Abgänge: Eric Abidal (Ziel unbekannt), Andreu Fontàs (1 Million, Celta Vigo)
Der inzwischen 33-Jährige Franzose verlässt nach 6 Jahren bei Barcelona nun doch den Verein, nachdem die sportliche Führung der Katalanen ihm keinen neuen Vertrag anbieten wollte. Dabei galt Abidal als einer der sympathischsten Spieler im Kader, wenn auch ein Abgang aus sportlicher Sicht durchaus zu rechtfertigen ist. Abidal konnte nach seiner Krebs-Operation nur ein Spiel über die volle Dauer bestreiten und verlor bereits letzten Sommer seinen Platz im Kader an Jordi Alba. Dennoch hinterlässt Abidal eine Lücke, die sowohl menschlich als auch sportlich wieder gefüllt werden muss, immerhin war der Franzose in den letzten Saisons immer ein wichtiger Bestandteil des Kaders gewesen. Sein Weg führt in wohl nach Monaco, wo er bereits vor einigen Jahren spielte, danach könnte er durchaus wieder zum FC Barcelona zurückkehren, dann allerdings nicht mehr als aktiver Fußballer.
Ebenfalls in der Verteidigung aktiv war Fontàs, der einst als Riesentalent gefeierte Innenverteidiger wechselte nach mehreren Verletzungen bereits letzte Saison auf Leihbasis nach Mallorca, wo er allerdings nur zwischen Bank und Tribüne pendelte. Nun sucht er sein Glück bei Celta Vigo und seinem Ex-Trainer Luis Enrique.
Zugänge: Neymar (57 Millionen, FC Santos), Afellay (Leihende, FC Schalke 04), Bojan (13 Millionen, AS Rom)
Die tatsächlichen Zugänge beschränken sich bisher nur auf Neymar, der für etwa 57 Millionen aus Brasilien nach Katalonien wechselte. Der Flügelstürmer gilt als eines der größten Talente der Welt und ist der Marketingträger von Nike schlechthin. Sein Transfer begeisterte zwar die Massen in Brasilien und Spanien, jedoch hat der sich auf europäischer Ebene noch nicht bewiesen, weshalb alle Augen derzeit auf seine Spiele beim Konföderationen-Pokal gerichtet sind. Dennoch setzt man in Barcelona viel Hoffnung in ihn. Neymar soll nächste Saison wieder für mehr Torgefährlichkeit sorgen und Messi soweit es geht entlasten, da die Tagesform des Argentiniers zuletzt oft der entscheidende Faktor im Spiel der Katalanen war. Die Fans fühlen sich bereits in alte Tage zurückversetzt, als Ronaldinho damals Messi anlernte, nun soll es andersherum geschehen.
Neben dem Transfer von Neymar verblassen die Rückkehrer Bojan, und Afellay, keiner der zwei scheint eine Zukunft bei Barcelona zu haben. Afellay startete zwar durchaus gut bei Schalke, verlor dann allerdings aufgrund zahlreicher Verletzungen seinen Platz im Kader und ist seit mehreren Monaten ohne Spielpraxis.
Interessanter gestaltet sich da schon die Personalie Bojan. Das Riesen-Talent spielte letzte Saison in der italienischen Liga beim AS Rom und bei Milan, musste allerdings von Barcelona aufgrund einer Vertragsklausel in dieser Transferperiode zurückgekauft werden. Nun stellt sich die Frage für den 22-Jährigen, wie er die nächste Saison angehen will. Der Konkurrenzkampf bei Barcelona ist enorm und im Moment haben die jüngeren Tello und Deulofeu wohl die Nase vorne, weshalb die ihn die Katalanen gerne ausleihen würden, was Bojan allerdings ablehnt. Zuletzt schienen vor allem der HSV und der AC Mailand interessiert, jedoch sprach sich Bojan gegen einen Wechsel in die Bundesliga aus und Milan will nicht die geforderten 18 Millionen aufbringen.
