Atlético Madrid und katalanische Grenzen: Hätte Barcelona das Überraschungsteam anders bespielen können?
SpanienTaktik & Theorie 20.Januar.2014 Rene Maric 0
Vor neun Tagen stieg das Topspiel der spanischen Primera Division. Die Überraschungsmannschaft Diego Simeones, Atlético Madrid, empfing zuhause den FC Barcelona. Nominell eigentlich eine klare Sache. Der FC Barcelona hat die besseren, bekannteren und teureren Spieler, darunter solche Topstars wie Neymar und Lionel Messi und konnte deutlich mehr Erfolge in den letzten Jahren feiern.
Allerdings darf man Atlético nicht unterschätzen: Taktisch perfekt, defensiv unglaublich stark und im Schatten der großen Zwei in Spanien haben sie sich zu einer dritten Kraft entwickelt. Dabei sind sie in ihrer Defensivtaktik stark geworden, dass sie aktuell sogar ein ernstzunehmender Titelanwärter sind – und das zweite Mal hintereinander Barcelona offensiv nahezu komplett ausschalten konnten.
In diesem ausführlichen Artikel wollen wir Atléticos Defensivaspekte in dieser Partie unter die Lupe nehmen und mögliche Ideen aufwerfen, wie der FC Barcelona sie hätte besiegen können und ob es noch allgemeine Möglichkeiten gibt sie zu bespielen. Gerade weil Barcelona und Atlético gestern remisierten, ist eine genauere Analyse des eine Woche zurückliegenden Topspiels pikant.
Das Defensivspiel bei Atlético in den drei Phasen
Grundlegend konnte man bei den Madrilenen drei unterschiedliche Ausrichtungen im Defensivspiel unterscheiden. Sie hatten bestimmte Abläufe im hohen Pressing, eine andere Ausrichtung im Mittelfeldpressing und bewegten sich beim ganz tiefen Pressing in Strafraumnähe abermals anders.
Wenn sie Barcelona hoch pressten, spielten sie mit einem mannorientierten 4-4-2. Die Abstände wurden größer, die Mittelstürmer orientierten sich an den Innenverteidigern und die Mittelfeldspieler suchten sich ebenfalls zumeist direkte Gegenspieler oder hielten zumindest Zugriff auf diese. Barcelona musste darum sehr oft mit langen Abstößen das Spiel starten.
Konnte sich Barcelona nach den langen Abstößen mit etwas Glück und Geschick aus dem Pressing Atléticos befreien und den Ball zirkulieren lassen, formierten sich die Rojiblanco neu. Nun war es kein hohes 4-4-2 mehr, sondern ein tieferes 4-4-2-0. David Villa und Diego Costa orientierten sich an Busquets beziehungsweise standen sogar etwas tiefer als der katalanische Sechser. Sie öffneten Räume an den Außenbahnen, spielten mit breiter Abwehrkette und enger Mittelfeldkette und hatten hierbei besondere Staffelungsvorteile, wie man in der Analyse zum Spiel nachlesen kann.
Schaffte es Barcelona mit Ball aufzurücken und in höhere Zonen zu kommen, dann blieb es bei diesem 4-4-2-0, doch es wurde nun vertikal noch kompakter. Die Stürmer zogen sich zurück, die Mittelfeldspieler ebenfalls und teilweise gab es nur Abstände von 5-12 Metern zwischen den beiden Ketten. Dies waren die Grundaspekte, kommen wir nun zum Spiel gegen das hohe Pressing.
