Nach EuGH-Urteil: Kommt die Super League nun doch?
Fußball international 21.Dezember.2023 Patrick Stummer
Der 18. April 2021 löste ein Erdbeben im europäischen Fußball aus. Zwölf europäische Topklubs gaben die Gründung der Super League bekannt. Eine Liga, bestehend aus 20 der besten Klubs Europas, als direkte Konkurrenz zur Champions League. Nur 48 Stunden später war das Vorhaben wieder Geschichte – UEFA und FIFA hatten sich mit der Androhung harter Sanktionen gegen die zwölf Gründungsmitglieder zumindest kurzfristig durchgesetzt. Bis heute, am 21.12.2023, ein Urteil des Europäischen Gerichtshof (EuGH) den Fußball wieder auf den Kopf stellen könnte. Die Details.
Wie sah der Plan der Super League aus?
De Vorstellung der Super League erfolgte 2021.
Arsenal, Chelsea, Manchester City, Manchester United, FC Liverpool, Tottenham, AC Milan, Inter Mailand, Juventus Turin, Atletico Madrid, Real Madrid und der FC Barcelona hatten sich damals zusammengeschlossen und die Super League ins Leben gerufen.
Die Super League sollte aus 20 Mannschaften bestehen, 15 davon waren jedes Jahr gesetzt und fünf weitere sollten sich qualifizieren können. Ziel war es die 20 besten Mannschaften des Vereinsfußballes in einer neuen Liga, die wie die Champions League parallel zu den nationalen Ligen stattfinden sollte, zu versammeln
Unzufriedenheit mit Vermarktung der Champions League als Auslöser
Die Gründungsklubs hatten betont, dass sie mit der Vermarktung der Champions League unzufrieden waren und erhofften sich durch die Schaffung einer Super League finanziell höhere Einnahmen. Neben der finanziellen Komponente wollten die Gründungsmitglieder wohl aber ihre Macht gegenüber der UEFA demonstrieren und klarstellen, dass die Klubs nicht von der UEFA abhängig sind sondern die UEFA von den Klubs.
Gerüchten zufolge sollte JP Morgan die Super League mit kolportierten 3,5 Milliarden Euro finanzieren, die direkt an die Gründungsmitglieder ausgeschüttet werden sollten.
Einstellung 48 Stunden nach Ausrufung
Bereits 48 Stunden nach Ausrufung des neuen Formates, zogen bis auf Real Madrid und den FC Barcelona alle Gründungsmitglieder ihre Teilnahme an der Super League aber wieder zurück. Grund waren Proteste der eigenen Fans und in Aussicht gestellte Sanktionen der Verbände UEFA und FIFA, die eine Verbannung der Vereine aus sämtlichen Wettbewerben, für die Spieler besonders schmerzlich, auch aus der WM angedroht hatten.
Was besagt das Urteil des EuGH?
Es besagt vereinfacht gesagt, dass die Monopolstellung der UEFA und FIFA nicht mit dem europäischen Recht in Einklang zu bringen ist.
Indem UEFA und FIFA neue Bewerbe wie die Super League von ihrer Genehmigung abhängig gemacht, den Gründungsmitgliedern und deren Spielern Sanktionen angedroht sowie diesen die Teilnahme untersagt hatten, hätten sie ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht. Wettbewerbsrechtlich sei dies nicht möglich.
Ebenso rechtlich unzulässig sei, dass die Kontrolle der kommerziellen Verwertung ausschließlich bei UEFA und FIFA liege, was im Ergebnis zu einer Monopolstellung im konkreten Fall insbesondere der UEFA führe, die gegen die europäische Wettbewerbsfreiheit verstoße.
Was besagt das Urteil des EuGH nicht?
Es besagt nicht, dass die Bildung einer Super League zulässig ist oder diese genehmigt werden muss. Der EuGH selbst stellte klar, dass er allgemein zu den FIFA- und UEFA-Regeln befragt wurde und nicht zum speziellen Fall der Super League.
EuGH-Urteil gilt nicht für englische Teams
Die Klubs aus der Premier League sind vom EuGH-Urteil nicht betroffen, weil Großbritannien aus der Europäischen Union ausgetreten ist. Das heißt für sie gelten weiterhin die durch die FA verhängten harten Strafen in Form von einem Abzug von 35 Punkten bei einer Teilnahme an der Super League.
Neue Pläne für Super League unmittelbar nach EuGH-Urteil
Bereits heute wurden von der Vermarktungsagentur A 22 neue Pläne zur Super League vorgestellt. Angetreten werden soll in drei Ligen – der Star League (höchste Klasse) mit 16 Teams, der Gold League (zweithöchste Klasse) mit 16 Teams und der Blue League (unterste Klasse) mit 32 Teams.
Gespielt werden soll in Gruppen mit je acht Mannschaften mit Hin- und Rückspiel. Zwischen den Ligen steigen am Saisonende jeweils zwei Teams auf und ab. Aus der Blue League scheiden 20 Teams am Saisonende aus, 20 neue Teams steigen aus den nationalen Ligen wieder auf. Bereits wieder an Bord sollen Real Madrid und der FC Barcelona sein, andere Klubs haben sich bis dato nicht zu einer Teilnahme geäußert.
Kommt die Super League im zweiten Anlauf?
Diese Frage ist noch schwer zu beantworten. Wenn, dann wohl aber nur in abgespeckter Form. Warum abgespeckt? Stand heute gilt es als äußerst unwahrscheinlich, dass die Klubs aus der Premier League sich der neuen Super League anschließen würden.
Die drakonischen Strafen in Form eines Abzugs von 35 Punkten werden wohl die Topvereine an einer Teilnahme hindern, da damit der Meistertitel in der nationalen Liga unerreichbar wäre. Und diesen „Prestigetitel“ gibt wohl keiner der Teams freiwillig aus der Hand.
Ebenso relevant wird das Echo der Fans sein. Zahlreiche Fans zeigten sich 2021 bitter enttäuscht mit ihren Klubs, was dazu führte, dass sich sämtliche Premier-League-Klubs bei ihren Fans nach dem Rückzug entschuldigten.
Und eine Super League ohne englische Klubs? Unvorstellbar! Weil dann erst ein großer Teil der Publikumsmagneten fehlen würde, was auch für Sponsoren wenig Anreiz zur Bereitstellung finanzieller Mittel bringen würde.
Patrick Stummer, abseits.at
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Patrick Stummer
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