Gerüchte – Torwart: ter Stegen (Gladbach), Reina (Liverpool), Guaita (Valencia), Muslera (Galatasaray), de Gea (Manchester United)
Nach der Ankündigung von Victor Valdés, den Verein nach seinem 2014 auslaufenden Vertrag verlassen zu wollen, sprießen die Gerüchte um potenzielle neue Torhüter für Barcelona geradezu überall. Von Neuer bis Cech wurde wohl jeder Keeper bereits mindestens einmal mit dem Verein aus Katalonien in Verbindung gebracht. Tatsache ist aber, dass Valdés seinen Vertrag erfüllen möchte, also diesen Sommer den Verein nicht verlassen wird, auch Gerüchten um einen Wechsel zu Monaco widersprach er erst kürzlich. Auch Pinto wird noch mindestens eine Saison in Barcelona spielen, dazu steht mit Oier aus der B-Mannschaft ein grundsolider Torwart als dritte Option bereit. Dementsprechend dürfte zwar erst nächsten Sommer mit einem neuen Torwart zu rechnen sein, weshalb derzeit nur eine Möglichkeit realistisch erscheint: der Kauf eines jungen Torhüters, den man dann noch eine Saison an seinen alten Verein ausleihen könnte. Der beliebteste Name in diesem Zusammenhang ist der junge ter Stegen aus Gladbach.
Eine andere Möglichkeit bietet sich in der Verpflichtung von Pepe Reina als Übergangsmann, der nach wenigen Jahren erneut das Zepter an einen jungen Torwart übergeben würde.
Gerüchte – Innenverteidigung: Mathieu (FC Valencia), Thiago Silva (PSG), David Luiz (FC Chelsea), Martinez (Sociedad), Rami (FC Valencia), Marquinhos (AS Rom), Agger (Liverpool)
Während auf der Torhüter-Position keine Eile geboten ist, wird es in der Innenverteidigung allmählich Zeit, um für Klarheit zu sorgen. Immerhin muss der neue Mann für die Zentrale sofort einschlagen und bereits von Anfang an eingespielt sein. Letzte Saison kassierte der FC Barcelona so viele Tore, wie schon lange nicht mehr, dies war sowohl auf ein Leistungstief von Piqué, als auch auf viele Verletzungen bzw. die allgemein dünne Besetzung in der Innenverteidigung zurückzuführen. Nun ist man, für viele Fans ein Jahr zu spät, auf der Suche nach einem echten Top-Mann für die Defensive. Dass der Markt in dieser Hinsicht nicht überfüllt ist, ist nur logisch: Barcelona braucht einen technisch guten, schnellen, jungen aber erfahrenen und auch großen Verteidiger, der allerhöchstes Niveau verkörpert. Dementsprechend schwer tut man sich bisher bei der Suche. Der absolute Wunschkandidat Thiago Silva würde zwar laut eigener Aussage gerne bei Barcelona spielen, ist aber, sollte kein Wunder mehr passieren, unbezahlbar. David Luiz, Rami und Agger scheinen die nächstbesten Kandidaten zu sein, die auch bezahlbar sind. Jedoch schwankt David Luiz in seinen Leistungen zwischen Genie und Wahnsinn, Agger ist unumstrittener Abwehrchef bei Liverpool und wird nach dem Abgang von Partner Skrtel nicht einfacher zu bekommen. Dagegen äußerte sich Rami bereits offen zu einem möglichen Wechsel: „Ich möchte etwas anderes probieren, zwar habe ich noch einen 2-Jahres-Vertrag, aber wenn ein interessantes Angebot kommt, könnte ich Valencia verlassen“, so die Aussage des Franzosen.
Die beiden jungen Innenverteidiger Marquinhos und Martinez scheinen derweil kein Thema für die Katalanen mehr zu sein. Marquinhos wurde erst von Vilanova als „zu klein“ tituliert und Real Sociedad lehnt einen Wechsel ihres Juwels Martinez konsequent ab, Barcelona müsste die festgeschrieben Ablösesumme von etwa 30 Millionen auf den Tisch legen – zu viel für einen noch vergleichsweise unerfahrenen Innenverteidiger.
Eine völlig andere Lösung scheint allerdings auch möglich: mit Mathieu vom FC Valencia steht ein Linksverteidiger auf der Liste der Barcelona-Scouts, dieser kann zwar auch in der Innenverteidigung spielen, ist allerdings besser auf der linken Seite aufgehoben. Dieser Plan würde der Aussage von Vilanova entsprechen, mit Adriano in der Innenverteidigung zu planen. Die Verhandlungen dürften sich mit der am 21.06 bekanntgegebenen Vertragsverlängerung erheblich erschweren, immerhin müssten die Katalanen nun die vorgesehene Ablösesumme aus dem Vertrag bezahlen.