Mögliches Bespielen des hohen Pressings
Ein mannorientiertes Pressing des Gegenspielers ist meistens enorm schwer zu bespielen. Der Gegner stellt für den Torwart alle Optionen zu und wartet, bis der Torwart etwas macht. Sämtliche Bewegungen der jeweiligen Gegenspieler werden verfolgt, wodurch das Freilaufen schwierig wird. In engen und hohen Zonen lassen sich meistens Räume kreieren, doch die Natur der Abstöße erschwert dies. Bei Abstößen hat der Torwart immerhin mindestens 11 Meter Abstand bis zum nächsten Mitspieler, flache Pässe ins Mittelfeld sind logischerweise kaum möglich. Auch die Situation an sich ist ziemlich übersichtlich und statisch, da es eine Spielunterbrechung und Standardsituation ist.
Hier gäbe es nun zwei Möglichkeiten. Eine wäre die Veränderung der eigenen Formation, um die gegnerische Formation nachhaltig negativ zu beeinflussen. So könnten sich bestimmte Spieler zurückfallen lassen und Positionen tauschen, um Unordnung beim Gegner hineinzubringen. Bei Barcelona hätten sich in dieser Partie Iniesta und Xavi weit zurückfallen lassen können, Busquets wäre aufgerückt und erst danach wäre der lange Ball gekommen. Die zweikampfstarken Tiago und Gabi hätte man dann im besten Fall (richtige Bewegungen und kein Übergeben) aus ihren Positionen ziehen können, Atlético wäre nach langen Bällen weniger kompakt gewesen.
Im Idealfall wendet man es auf bestimmte Zonen ab, so wie etwa auf die zentralen Mittelfeldräume.
Die zweite Möglichkeit wäre das Provozieren der Aufgabe von Manndeckungen. Hier hätten sich die Außenverteidiger Barcelonas weit zurückfallen lassen können. Sie wären dann nicht hoch und breit gestanden, sondern hätten sich näher an den Innenverteidigern positioniert. In diesem Fall hätten die Flügelstürmer der Madrilenen eventuell die Manndeckung aufgegeben und man hätte über die Außenverteidiger ins Spiel kommen können.
Mit Alves und Alba haben die Katalanen auch zwei potenziell kreative, kombinationsstarke und intelligente Außenverteidiger. Sie hätten dann immer wieder diagonal aufrücken und Pässe in den Zwischenlinienraum spielen können. Wenn Atlético sie so weit nach hinten verfolgt hätte, dann wäre Valdes nach wie vor natürlich zu langen Bällen gezwungen gewesen, aber es hätten sich riesige Räume zwischen Außenverteidigern und Flügelstürmern aufgetan. In diese Räume hätten die langen Bälle gespielt werden können, Pedro und Alexis Sanchez hätten sich mit schnellen Bewegungen befreien können und Iniesta beziehungsweise Xavi wären ebenso wie Mittelstürmer Fabregas sofort als Anspielstationen für direkte Ablagen parat gewesen.
Natürlich ist auch hier die Erfolgswahrscheinlichkeit nicht allzu hoch, doch zumindest hätte es die Möglichkeit gegeben, einzelne Schnellkombinationen und Pässe in die Tiefe gegen eine hohe Abwehrlinie bei numerisch hoher Überzahl und weniger Kompaktheit Atléticos zu versuchen. Da es dies nicht gab, wirkte Barcelona im Aufbauspiel oft zahnlos und ungefährlich.
Die einzige, aber ebenfalls riskante Möglichkeit, welche die spezielle Stärke der Manndeckungen bei Abstößen aufgehoben hätte, wären übrigens scharfe Pässe auf die Innenverteidiger mit direkten Abprallern zum Torwart gewesen. Solche Sachen wurden in bestimmten Spielen gegen höher pressende Gegner noch unter Guardiola praktiziert. Valdes hat hier dann mehr Zeit und kann etwas aufrücken, um Xavi und Co. direkt anzuspielen. Dies ist jedoch riskant, instabil und wird unter Martino nicht mehr gemacht; er präferiert die langen Bälle im Aufbauspiel, welche gegen Atlético aber eben etwas unpräzise und improvisiert nach vorne gespielt wurden.
