Der Saisonstart 2016/17 in Spanien aus medialer und sportökonomischer Perspektive
Spanien 19.August.2016 Christoph Trompeter 0
Heute startet die Primera Divisón in die neue Saison. Da ein neuer TV-Kontrakt im heimischen Markt in Kraft tritt, gibt es einige Neuerungen, z.B. neue Anstoßzeiten und Rechteinhaber. Infolgedessen werden natürlich auch höhere Summen an TV-Geldern ausgeschüttet. In anderen Bereichen ändert sich ebenso einiges.
Es war ungewöhnlich ruhig auf dem Transfermarkt beim FC Barcelona und Real Madrid. Im Gegensatz zu den letzten Jahren wurden keine exorbitanten Summen für einen einzelnen Spieler ausgegeben. Mit dem europäischen bzw. spanischen Supercup konnten Real Madrid und der FC Barcelona bereits jeweils den ersten Titel holen. Heute um 20:45 Uhr startet dann endlich der Ligabetrieb mit dem Spiel Málaga gegen Osasuna. Was ändert sich in der Saison 2016/17?
TV-Rechteinhaber und neue Anstoßzeiten
Die Anstoßzeiten an Regelspieltagen wurden im Vergleich zur letzten Saison minimal angepasst. Das Spiel am Samstag um 22:05 Uhr, das bislang das Free-TV-Spiel im spanischen Fernsehen war, wandert auf den Freitagabend um 20:45 Uhr. Dies wird auf dem Sender GOL ausgestrahlt, der dem spanischen Medienunternehmen Mediapro gehört. Zu der Zeit dürfen nicht Spiele von Barcelona, Real Madrid, Atlético Madrid, Valencia und europäisch spielender Teams ausgetragen werden. Dieser Schritt war nötig, weil es aufgrund des Erfolgs von Sevilla in der Europa League und ein Überstehen von Villarreal in den Playoffs der Champions League vorausgesetzt fünf spanische Klubs in der Champions League gibt. Bislang war es dann so, dass dafür am Samstag nur drei Anstoßzeiten, die gewohnten um 16:00, 18:15 und 20:30 Uhr, zur Verfügung standen und Spiele parallel ausgetragen werden mussten oder eins auf 22:00 Uhr gezogen wurde, was sowohl der spanischen Liga als auch dem TV-Rechteinhaber nicht gefiel, erzielt man doch mit mehr Anstoßzeiten häufiger hohe Einschaltquoten. Am Sonntag wollte auch niemand gerne spielen, denn dann hätte man einen Tag weniger Vorbereitung auf die Champions League. Aufgrund dessen und um dem asiatischen Markt entgegenzukommen, gibt es fortan ein Spiel um 13:00 Uhr am Samstag. Ansonsten wurden keine Änderungen bei den Anstoßzeiten gemacht. Der Sonntag bleibt mit 12:00, 16:00, 18:15 und 20:30 Uhr ebenso wie der Montag mit einem Spiel um 20:30 Uhr unverändert. Wetterbedingt bilden die ersten beiden Spieltage eine Ausnahme davon. Zurück zu den Rechteinhabern. Neben dem Free-TV-Spiel hat Mediapro Rechte an weiteren acht Spielen erworben, die alle auf dem Sender beIN LaLiga ausgestrahlt werden. beIN Sports in Spanien ist ein 50/50-Joint Venture zwischen Mediapro und der spanischen Tochtergesellschaft des katarischen beIN Sports, das bekanntlich eine Marke bzw. Tochtergesellschaft von Al Jazeera ist. Daneben bleibt noch das Spitzenpaket mit einem Spiel pro Spieltag, was den First Pick an jedem Spieltag und einen Clásico pro Saison beinhaltet. Dies wurde von der spanischen Tochter des Mobilfunkbetreibers Telefónica erworben, die unter dem Namen Movistar operiert. Bislang gab es dort mit Ausnahme des Free-TV-Spiels alle Spiele zu sehen. Übrigens ist dies ein harter Schlag für Telefónica, denn Mediapro sicherte sich vorher schon die Rechte an Champions und Europa League.
