Der FC Valencia trennte sich nach der 2:3-Heimniederlage gegen den FC Barcelona von seinem Trainer Javi Gracia, nachdem der Klub die schwächste Saison seit 1986 ablieferte. Vier Runden vor Schluss ist die Abstiegsgefahr noch nicht gebannt, doch die Fans zittern auch aus anderen Gründen um ihren Verein. Denn am sportlichen und finanziellen Niedergang des Klubs ist nicht der Trainer schuld.
Ausverkauf
Javi Garcia wollte bereits vergangenen Oktober das Handtuch werfen. Der Trainer pochte auf einige Neuverpflichtungen, doch der singapurische Eigentümer Peter Lim, der seit dem Jahr 2014 Hauptanteilseigner des Vereins ist, verpflichtete keinen einzigen Spieler. Zahlreiche Abgänge wurden nicht ersetzt, obwohl einige Akteure teuer verkauft wurden. Besonders bitter waren etwa die Transfers von Dani Parejo und Francis Coquelin, die beim Rivalen Villarreal landeten.
Baustelle Stadion
Als Peter Lim, der über rund drei Milliarden Dollar Privatvermögen verfügt, den Klub übernahm, lag bereits einiges im Argen. Unter dem ehemaligen Präsidenten Manuel Llorente häufte der Klub rund 365 Millionen Schulden an. Lim kündigte an diesen Schuldenberg abzubauen, versprach daneben auch sportlichen Erfolg und die Fertigstellung des neuen Stadions. Der Bau des Nou Mestalla wurde 2007 begonnen, konnte aber nie fertiggestellt werden, da der Klub aufgrund von finanziellen Problemen einen Baustopp einleiten musste. Bis heute konnte die neue Spielstätte nicht fertiggestellt werden, auch da ein Käufer für das alte Stadiongelände absprang. Ob es jemals die neue Heimstätte der Valencia-Fans wird ist mittlerweile mehr als fraglich.
Verwahrloste Akademie
Neben dem Stadion ist mittlerweile auch die ehemalige Akademie des Traditionsklubs in einem miserablen Zustand. Früher war die Nachwuchsschmiede dafür verantwortlich, dass der Klub die Verkäufe der Schlüsselspieler mit Talenten aus den eigenen Reihen abfedern konnte. David Silva, Raul Albiol, Jordi Alba, Isco, Paco Alacer, Ferran Torres sind nur ein paar der Namen, die in der jüngeren Zeit von der Valencia-Akademie aus die Fußballwelt eroberten. Die Akademie steht nun vor dem Ruin, es wurden keine Renovierungen mehr vorgenommen. Ein Fan aus Valencia erklärte, dass sie langsam verrotten würde. Passend dazu wird die zweite Mannschaft des Vereins aus der dritthöchsten Spielklasse Spaniens absteigen, was für die weitere Entwicklung der Talente alles andere als ideal ist.
Schuldenberg vergrößert sich
Der Eigentümer des Klubs ist nicht umsonst ein reicher Geschäftsmann und hat nichts zu verschenken. Das geliehene Geld holt er sich vom Klub zurück, weshalb auch die Erlöse der Transfers in die eigene Tasche fließen. Währenddessen vergrößert sich der Schuldenberg des Klubs unaufhörlich und viele Valencia-Fans glauben kaum noch an eine Rettung ihres Vereins – zumindest nicht unter Peter Lim.
Ein Abstieg wäre wohl das Ende des Vereins
Auch wenn der sportliche Abstieg in die zweithöchste Spielklasse aufgrund des Punktepolsters eine eher unwahrscheinliche Option ist, würde das vermutlich das Ende des Vereins bedeuten und der Klub müsste Insolvenz anmelden. Valencia wartet seit sechs Spieltagen auf einen Sieg, weshalb ein Abstieg auch angesichts der bevorstehenden Gegner nicht komplett ausgeschlossen werden kann. Neben dem FC Sevilla stehen direkte Duelle gegen die Abstiegskandidaten Valladolid, Huesca und Eibar an, und der FC Valencia wird zumindest den einen oder anderen Punkt erbeuten müssen.
Aber auch wenn der Klassenerhalt in sportlicher Sicht bewerkstelligt wird, schätzen die Fans die Lage des Klubs katastrophal ein. Peter Lim wird weiterhin die Transfer-Einnahmen zu großen Teilen für sich beanspruchen und kaum neues Kapital in den Klub investieren. Angesichts der sportlichen Bedeutungslosigkeit werden die Schulden des Klubs weiter anwachsen.
Kommenden Samstag werden Fan-Proteste stattfinden. Die Anhänger erhoffen sich eine ähnliche Medien-Resonanz wie es sie am vergangenen Wochenende in Manchester gab. Der FC Valencia muss als weiteres Beispiel dafür dienen, dass man sich als Klub keinen Investoren ausliefern sollte und wie wichtig die 50+1-Regel ist.
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Stefan Karger
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