Eine weitere Alternative wären natürlich lange Bälle auf einen Zielspieler, was Barcelona in Ermangelung eines solchen natürlich nicht möglich war. Mannschaften wie der FC Bayern oder eben Atlético selbst können dies dank Mario Mandzukic beziehungsweise Diego Costa praktizieren. Atlético zeigte dies sogar in dieser Partie gegen die Katalanen, wo Costa sich immer wieder zu Alba bewegte, auf den Flügel auswich und dort lange Bälle verarbeitete. Bei ihnen war nicht der Raumgewinn das Problem, sondern das Beenden dieser Angriffe. Wobei auch Barcelona in diesem Aspekt ähnliche Probleme hatte.
Mögliches Bespielen des Mittelfeldpressings
Schafft man es Atlético in ihr 4-4-2-0 zurück zu drücken und die eigenen Innenverteidiger frei zu spielen, dann hat man schon mehr Optionen als zuvor. Das hohe Pressing ist naturgemäß enorm schwer zu bespielen, aber bei etwas ruhigerer Spieldynamik und bei der passiveren Ausrichtung Atléticos gäbe es schon ein paar Möglichkeiten, um nach vorne zu kommen.
Ein paar Optionen probierte Barcelona, einige andere blieben unversucht. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise eine formative Veränderung gewesen. Ein 4-1-3-2 mit einer Art „doppelter falscher Neun“, wie es Freiburg vergangene Saison und Gladbach diese Saison ähnlich praktizieren.
Die Idealbesetzung wäre hierbei natürlich Neymar und Messi vorne sowie die defensiv- und laufstarken Alexis und Pedro auf den Seiten gewesen. Sowohl Messi als auch Neymar sind enorm stark in engen Räumen, drehen sich sehr schnell und können dann sogar in Unterzahl präzise kombinieren oder ins Dribbling gehen. Mit Iniesta zentral hätte es einen weiteren „Nadelspieler“ gegeben, der mit ihnen hätte kombinieren können.
Auf den Flügeln gäbe es durch Pedro und Alexis die Möglichkeit für diagonale Läufe und Schnittstellenpässe in die Tiefe hinter die Abwehr, zusätzlich hätten diese beiden durchgehend Breite gegeben. Theoretisch wäre man somit vor der Abwehr Atléticos in diesen Schnellkombinationen in einer 5-gegen-4-Situation gewesen. Je nach Situation könnten die Außenstürmer einrücken und in die Mitte weiterleiten, woraufhin die Mittelstürmer ins Dribbling gehen. Die ersten zwei Aspekte gab es zwar ebenfalls im Spiel, doch die Breite konnte nie so durchgehend gehalten werden, weil einer der Flügelstürmer immer Präsenz im Halbraum herzustellen versuchte. Mit zwei Stürmern sieht dies anders aus. Das Breitegeben der Flügelstürmer kann dann konstanter und für die Mannschaft effektiver praktiziert werden.
Zusätzlich gibt es mit den zwei Stürmern auch eine Besetzung beider gegnerischer Innenverteidiger, die sich darum nicht mehr gegenseitig absichern können.
Das Pressing wäre übrigens ebenfalls ganz passabel geblieben. Xavi rückte als Achter immer wieder nach vorne auf, orientierte sich an Fabregas und ließ ein 4-1-3-2/4-1-3-1-1-Pressing entstehen. Mit Neymar hinter Messi und Iniesta in identischer Rolle hätte sich nur marginal etwas verändert. Auch eine eventuelle defensive Anfälligkeit im Sechserraum wäre wohl wegen des mangelnden Zehners Atléticos wenig gefährlich gewesen.
Durch die im ersten Teil erwähnten tieferen, diagonalen und spielgestaltenden Außenverteidiger hätte man wohl auch mehr Zeit im Aufbauspiel, größere Räume für Ablagen auf Alexis und Pedro und mögliche Passwege auf Messi und Neymar generieren können. Die eigentlich verschlossenen Passwege werden durch das diagonale Sichtfeld der Außenverteidiger dann bespielbar. Somit wären die personellen Veränderungen Neymar und Messi für Xavi und Fabregas gewesen.