Gerüchte – Abgänge: Thiago (Manchester United, FC Bayern), David Villa (Tottenham), dos Santos (Anderlecht)
Die drei heißesten Gerüchte derzeit drehen sich um die Talente Thiago und dos Santos, sowie Publikumslieblings David Villa. Dieser spielte nach seiner überstandenen langwierigen Verletzung letzte Saison auch nach seiner Rückkehr keine entscheidende Rolle im Kader und wird inzwischen von vielen mehr als Klotz am Bein, als eine wirkliche Waffe angesehen. Villa hat viel von seiner Schnelligkeit und vor allem Torgefährlichkeit verloren, dazu hat man inzwischen mit Tello, Neymar und Deulofeu gleich drei jüngere Spieler, die sich auf der linken Seite zu Hause fühlen – genauso wie Villa. Dass dieser auch noch einer der Topverdiener im Kader ist, macht es für beide Parteien nicht unbedingt leichter, weshalb Villa im Sommer wohl gehen wird, besonders die Spurs zeigten zuletzt Interesse, aber auch ein Wechsel zu Arsenal wäre möglich, jedoch scheinen dort die Verhandlungen mit Higuain weit fortgeschritten.
Deutlich weniger Aufmerksamkeit wird derweil Jonathan dos Santos geschenkt. Der zentrale Mittelfeldspieler verlor den Konkurrenzkampf, wie vorauszusehen war, deutlich und kam nur auf 184 gespielte Minuten – in einer ganzen Saison, deutlich zu wenig für die eigentlich hohen Ansprüche des Mexikaners, der so auch die Teilnahme am Konföderationen-Pokal verpasste. Derzeit scheinen besonders Real Betis und Anderlecht an dos Santos interessiert zu sein, allerdings ziehen sich die Verhandlungen, da Barcelona mindestens 5 Millionen für ihren Spieler haben wollen, sein Marktwert jedoch nur bei geschätzten 2,5 Millionen liegt. Eine Einigung scheint dennoch in Reichweite, da Vilanova erst erklärte, ihm keine Steine in den Weg zu legen.
Bei Thiago gestaltet sich die Situation ganz anders. Vilanova und Rosell wollen den U21-Kapitän unbedingt halten, werden allerdings aufgrund der Vertragssituation von Thiago zu Verhandlungen gezwungen. Das Mittelfeld-Juwel hatte bisher einen Vertrag mit einer festgeschriebenen Ablösesumme von 18 Millionen, hätte Thiago 60% der möglichen Einsatzminuten gespielt, hätte sich diese Summe auf über 80 Millionen erhöht. Jedoch kam es nicht zu dieser Zahl, weshalb das Preisschild weiterhin die niedrigere Summe zeigt und Thiago noch dazu unzufrieden mit der Anzahl seiner Einsätze ist. Speziell die letzten Spiele der Saison durfte des Öfteren ein nicht komplett fitter Xavi ran und nicht dessen designierter Nachfolger. Die Aussage von Xavi, fit zu sein und noch viele Jahre spielen zu wollen, dürfte Thiago auch nicht unbedingt glücklicher machen, schließlich wurde er erst kürzlich zum besten Spieler der U21 EM gewählt, würde allerdings bei Barcelona erneut auf der Bank Platz nehmen.
Neuzugänge aus der Jugend: Sergi Roberto, Kiko Femenía, Rafinha Alcantara, Deulofeu
Abseits der großen gehandelten Namen auf dem Transfermarkt sind 4 Spieler schleichend zur ersten Mannschaft gestoßen. Der bekannteste ist wohl Gerard Deulofeu, ein 19-Jähriger aus La Masia, der bereits letzte Saison 4 Einsätze mit den Profis hatte. Dabei konnte er nie vollkommen überzeugen, gilt aber dennoch als eines der größten Talente der Welt. Deulofeu erzielte in der abgelaufenen Saison der Liga Adelante in 33 Spielen 18 Tore und gab 6 Vorlagen, dies brachte ihn bereits zur U20 und sogar U21-Nationalmannschaft Spaniens und demnächst auch in den Kader der ganz großen. Ob er dort bleiben wird, ist aber noch nicht sicher. Das Management würde den Flügelstürmer gerne verleihen, da die Konkurrenz auf seiner Position extrem stark ist.
