Real Madrid verpflichtet einen 16-jährigen Brasilianer – und stößt in Sachen Ablösesumme für einen Jugendspieler in neue Sphären vor.
Der siebtteuerste Real-Neuzugang
Vinicius Junior ist 16 Jahre alt und trägt eine Zahnspange; nichts Ungewöhnliches für einen Teenager. Doch Vinicius Junior ist kein gewöhnlicher Teenager. Der offensive Linksaußen von Flamengo Rio de Janeiro gilt in seiner Heimat als großes Versprechen, als neuer Neymar. Obwohl er erst vor wenigen Wochen sein Debüt in der Profi-Mannschaft Flamengos feierte, ist Real Madrid bereit, einen Transfer im Umfang von kolportierten 61 Millionen Euro zu stemmen: 45 Millionen werden dabei angeblich an Ablöse fällig, die restlichen 16 Millionen streichen der Vater, sowie der Berater des Talents ein. Und das für einen Spieler, der seine Tauglichkeit auf allerhöchstem Niveau noch nicht nachweisen konnte. Nur zum Vergleich: Falls die Zahlen stimmen sollten, muss Real für Vinicius Junior tiefer in die Taschen greifen als bei den Transfers von Karim Benzema oder Xabi Alonso.
Wechsel erst 2019
Die Vereinbarung mit dem Teenager wird ab dem Jahre 2018 gültig werden. Wie Real Madrid in einer Pressekonferenz bestätigte, wird Vinicius Junior aber erst 2019 nach Spanien übersiedeln. Es sei allerdings möglich, dass der Spieler im Falle einer Einigung der Klubs früher komme, hieß es weiter.
Großes Talent schon früh sichtbar
„Schon seit Kindertagen hat Vinicius auf einem höherem Level gespielt als seine Mitspieler im gleichen Alter“, sagte Cacau. Er ist Lehrer an der Escolinha Fla Sao Goncalo, einer Flamengo zugehörigen Schule, in der das Supertalent aufgezogen wurde. „Wenn wir es zugelassen hätten, wäre er in das Training von allen Altersgruppen gegangen. Er schien einfach nicht müde zu werden, das war schon kurios.“, so Cacau weiter.
Wie in der heutigen Zeit üblich, grassieren viele Zusammenschnitte auf YouTube, die Vinicius Junior als Protagonisten ausweisen. Seine exquisite Technik und Schnelligkeit werden in diesen Videos klar ersichtlich.
Die Krux an der Sache: Bei allen Videos handelt es sich um Zusammenschnitte aus Jugendspielen. Nichtsdestotrotz hat das vermeintliche „Wunderkind“ in 22 Spielen mit der U17 Brasiliens 19 Treffer erzielt – eine durchaus beeindruckende Bilanz.
Erinnerungen werden wach
Dass ein solcher Schritt in einem solch frühen Karriere-Stadium ein hohes Risiko sowohl für den Verein, als auch für den Spieler birgt, hat bereits der Wechsel von Robinho zu Real Madrid gezeigt. Dieser galt bei seinem Transfer im Jahre 2005 vom FC Santos ebenfalls als Wunderkind, war aber zum Zeitpunkt seines Wechsels von Brasilien nach Spanien bereits 21 Jahre alt. Die ganz große Karriere war Robinho, aus diversen Gründen, nicht beschert. Aktuell spielt er wieder in seiner Heimat, bei Atletico Mineiro.
Bei Martin Ödegaard wäre man derzeit wohl froh, falls dieser eine ähnliche Karriere machen würde wie Robinho. Der Norweger war der letzte im Vorfeld als Wunderkind gehandelte Spieler, der zu Real wechselte. Ödegaard war zum Zeitpunkt seines Transfers ebenfalls erst 16 Jahre alt. Aktuell kämpft er mit erheblichen Problemen sich als Leihspieler beim niederländischen Mittelklasseklub SC Heerenveen durchzusetzen. Abschreiben sollte man einen 18-Jährigen aber definitiv noch nicht. Welche überzogene Erwartungen ein Hype in jungen Jahren erzeugen kann, musste Ödegaard aber bereits erfahren. Wie es Vinicius Junior ergehen wird, ob er den „Great Expectations“ gerecht werden kann, das werden wir wohl erst in frühestens zwei Jahren erfahren. Einen großen Unterschied zum Transfer von Ödegaard gibt es aber jetzt schon: Der Norweger hat nur 3,5 Millionen an Ablöse gekostet.
Ral, abseits.at
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