Dazu sei aber gesagt, dass Tata Martino ohnehin ansatzweise Ähnliches in der zweiten Hälfte probierte. Er brachte Neymar und Messi in der zweiten Spielhälfte und ließ offensiv Messi mit Fabregas oft als eine solche doppelte „falsche Neun“ im Zwischenlinienraum agieren. Die zwei besten Chancen entstanden auch durch solche Aktionen Messis in diesen Räumen. Messi bot sich dabei in den Schnittstellen der Mittelfeldkette an, hielt Abstand auf die gegnerische Viererkette und drehte sich nach Pässen direkt in die offenen Räume, nahm Fahrt auf und spielte schnelle Pässe. Diese Spielweise könnte mit Messi und Neymar ebenfalls praktiziert werden.
Außerdem waren Martino in dieser Hinsicht lange Zeit die Hände gebunden. Messi und Neymar waren beide nicht fit, Iniesta verletzte sich und musste zur Halbzeit raus. Auch sei gesagt, dass Atlético sehr gut solche Schnellkombinationen verteidigt.
Die Offensivspieler ziehen sich von vorne sehr schnell nach hinten zurück, die Abwehr hält nahezu immer eine passende Höhe und besitzt ein sehr sauberes Kettenspiel, rückt dabei auch intelligent situativ nach vorne. Viele Mannschaften werden dadurch nach hinten gezwungen, einzelne Spieler Atléticos (Stürmer nach hinten, herausrückende Mittelfeldspieler) machen dann schnell Druck und sorgen für verzögerte Kombinationen des Gegners.
Darum wären gegen Atlético womöglich Schnellverlagerungen empfehlenswert gewesen. Das bedeutet, dass man den Gegner in einem Raum kurz angelockt, danach den Ball schnell über die Mitte auf die andere Seite weitergeleitet und dann auf der anderen Seite eine Schnellkombination versucht hätte; so wie es Guardiola in diesem Video trainieren ließ. Der ballnahe Außenverteidiger startet hier einen ablenkenden Lauf in die Tiefe, sorgt für erhöhte Ballung, danach rückt ballfern während der Verlagerung der zweite Außenverteidiger dynamisch auf; Barcelona spielte dies früher insbesondere mit Abidal.
Wegen des gegnerischen 4-4-2-0 ist diese Weiterleitung allerdings kaum über die Sechser und Achter möglich, man müsste eher kurzzeitig aufrückende Innenverteidiger nutzen. Allerdings hat Barcelona dies ebenfalls situativ mit Pique versucht, jedoch wirkte es bisweilen etwas unstrukturiert.
Bespielen der tiefen Abwehrformation
Nun sind wir wieder bei einem Punkt, wo die Möglichkeiten wegen des Gegners relativ begrenzt sind. Barcelona versuchte es gegen das extrem tiefe, enge und in alle Richtungen kompakte 4-4-2-0 Atléticos mit vielen Flanken. Durch die enorm geringen Abstände Atléticos, teilweise nur 5-8 Meter vertikal zwischen den Ketten und 3-7 Meter horizontal zwischen den Spielern, gab es hier keine Räume in der Mitte. Barcelona wurde zu Flanken gezwungen und hatte trotz eines Mangels an kopfballstarken Spielern dadurch zwei bis drei gefährliche Abschlüsse.
Neben versuchten Dribblings mit schnellen Abschlüssen Messis, Diagonalläufen in die Formation und versuchten Schnittstellenpässen und –lupfern, sowie bewusstem Bespielen von flachen Flanken, insbesondere diagonal in den offensiven Zwischenlinienraum zurück, hätte man konstanter Druck erzeugen können. Lange Ballzirkulationen wurden in der Paradesaison 2010/11 genutzt, um den Gegner nach hinten zu drängen. Mit erhöhtem Gegenpressing hätte man Konter unterbunden.
