carlfriedrich Fischer, abseits.at
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