TV-Gelder und Übertragungen
Telefónica und Mediapro zahlen zusammen für den Zeitraum von drei Jahren 2,65 Mrd. Euro, was eine Steigerung um 47% darstellt. Mit 633 Mio. Euro pro Saison muss Mediapro mehr abtreten als Telefónica (250 Mio.). Anders als jemals zuvor vergab man die Rechte im Kollektiv. Dies geschah wegen eines neuen Gesetzes. Dies wird vor allem kleineren Klubs helfen, denn bislang wurden Real Madrid und der FC Barcelona viel mehr als allen anderen zuteil. Beispielsweise konnte Atlético Madrid in der Saison 2014/15 gerade einmal 42 Mio. Euro einnehmen und lag damit weit hinter Real Madrid und Barcelona (rund 140 Mio. Euro, was ca. 40% der Gesamtsumme ausmachte). Das letztplatzierte Almería bekam sogar nur 18 Mio. Euro. Die beiden Großklubs werden dennoch nicht weniger Einnahmen erzielen, weil eine entsprechende Klausel vereinbart wurde.
Die Verteilung geschieht künftig wie folgt: 50% gleichmäßig an alle 20 Klubs, 25% anhand der Platzierungen der letzten fünf Jahre und 25% anhand von Faktoren wie Zuschauerzahlen und der Mitgliederanzahl.
Auch bei der Übertragungsqualität gibt es neue Neuerungen. Ab sofort wird jeden Spieltag ein Spiel in Ultra HD produziert. Weiterhin sind nun sieben Stadien mit Overhead-Kameras ausgerüstet. In den nächsten Jahren soll die Ausstattung auf alle Stadien ausgedehnt werden. Aus dem Estadio Santiago Bernabéu und Camp Nou besteht zusätzlich die Möglichkeit, 360-Grad-Wiederholungen einzuspielen.
Zuschauerzahlen
Durch die Abstiege von Levante UD (Durchschnitt: 14.166), Rayo Vallecano (11.559), Getafe CF (7348) stiegen drei Teams ab, die sich im Bereich der letzten vier Positionen der Zuschauertabelle fanden. Dafür kommen mit CA Osasuna (14.215), CD Alavés (11.400) und CD Leganés (5.348) Klubs hoch, die kaum mehr Leute anlockten. Bei allen war die Kapazität jedoch noch nicht ausgeschöpft, sodass insgesamt wohl trotzdem ein Wachstum der durchschnittlichen Besucherzahl pro Spiel von 28.168 stattfinden wird.
Eine neue Regelung sorgte für große Aufregung, die vorsieht, Klubs künftig zu bestrafen, falls im Fernsehen leere Plätze auf der Tribüne zu sehen sind. Nach Meinung der Liga sollen die Klubs die Zuschauer künftig umsetzen, um einen besseren Eindruck für die Fernsehzuschauer zu erzeugen. Bekanntlich gibt es auf der Gegengerade, die man permanent im Fernsehen sieht, zusammen mit der Haupttribüne die teuersten Plätze. Es verwundert also nicht, dass gerade im zuletzt nicht wirtschaftsstarken Spanien die Zuschauer vor allem bei kleineren Klubs, wenn sie denn überhaupt kamen, in der Vergangenheit sich vornehmlich für billigere Plätze entschieden.
Namenssponsoring
Seit der Saison 2008/09 trug die Liga den offiziellen Namen Liga BBVA. Da sich die Bank jedoch entschlossen hatte, den Vertrag nicht zu verlängern, beschloss man, einen neuen Sponsor zu suchen, der in mindestens 80 Ländern aktiv ist und 25 Mio. Euro pro Jahr zahlen sollte. Es herrschte jedoch die Meinung vor, dass es aufgrund der höheren Fernsehgelder überhaupt nicht notwendig sei, einen Vertrag abzuschließen. Es sei wichtiger, eine weltweite bekannte Marke zu gewinnen, um die globale Reichweite zu erhöhen. Andernfalls wollte man ein Modell wie die Premier League (anstatt eines Namenssponsors mehrere Premiumsponsoren) einführen. Viele assoziieren Real Madrid und Barcelona bislang nicht mit der Liga, sondern nahmen die Klubs praktisch alleine wahr. Am 21. Juli, nachdem man eigentlich schon ein Rebranding in LaLiga durchgeführt hatte, einigte man sich mit der Bank Santander über einen Dreijahresvertrag und auf die Bezeichnung LaLiga Santander. Zumindest in Bezug auf die Reichweite (über 121 Mio. Kunden) konnte das Ziel erreicht werden, auch wenn man „nur“ 20 Mio. Euro pro Saison einnehmen wird und damit sechs Mio. Euro weniger als bisher.
Christoph Trompeter, abseits.at
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