Das Gegenpressing selbst wäre noch die letzte Möglichkeit gewesen. Nach Jürgen Klopp ist das Gegenpressing der beste Spielmacher und – wieder Guardiola – wurde von Barcelona früher schon genutzt, um den Gegner zum Aufrücken zu zwingen und ihn dann in eine Gegenpressingfalle zu locken.
Absichtliche Ballverluste in bestimmten Zonen mit dazu passenden Staffelungen können ein effektives Mittel sein, um den Gegner aus den Positionen zu locken und dann schnelle Konter spielen zu können. Allerdings hat sich Simone davor in Acht genommen; nach Balleroberungen rückten beispielweise die Ketten nur langsam auf, insbesondere die Außenverteidiger hielten sich in offensiven Umschaltmomenten sehr zurück.
Die natürlichen Probleme bei diesen konstruierten Antworten zu Atléticos Fragestellungen
Das Problem an all diesen Konstruktionen ist natürlich die praktische Umsetzung. Schon eingangs wurde angedeutet, dass diese 4-4-2-0-Formationen Atléticos nicht von Barcelona bewusst erspielt wurden, sondern sich aus den Situationen ergaben beziehungsweise von Atlético so gewählt wurden. Barcelona fasste die Situation dann „zufällig“ so auf und musste improvisieren.
All diese Planspiele sind darum schwer zu bewerten. Wie plant man als Trainer zum Beispiel diese Verlagerung im Vorhinein? Konnte Martino schon vor Spielbeginn erwarten, dass er die Innenverteidiger kurzzeitig situativ benötigen würde, um die Verlagerungen zu spielen? War das hohe mannorientierte Pressing, die Transformation Atléticos zum passiven 4-4-2-0 im Mittelfeld sowie ihre durchgehend hohe Intensität zu erwarten?
Selbst als außenstehender Analyst ist die ehrliche Antwort wohl ein „Nein“. Darum soll es in diesem Artikel auch betont um potenzielle Lösungen gegen Atléticos Defensive gehen. Aus solchen Spielen kann man deren Spielweise lernen und gewisse Grundaspekte ableiten. Andere Aspekte und Fragestellungen kann man sich dann bewusst zum Testen für die kommenden Spiele vornehmen.
Eine solche Frage könnte zum Beispiel lauten: „Wie würden sich die Außenverteidiger im tiefen raum- und optionsorientierten Mittelfeldpressing (Ball zentral) verhalten, wenn die Flügelstürmer die Breite aufgäben und in den Strafraum zögen? Würden sie folgen, so dass Abwehr- und Mittelfeldkette beide horizontal extrem eng stehen oder würden sie an die Innenverteidiger übergeben und weiter breiter den Raum auf dem Flügel sichern?“
Durch bisher abgeleitete Antworten auf derartige Fragen kann dann die eigene Spielweise im nächsten Duell geplant werden. Dies ist überaus wichtig, immerhin findet das letzte und womöglich meisterschaftsentscheidende Spiel der Saison zwischen diesen beiden Mannschaften statt. Eine eigene „Antwort“ auf Atlético gibt es im nächsten Absatz.
Wie könnte die Idealspielweise gegen Atlético aussehen?
Da schon die grundlegenden Mechanismen Atléticos in dieser kurzen Serie, in der Analyse von Alex Semeliker hier auf abseits.at und in der Spielverlagerungs-Analyse erklärt wurden, konzentriert sich dieser Teil des Beitrags rein auf eine mögliche Kontertaktik. Als Beispiel dient dazu der Kader des FC Bayern, da er in der Tiefe und von den Spielertypen extrem vielfältig und umfangreich zusammengesetzt wurde. Diese Vielfalt wird in der Idee übrigens dazu genutzt, um eine eher skurrile und praktisch schwer umsetzbare Möglichkeit darzulegen, welche auf dem Papier aber enorm hochwertig wäre.
