Die Champions League ist der internationale Bewerb schlechthin. In Österreich herrscht seit Jahren Katzenjammer, weil seit Rapid im Jahr 2005 kein österreichischer Klub mehr... Königsklasse oder „Verliercup“ – wo gehören die österreichischen Klubs hin?

Die Champions League ist der internationale Bewerb schlechthin. In Österreich herrscht seit Jahren Katzenjammer, weil seit Rapid im Jahr 2005 kein österreichischer Klub mehr den Einzug in die Gruppenphase schaffte. Die Erfolge in der Europa League werden dabei eher als Nebenerwerb denn als wichtiger Triumph anerkannt.

Rückblick

Wir schreiben den 17. Dezember 2009, die Mannen von Red Bull Salzburg gewinnen im Madrigal zu Villareal mit 1:0 und machen so ihre makellose Gruppenphase in der Europa League perfekt. Sechs Spiele, sechs Siege, ein Torverhältnis von 9:2. Eine beeindruckende Bilanz, die noch eindrucksvoller wird, wenn man sich die Gruppengegner ansieht. Lazio Rom, Villareal und Lewski Sofia – das kleine Salzburg bezwang sie alle. Triumphal steigt man in die Runde der letzten 32 in der Europa League auf. Dort folgt nach einem turbulenten Auswärtsspiel (2:3 nach 2:0-Führung) und einer enttäuschenden Nullnummer im Heimspiel gegen Standard Lüttich das Aus. Trotzallem: Salzburg hatte sich in der Saison 2009/2010 international teuer verkauft. Wer hätte den Mozartstädtern schon sechs Siege in dieser hochkarätigen Gruppe zugetraut? Villareal kämpft mittlerweile wieder in der Champions League um Punkte, Lazio Rom belegte in Italiens Serie A immerhin Platz 5 und darf wieder im Europa-League-Konzert mitspielen.

Wie es Salzburg in dieser unvergesslichen Europacup-Saison in der Champions League ergangen wäre, wird wohl für immer ungewiss bleiben. Für Maccabi Haifa, die israelische Mannschaft, an der man in der Qualifikation für die Königsklasse gescheitert war, gab es jedenfalls wenige Lichtblicke im Kreis der ganz Großen. In der Gruppe mit Bayern München, Girondins Bordeaux und Juventus Turin setzte es sechs Niederlagen in sechs Spielen, nicht einmal ein Tor gelang dem israelischen Spitzenklub. Da drängt sich unweigerlich die Frage auf: Welcher Klub war schlussendlich besser bedient?

Blaue Sterne, blaue Augen

Auf der einen Seite Maccabi Haifa. Will man das Positive sehen, gibt es zwar einiges zu berichten – man durfte sich mit Weltstars wie Arjen Robben, Franck Ribery oder Alessandro Del Piero messen; man spielte in einigen der schönsten Stadien Europas; man hörte sechs Mal die Gänsehaut schaffende Hymne der Königsklasse. Doch wo blaue Sterne zu sehen waren, dort gab es für Maccabi auch blaue Augen. Fünf der sechs Vorrundenspiele verlor man zwar nur mit 0:1, doch das machte die Niederlagen umso bitterer. Natürlich sind die Millionenbeträge, die jeder Klub für das Erreichen der Champions-League-Gruppenphase erhält, und die vier Extrapunkte für Europas Klubwertung ein großzügiges Trostpflaster. Trotzdem werden sich Salzburgs Helden nicht allzu sehr über das Scheitern in der Qualifikation geärgert haben, wenn Maccabi wieder einmal eine Partie in der Champions League verlor und sich schlussendlich sang- und klanglos aus der Eliteliga verabschiedete.

Rote Sterne, große Siege

Wer erinnert sich nicht an den legendären Sager von Franz Beckenbauer, nachdem der UEFA-Cup, seines Zeichens Vorgänger der Europa League, ein reiner Verliercup sei, mit dem der „Kaiser“ nichts zu tun haben möchte? Für Österreichs Klubs galt das in den letzten Jahren allerdings nicht. Die Liga erlebte eine klare Steigerung, als Sturm Graz, Red Bull Salzburg, Rapid und die Austria den Sprung in die Gruppenphase des Bewerbs mit den roten Sternen schafften. Die lukrierten Einnahmen betrugen zwar nur einen Bruchteil dessen, was die Teams in der Champions League bekamen, aber es war trotzdem ein netter Zuverdienst für Österreichs Spitzenklubs. Ein weiterer Vorteil war die internationale Reputation, die langsam aber sicher zu steigen begann. Salzburgs Siegesserie, Rapids Triumphe über Aston Villa und den HSV, Sturms Achtungserfolge gegen Galatasaray oder Austrias Unentschieden gegen Werder Bremen – all das blieb Fußballeuropa nicht verborgen. Mehreinnahmen, zufriedene und begeisterte Fans, Achtungserfolge, eine Aufbesserung des Images und die Chance für die Spieler, sich international zu präsentieren – das alles stand auf der positiven Seite des vierfachen Europa-League-Abenteuers. Nach der Meinung vieler Experten haben Österreichs Spitzenklubs in der Champions League nichts zu suchen, die Europa League wäre viel eher unsere Kragenweite. Wenn man sich die Resultate der letzten Jahre ansieht, kann man diesen Aussagen auch nicht viel entgegensetzen. In der Wirtschaft wie im Sport hört man immer öfter die Erfolgsformel „Step by Step“. Österreichs Vereine müssen noch einige bedeutende Schritte zu den roten Sternen machen, ehe sie die Herausforderung der blauen Sterne wieder ernsthaft in Angriff nehmen können.

Archimedes, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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