Aus den Offensivspielern beider Mannschaft hätte man eine Weltauswahl bilden können. Und das Spiel hielt, was es versprach: tolle Angriffsaktionen, eine Galavorstellung von Lionel... Messi führt Argentinien zum Triumph über Uruguay

Aus den Offensivspielern beider Mannschaft hätte man eine Weltauswahl bilden können. Und das Spiel hielt, was es versprach: tolle Angriffsaktionen, eine Galavorstellung von Lionel Messi, interessante taktische Ansätze, und drei Tore. Ein spannendes Prestigeduell, in dem die Argentiniermit Ausnahme der ersten Minuten nach der Pause aberfast immer spielbestimmend waren und einen wichtigen Sieg in der WM-Qualifikation für Brasilien 2014 schafften.

Argentinien

Argentinien begann in einem 4-3-1-2. Die Außenverteidiger Marcos Rojo (links) und Pablo Zabaleta (rechts) beackerten die Flügel fast alleine, da neben Javier Mascherano und Fernando Gago, die beide eher defensive Aufgaben hatten, auch Angel Di Maria sich meistens um die Zentrale kümmerte. Einzig Di Maria wich öfters mal nach links aus und sorgte so gemeinsam mit starken Vorstößen von Rojo für eine leicht asymmetrische Spielanlage der Albiceleste, da Zabaleta gegen Cavani merklich vorsichtiger agierte. Lionel Messi hatte hinter den beiden Spitzen Gonzalo Higuain und Sergio Agüero alle Freiheiten und lieferte sogar für seinen Maßstabeine unglaubliche Vorstellung ab. Alle, die den Fußball lieben, müssen sich nach diesem Spiel vor seinem Genius verneigen. Was er an Pässen, Dribbelkünsten, Laufbewegungen, Freistößen, und nicht zuletzt an Entschlossenheit zeigte, sucht wahrlich seinesgleichen.

Uruguay

Die Viererkette bildeten die beiden Außenverteidiger Maximiliano Pereira (rechts) und Martin Caceres (links), als Innenverteidiger liefen Diego Lugano und Diego Godin auf. Vor der Abwehr starteten Egidio Rios, Alvaro Gonzalez, und Walter Gargano als Dreifach-Sechs, wobei Letzterer auch öfters Vorstöße über rechts versuchte. Dafür bot man im Angriff das Beste auf, das der uruguayische Fußball hergibt: Luis Suarez vom FC Liverpool, Edinson Cavani vom SSC Napoli, der hauptsächlich über links kommen sollte und auch immer wieder in die Abwehr zurückwich, sowie Diego Forlan, der nun beim SC Internacional in Brasilien sein Geld verdient. Vor allem in der Defensive hatte sich Trainer Trainer Oscar Tabarez etwas einfallen lassen, um Messi das Spiel zu erschweren.

Uruguays Defensive

Immer wieder war zu beobachten, dass Uruguay in der Abwehr eine Fünferkette formierte, falls genug Zeit dazu blieb. Einer der Sechser zog sich in die Innenverteidigung zurück, während Cavani ebenfalls weit nach hinten kam, Suarez oder Forlan ließen sich ins Mittelfeld fallen. Öfters scherte auch Caceres aus, um Messi zentral vor der Abwehr zu attackieren, sodass Cavani vorübergehend als Linksverteidiger einsprang. Die Idee hinter diesem Vorgehen war natürlich, Messi das Zulaufen auf die Abwehr und die Pässe in die Schnittstellen zu erschweren, indem man die Gassen zwischen den Verteidigern durch einen zusätzlichen Spieler enger machte. Ein solches Vorgehen erfordert aber genaue Abstimmung und gutes Absprechen der Spieler untereinander, was nicht immer der Fall war, da Argentinien trotzdem immer wieder Lücken vorfand.

Argentinische Offensivbemühungen

Rojo machte über links viel Dampf. Er und der auf die Flügel ausweichende Agüero erzeugten durch ihre technischen Fähigkeiten immer wieder gefährliche Situationen, während Higuain sich meistens zentral herumtrieb und eine eher mittelmäßige Leistung zeigte. Öfters war es auch so, dass die Argentinier den Moment erkannten, in dem einer der Sechser sich in die Abwehr fallen ließ, und dann sofort den gerade freigewordenen Raum für Vorstöße und Weitschüsse nutzten. Vor allem Di Maria hatte ein gutes Auge für solche Situationen.Und spätestens nach diesem Spiel muss Messi seine Kritiker in Argentinien, die ihm vorwerfen, er zeige im Nationaltrikot keine guten Leistungen, überzeugt haben. Er sorgte durch Pässe in die Schnittstellen, halbhohe Bälle hinter die Abwehr, und unglaubliche Einzelaktionenpermanent für Gefahr.

Die Tore

Trotz einiger Chancen für Argentinien brauchte es schließlich zwei Fehler. Beim 1:0 rückte ein Innenverteidiger für einen Befreiungsschlag per Kopfball ein paar Meter aus der Abwehr heraus, aber sein Klärungsversuch ging schief – der Ball fiel Messi vor die Füße, der den Ball schön weiterleitete und ihn schließlich von Di Maria zurückbekam. Das 2:0 fiel nach einem Fehlpass im Mittelfeld und anschließendem Konter der Argentinier mit erneutem Assist von Di Maria. Das 3:0 besorgte schließlich wieder Messi per genialem Freistoß: die Mauer sprang über den flach geschossenen Ball hinweg.

Das 1-0: der frisch eingewechselte Andres Scotti rückt aus der Innenverteidigung heraus, aber sein Klärungsversuch per Kopfball scheitert desaströs, Messi bekommt unerwartet den Ball, Pereira muss eingerückt bleiben, ein Sechser bleibt teilnahmslos stehen, der andere Sechser gibt gezwungenermaßen den Flügel preis und lässt Di Maria ziehen, der prompt den Ball bekommt.

Fazit

Ein klarer Sieg für die Argentinier, die kaum einmal in Bedrängnis gerieten. Dabei wären sie über die Seite von Zabaleta durchaus verwundbar gewesen, wenn Cavani etwas mehr Unterstützung bekommen hätte. Wenn Uruguay gefährlich wurde, dann zumeist über ihn.

Die Argentinier führen wieder souverän die Tabelle an und die Blamage vom zweiten Spieltag, an dem man gegen Venezuela mit 0:1 unterlag, ist vergessen. Für Uruguay hingegen hat sich der Druck erhöht. Man hat in bislang acht Spielen 14 Tore kassiert. In den letzten vier Spielen setzte es ein 0:4-Debakel gegen Kolumbien, magere 1:1-Unentschieden gegen Venezuela und Ecuador, und nun eine 0:3-Demütigung durch den Erzrivalen. Uruguay liegt in der Tabelle bereits fünf Punkte hinter Argentinien und vier hinter Kolumbien und Ecuador. Chile ist punktegleich, wurde aber im direkten Duell 4:0 besiegt, Venezuela ist nur einen Punkt dahinter. Die Mannschaft von Oscar Tabarez muss am Dienstag gegen Bolivien schleunigst wieder in die Erfolgsspur zurückfinden. Ansonsten könnte auch für ihn die Luft dünner werden.

Florian Eliadakis, abseits.at

Florian Eliadakis

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