Nach dem Unmut über die Verlegung des Pokalfinales, hat der FC Barcelona nun auch Kritik an den Schiedsrichterentscheidungen vom letztwöchigen Samstagsspiel gegen Sporting Gijon... Barcelona hadert mit kniffligen Schiedsrichterentscheidungen – zu Recht?

Nach dem Unmut über die Verlegung des Pokalfinales, hat der FC Barcelona nun auch Kritik an den Schiedsrichterentscheidungen vom letztwöchigen Samstagsspiel gegen Sporting Gijon geübt. abseits.at prüft die jüngsten Geschehnisse.

„Wir beklagen uns nicht, aber mit den Unparteiischen haben wir kein Glück“, wurde der Vereinssprecher Toni Freixa im Online Standard am Dienstag zitiert. Seine Aussage bezog sich unter anderem auf das vergangene Meisterschaftsspiel gegen Sporting Gijon, in dem einige Beurteilungen von Schiedsrichter Carlos Carballo für Aufregung gesorgt hatten. Und schon zuvor war die Kritik Barcas am Verband laut geworden. Gemeinsam mit Pokalfinalist Athletic Bilbao hatte man darum gebeten, das Finale im Santiago-Bernabeu-Stadion von Madrid auszutragen. Der Erzrivale Real verhinderte das, der Verband verlegte den Austragungsort ins kleinere Estadio Calderon von Atletico Madrid. Weiters wunderte sich der Klub über die widersprüchliche Gangart des Verbands. Real-Trainer Jose Mourinho soll einen Schiedsrichter in der Tiefgarage beschimpft haben ohne dafür sanktioniert worden zu sein. Sanktioniert soll dafür Gerard Piqué werden, der im Spiel gegen Gijon ausgeschlossen wurde und daraufhin Schiedsrichter Carballo vorwarf, vorsätzlich gehandelt zu haben. War Piqués Ausschluss nun gerechtfertigt und wie sieht es mit den anderen umstrittenen Entscheidungen aus?

Piqués Ausschluss

Es lief gerade die 46. Minute im Camp Nou von Barcelona. Kurz vor der Pause hatte Andres Iniesta nach einer schönen Kombination noch das 1:0 erzielt, nun konterten die Gäste. Gijon-Stürmer Miguel de las Cuevas war der großen Torchance schon sehr nahe, als sich ihm Piqué vor dem Strafraum näherte. Und dann fielen plötzlich beide zu Boden, der Schiedsrichter entschied auf Torraub und verwies den erzürnten Barca-Verteidiger vom Platz. Auf den ersten Blick scheint die Beurteilung des Schiedsrichters korrekt gewesen zu sein, es scheint als habe Piqué Cuevas niedergestoßen und dann wäre der Platzverweis vertretbar. Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch auf, dass umgekehrt Cuevas Piqué am Trikot nach unten gezogen hat, woraufhin beide zu Boden gingen. Zweifellos war diese Szene eine strittige, ein Foul von Cuevas scheint der Wahrheit näher zu liegen als eines von Piqué. Ob vorsätzlich oder nicht, die Entscheidung des Schiedsrichters ist dennoch nachvollziehbar. Angesichts des schnellen Spielzugs war Cuevas Zupfer mit freiem Auge kaum zu sehen.

Pedro im Abseits, Keita am Boden

Bereits in der 9. Minute begann der FC Barcelona mit Schiedsrichter Carlos Carballo zu hadern. Nach einem Doppelpass mit Andres Iniesta passte Cesc Fabregas zu seinem Mitspieler Pedro, der zur vermeintlichen Führung einschoss. Der Schiedsrichter entschied auf Abseits. Ganz richtig lag er damit allerdings nicht. Zwischen Pedro und Torlinie befand sich zwar nur ein Gegenspieler, nämlich Gijon-Torwart Juan Pablo, die Abseitsposition von Pedro wurde jedoch aufgehoben. Gijon-Spieler Nacho Cases hatte Fabregas’ Pass abgefälscht und eine neue Spielsituation eingeleitet. Das war selbst in der Zeitlupe nur schwer zu sehen, dem Schiedsrichter kann man auch diesmal keine Vorwürfe machen. Augenscheinlicher war da schon folgende strittige Szene aus der 39. Minute: Keita war nach einem Luftduell mit Gijon-Verteidiger Albert Botia im Strafraum zu Boden gegangen. Sein Trainer Josep Guardiola deutete dem Schiedsrichter, dass er einen Schubser von Botia gesehen hatte. Die Wiederholung konnte Guardiolas Verdacht nicht bestätigen, Botia hatte Keita zwar mit der Hand am Rücken berührt, allerdings so leicht, dass er Keitas Sturz dadurch nicht verursacht haben kann.

Und wieder Botias Hand

Dann war noch die Sache mit dem Handspiel und wieder stand Alberto Botia im Mittelpunkt des Geschehens. Xavi spielte zu Seydou Keita in den Strafraum Gijons. Keitas Gegenspieler, Botia fiel um und berührte im Liegen den Ball mit der Hand. Der Schiedsrichter ließ weiterlaufen. Auf den ersten Blick würde man sagen, dass Botia ein selten klares Handspiel begangen hatte. In der Zeitlupe kann das entscheidende Kriterium für ein Handspiel, die Absicht Botias, allerdings nicht zweifelsfrei belegt werden. Botias Hand hatte sich jedoch in unnatürlicher Weise zum Ball bewegt, damit Keitas Ballannahme und Torchance verhindert. Wieder eine knifflige Szene. Und wieder hat der Schiedsrichter zwar falsch reagiert, seine Reaktion ist aber durchaus verständlich. Erstens war das Handspiel war auf Grund der Spieleransammlung um den Ball kaum zu erkennen, der Schiedsrichter hat wahrscheinlich gar nicht gesehen. Zweitens hätte er einen Spiel entscheidenden Elfmeter pfeifen müssen. Und wie oft sind schon Spiele durch vermeintliche Handspiele im Strafraum entschieden worden?

Glück hat Barcelona mit einigen umstrittenen Szenen wirklich nicht gehabt, insofern ist die Kritik, die Vereinssprecher Freixa ausgesprochen hat, durchaus nachvollziehbar. Nachvollziehbar sind aber auch die Entscheidungen von Schiedsrichter Carballo, der es mit ungemein kniffligen Situationen zu tun hatte.

Emanuel Van den Nest, abseits.at

Emanuel Van den Nest

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