Ähnlich geht es Sergi Roberto und Rafinha Alcantara. Die beiden spielen im Mittelfeld, was bekanntlich beim FC Barcelona vor guten Spielern nur so überquillt, weswegen auch hier bei beiden eine Leihe angestrebt wird. Sergi Roberto durfte bereits in den letzten 2 Saison in den ersten Kader reinschnuppern, während Rafinha letzte Saison nur etwa 60 Minuten für die Profis spielen durfte. Die einzige Möglichkeit, die sich für die beiden zum Bleiben bietet, ist ein möglicher Verkauf von Thiago, dann wäre zumindest ein Platz im Mittelfeld frei. Ansonsten ist Celta Vigo an beiden Spielern interessiert, schließlich trainiert dort inzwischen der Ex-Barcelona-Trainer Luis Enrique, der auch bereits Fontàs ins Boot holte.
Ganz düster sieht es für Kiko Femenía aus. Einst für 2 Millionen von Hércules Alicante zum FC Barcelona gewechselt, hat sich der Marktwert des Flügelspielers inzwischen halbiert. Zwar sieht sein Vertrag eine Berufung in die erste Mannschaft zur Saison 13/14 vor, allerdings wird dies wohl nicht umgesetzt werden, schließlich wurde Kiko nicht einmal zu den unbedeutenden Champions League Spielen berufen, in denen der FC Barcelona nahezu die gesamte Mannschaft austauschte.
Präsidentschaftswahlen: Joan Laporta gegen Sandro Rosell
Zwar stehen die nächsten Präsidentschaftswahlen beim FC Barcelona erst 2016 an, dennoch dürfte das nächste Jahr entscheidend in der Gunst für die Gunst der Wähler werden. Zuletzt lies Wieder-Herausforderer und Rosells Erzfeind Joan Laporta immer öfter verlauten, gerne wieder zu kandidieren. Dabei baut Laporta seine Kritik vor allem auf dem Wandel des FC Barcelona hin zum „normalen“ Verein und lässt keine Gelegenheit aus, über den derzeitigen Präsidenten herzuziehen. Laporta sieht das Motto „MésQueUnClub“ gefährdet, sollte Rosell weiterhin an der Macht bleiben. So äußerte er sich erst vor kurzem gegenüber der Marca: „Es ist überraschend oder absurd, was für eine Idee von Erfolg sie [der Vorstand um Rosell] haben und es kommt mir so vor, als ob sie alles zerstören wollen, was wir aufgebaut haben. Cruyff fallen zu lassen, mit Hooligans zu kooperieren, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um Guardiola zu vergraulen […] sie zerstören das Bild, das wir von diesem Verein aufgebaut haben.“
Dabei hatte Rosell lange Zeit die Mehrheit der Fans und Wähler hinter sich, so hatte er doch die Wahlen noch eindrucksvoll gewonnen und gleich in den ersten Jahren massiv Schulden abgebaut. Das er bereits kurz nach seinem Amtsantritt gegen Laporta vor Gericht zog, verschärft die Situation noch um einiges.
Fazit: Spannendes Jahr für Barcelona mit vielen offenen Fragen
Die Saison 13/14 könnte eine der wichtigsten der letzten Jahre werden. Mit Neuzugängen wie Neymar verpflichtet sich der FC Barcelona zu mehr Erfolg, als noch in der letzten Saison. Gleichzeitig gelten keine Ausreden mehr, schließlich hat man nun genug Zeit um zu reagieren und sich ideal auf die nächste Spielzeit vorzubereiten. Auch wenn man zuletzt den Titel in der Liga gewann, so gab es dennoch genug Anlass zur Kritik, dies will man nun wiederlegen und die Kritiker eines Besseren belehren. War 12/13 nur ein kurzer und logischer Einbruch oder ist das Ende der Talsohle noch gar nicht erreicht? Oder war die Saison doch besser, als man denkt und fehlte letztendlich nur das Glück?
Doch nicht nur auf dem Platz, sondern auch abseits des Stadions wird es viele wichtige Fragen zu klären geben. Wie ersetzt man Leistungsträger wie Puyol und Valdés in der nächsten Saison? Beeinflusst der beginnende Wahlkampf den Verein zu stark? Wie laufen die Finanzen? Was passiert im Prozess gegen Messi? Kann Rosell seine Schritte legitimieren und die Sympathien wieder auf seine Seite ziehen?
Ben Pedro, abseits.at
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Ben Pedro
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