Diese Idee sähe wie folgt aus:
—– Ribéry —- Müller —- Götze —–
Robben — Kroos — Thiago — Rafinha
—– Alaba — Lahm — Boateng ——
Wenn Atlético weiterhin gegen größere Mannschaften mit den konservativen Außenverteidigern, dieser besonderen Spielweise mit den unterschiedlichen Abläufen in den verschiedenen Phasen und dem 4-4-2 als Grundformation agiert, dann wäre diese Mannschaft und den dazugehörigen Spielertypen und Rollenverteilungen nahezu ideal.
Alaba und Boateng könnten sich immer wieder nach vorne orientieren und in die defensiven Halbräume neben den beiden Stürmern aufrücken, um das Spiel zu machen. Die Mittelfeldkette Atléticos würde zu einer breiteren Staffelung gezwungen, über Robben und Rafinha könnte man immer wieder schnelle Weiterleitungen auf Götze, Ribéry und Müller machen. Zusätzlich hätten sowohl Robben als auch Rafinha die Möglichkeit als „hineinkippende Außenverteidiger“ zu spielen und mit den Nadelspielern Thiago und Kroos gemeinsam die Mitte zu fluten.
Damit könnten sie bei der horizontal engen Mittelfeldkette übrigens auch die Flügelstürmer direkt anspielbar machen. Wenn die Flügelverteidiger hineinkippen, zieht sich die Mittelfeldkette Atléticos noch enger zusammen. Die Flügelstürmer lassen sich zurückfallen und bieten sich auf den offenen Außenräumen an. Dort sind sie von den Innenverteidigern direkt anspielbar und können die gegnerischen Außenverteidiger weit herausziehen, was die Schnittstellen enorm vergrößert. Gegen Leverkusens 4-3-3-0 wurde dies von den Bayern hervorragend praktiziert.
Lahm als zentraler Innenverteidiger mag merkwürdig anmuten, er übernimmt diese Position in Bayerns Spielaufbau schon oft und ist hervorragend in seinem Positionsspiel.
Defensiv gäbe es natürlich große Fragezeichen bezüglich Stabilität. Besonders Flanken in die Mitte auf Diego Costa wären gefährlich. Um eine ideale Schnittmenge zwischen passender offensiver Spielweise und defensiver Stabilität zu gewährleisten, wäre eine andere Spielweise empfehlenswert. Ein 4-3-3 mit Alaba auf links (statt Robben), eine Dreierreihe aus Ribéry, Götze und Robben (statt Müller) quasi als bewegliche Sturmreihe mit drei Nadelspielern, Lahm als abkippender Sechser (4-1-4-1/4-3-3-Defensivformation also) und Dante statt Alaba in der Innenverteidigung .
Könnte Barcelona das umsetzen?
Dies ist natürlich die entscheidende Frage für alle Fans des katalanischen Topteams. Theoretisch müssten die Katalanen mit ihrem Arsenal an talentierten Offensivspielern, den kombinationsstarken Außenverteidigern Alba und Alves, der extrem kreativen Mittelfeldzentrale und den spielstarken Innenverteidigern gute Chancen im Rückspiel haben.
Die Frage wird also lauten, ob Tata Martino dies passend umsetzen kann. Er zeigte sich in dieser Saison zwar sehr oft pragmatisch und simpel, traf dann aber innerhalb dieses Rahmens sehr oft eine passende und gute Entscheidung bezüglich der Anpassungen. Das Saisonende in Spanien könnte heiß werden. Nicht nur, weil Barcelona und Atlético ihren Paarlauf fortführen, sondern auch, weil Real Madrid bereits bis auf einen Punkt an die beiden Teams herankam…
Rene Maric, abseits.at
Rene Maric
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