Portugal und Kroatien draußen: Spanien geht als Favorit ins Halbfinale der U19-EM
Fußball international 11.Juli.2012 Daniel Mandl 0
Morgen geht es bei der U19-Europameisterschaft in Estland ans Eingemachte: In der estnischen Hauptstadt Tallinn finden die beiden Halbfinalspiele zwischen Spanien und Frankreich bzw. England und Griechenland statt. Bereits vorgestern traten die in der Vorrunde starken Kroaten und Portugiesen unerwartet den Heimweg an.
Portugals Nachwuchshoffnungen machten in der Vorrunde einen guten Job, drängten die starken Spanier zeitweise an den Rand der Verzweiflung, weil sowohl das 1:0, als auch das 2:1 der Spanier sehr schnell egalisiert wurden. Am Ende hieß es 3:3, weil Joao Mario in der Schlussminute einen Elfmeter für Portugal verwertete. Gegen Griechenland reichte Portugal somit ein Unentschieden, um ins Halbfinale aufzusteigen.
Griechenland kickt Portugal raus
Aber die ebenfalls nicht zu verachtenden Griechen, die in einem kompakten 4-1-4-1-System aufliefen und im zentralen Mittelfeld mit Ballas, Fourlanos und Katidis über drei unterschiedliche, aber gut eingespielte Spieler verfügen, machten Portugal einen Strich durch die Rechnung. Der überragende Katidis war mit zwei Toren Matchwinner und Griechenland gewann mit 3:2, sicherte sich somit das Halbfinalticket.
England überraschend Gruppensieger
In Gruppe B war die Ausgangslage vor der letzten Gruppenpartie eindeutiger. Frankreich war bereits durch, England würde ein Unentschieden gegen den Fixaufsteiger fürs Weiterkommen reichen. Kroatien, das schließlich die schwachen Serben klar mit 3:0 besiegte, müsste auf eine Niederlage Englands und die später bessere Tordifferenz hoffen. Doch angesichts einer taktischen Meisterleistung kam alles anders: England bezwang Frankreich mit 2:1, wobei sich die Teams ihre Gegentore praktisch selbst machten. Die schwachen Leistungen der beiden Torhüter trugen einen großen Teil zum Ausgang des Spiels bei – ebenso wie die starke defensive Staffelung Englands. Frankreich muss nun also gegen den Gruppensieger aus der Parallelgruppe, Spanien, ran. Griechenland und England bestreiten quasi ein Halbfinale der Außenseiter.
Souveräne Spanien gegen Estland mit schwächster Partie
Spanien überzeugte in der Vorrunde, spielte speziell gegen Griechenland und Portugal technisch klar überlegen. Die technische Überlegenheit gegenüber Estland war zu erwarten, trotzdem zeigte Spanien gegen den Gastgeber die schwächste der bisherigen Turnierleistungen. Die Truppe des sehr energischen Trainers Julen Lopetegui, einem ehemaligen Torhüter (u.a. Real Madrid, FC Barcelona), wollte den Ball ins Tor tragen und verlagerte sich zu stark auf Einzelaktionen, anstatt auf gemeinschaftliches Ausspielen der Esten. Am Ende hieß es nach Toren von Suárez und Paco Alcacer 2:0 und die Partie darf als bessere Trainingseinheit angesehen werden.
Physisch stark, aber im Konter anfällig
Der Halbfinalgegner der Spanier zeigte ebenfalls starke Leistungen in der Vorrunde: Die Franzosen galten nach zwei Spielen als der praktisch unumstößliche Gruppensieger, stolperte dann aber an einer organisierten englischen Abwehrmauer. Das Aufeinandertreffen mit Spanien verspricht interessant zu werden, da die Franzosen – anders als die Spanier – bisher vor allem mit ihrer Physis punkteten. Ähnlich wie bei den Portugiesen waren zudem die Außenverteidiger ausgesprochen offensiv eingestellt und durchschlagskräftig. Dafür war die Truppe von Pierre Mankowski im Konter anfällig – übrigens wie fast alle der acht Teilnehmer. Die gut organisierten Spanier und die ohnehin sehr tief stehenden Esten waren die Ausnahmen.
Griechenland als positive Überraschung
Griechenland schaffte den Aufstieg ins Halbfinale unerwartet, zumal Portugal vor dem Turnier klar über die Griechen gestellt wurde. Dank der Übersicht von Katidis, dreier Tore von Diamantakos und des starken Torhüters Kapino konnte man sich aber schließlich durchsetzen. Die Griechen spielten bisher gefällig und technisch sicher, setzen auf die Dynamik ihrer beiden Flügel Gianniotas und Mavrias, sowie die Knipserqualitäten von Solospitze Diamantakos, der pro Spiel auf gefühlte 20 Ballkontakte kommt. Auch bei Standardsituationen sind die Griechen dank der tollen Flanken von Außenverteidiger Stafylidis sehr gefährlich. Die Innenverteidigung könnte allerdings Probleme gegen flinke Gegenspieler bekommen.
England „chelseaesk“
England ist der biederste der vier Halbfinalisten. Der Chef im Team ist Spielmacher Harry Kane von Tottenham Hotspur – im 4-4-2, das dem der A-Nationalmannschaft sehr nahekommt, regiert allerdings das Kollektiv und taktische Disziplin. Herausragende Spieler: Fehlanzeige. Einzig der flexible Nathaniel Chalobah und Arsenal-Spitze Benik Afobe machten individuell einigermaßen auf sich aufmerksam. England steht defensiv sehr kompakt in zwei Viererketten und davor mit störenden, aber nicht attackierenden Stürmern, wodurch es in der englischen Hälfte sehr eng ist. Im Spiel nach vorne verlagert man sich darauf, aus einem gesicherten defensiven Mittelfeld herauszuspielen – so richtig offensiv agieren dabei nur drei bis vier Spieler und man versucht durch flache, weite Pässe die quirligen englischen Spitzen ins Spiel zu bringen.
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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