Die Messlatte für Lionel Messi und Cristiano Ronaldo: Telmo Zarra
Spanien 19.Januar.2015 Stefan Karger 0
Gestern Abend erzielte Lionel Messi gegen Deportivo La Coruna wettbewerbsübergreifend seinen 30. Hattrick für Barcelona. Es gibt aktuell nur einen Spieler in der Geschichte des spanischen Fußballs, dem mehr Hattricks gelangen. Wer jetzt reflexartig an Cristiano Ronaldo denkt liegt daneben, denn der Real-Madrid-Star erzielte für seinen Klub bis dato in insgesamt 28 Spielen jeweils mindestens drei Treffer. Die Rede ist vom ehemaligen Athletic-Bilbao-Stürmer Telmo Zarraonandia Montoya, allgemein Zarra genannt, der mit 31 Hattricks diese Statistik (noch) anführt. Hierzulande ist der sympathische Angreifer nur wenigen Fußballfans ein Begriff, weshalb wir ihn euch in diesem Artikel näher vorstellen wollen.
Zarra kam am 20. Januar 1921 in Erandio zur Welt, einer Stadt in der Provinz Bizkaia, die nur acht Kilometer von Bilbao entfernt ist. Er wuchs mit neun Geschwistern auf und spielte schon als kleiner Bub regelmäßig mit den Kindern in der Nachbarschaft Fußball. Weil zwei seiner älteren Brüder damals schon in Fußballvereinen trainierten, konnten Zarra und die anderen Kinder mit echten Fußbällen in den Hinterhöfen kicken, anstatt wie damals in dieser Gegend üblich mit selbstgebastelten Bällen. Seinem Vater missfiel es zunächst, dass er so viel Zeit mit dem runden Leder verbrachte, da es seiner Meinung nach ausreichte, dass bereits zwei seiner Söhne im Verein spielten. Zarra ließ sich davon aber nicht abhalten und trainierte als Jugendlicher bei mehreren kleineren Vereinen in der Umgebung mit.
Die Hinterhöfe prägten seinen Spielstil
Zarra dachte anfangs immer nur ans Dribbeln . Er wollte den Ball nicht mehr abgeben, wenn er ihn einmal an seinem Fuß hatte, doch mit der Zeit bezahlte er dafür mit blauen Schienbeinen, die von gegnerischen Härteeinlagen abstammten. Er beschloss also seinen Spielstil umzustellen, passte schnell den Ball weiter und suchte fieberhaft Wege, sich von seinem Gegenspieler nach dem Abspiel zu lösen. Er perfektionierte dies und es wurde später sein Markenzeichen, dass er kaum zu decken war und immer wieder seinen Bewachern enteilte. Zarra gestand, dass er den haten Zweikämpfen mit den Abwehrspielern auf diese Weise am effektivsten aus dem Weg gehen konnte, weshalb er als Jugendlicher den Spitznamen „Telmito, der Ängstliche“ erhielt. Dennoch ging er wenn es nötig war auch dorthin, wo es wehtat – speziell mit seinem Kopf. Er galt als bester Kopfballspieler seiner Zeit und es kursierte die Legende, dass er einmal einen Ball so hart an die Latte köpfte, dass das Spielgerät bis zur Mittellinie zurückgeschleudert wurde und er nachher mit einem blutverschmierten Kopf weiterspielen musste.
Der Cup-Spezialist
Seinen ersten Profivertrag unterschrieb er beim SD Erandio Club, der damals in der zweiten Spielklasse auflief. Zarra schoss in 20 Meisterschaftsspielen zwölf Treffer und erhielt ein Angebot von Athletic Bilbao. Bereits bei seinem Debüt gegen Valencia deutete er an, wohin die Reise gehen würde, als er beim 2:2-Unentschieden beide Treffer für seinen neuen Verein erzielte. Im Jahr 1943 gewann er seine erste und einzige Meisterschaft und triumphierte zudem im spanischen Cup. Im Finalspiel gegen Real Madrid erzielte er vor 50.000 Zuschauern in der Verlängerung den einzigen Treffer der Partie. In der darauffolgenden Saison setzte ihn ein Schlüsselbeinbruch einige Zeit außer Gefecht, sodass er seiner Mannschaft im Kampf um die Meisterschaft lange nicht beistehen konnte. Beim Cup-Finale gegen Valencia leitete jedoch wieder er den Sieg ein, als er in der 30. Minute den ersten Treffer des Spiels erzielte. Athletic Bilbao gewann mit 2:0 und der Stürmer feierte seinen zweiten Cup-Sieg. Im Jahr darauf trafen die beiden Mannschaften erneut im Finale aufeinander und Zarra trug sich beim 3:2-Sieg abermals in die Torschützenliste ein. Er musste aber in der 86. Minute seinen ersten und einzigen Platzverweis in seiner gesamten Karriere hinnehmen, als der Schiedsrichter ein Gerangel, das laut seinen Aussagen freundschaftlich ablief, missinterpretierte und ihn, sowie einen Valencia-Spieler ausschloss. Es dauerte fünf weitere Jahre bis sein Verein wieder in einem Finale stand. 1950 erzielte Zarra gegen Real Valladolid beim 4:1-Sieg alle vier Treffer seiner Mannschaft und stellte damit einen Rekord auf, den bis heute kein anderer Spieler schlagen konnte. Im Jahr 1955 verließ er nach 15 Jahren seinen Klub und spielte noch zwei Saisonen bei kleineren Vereinen in der zweiten Liga.
Auch im Nationalteam stellte der Stürmer seine Torgefährlichkeit unter Beweis und erzielte in 20 Spielen ebenso viele Treffer. Bei der Weltmeisterschaft 1950 gelang ihm sein berühmtestes Tor, als er mit seinem Siegtreffer gegen gegen den Favoriten aus England den Aufstieg in die Finalrunde ebnete.
Zuvor traf er bereits in den beiden anderen Gruppenspielen gegen die Vereinigten Staaten (3:1) und Chile (2:0) je einmal. In der Finalrunde holten die Spanier nur ein Unentschieden gegen Uruguay und verloren ihre Partien gegen Brasilien (1:6) und Schweden (1:3). Gegen Schweden steuerte Zarra den Ehrentreffer bei.
Seine Rekorde
Auch wenn Lionel Messi nach 59 Jahren den Torrekord von 251 Treffern in der spanischen Meisterschaft als bisher einziger Spieler schlug, so hält Telmo Zarra auch heute noch immer einige Bestmarken, an denen sich die Superstars messen müssen. Bis dato unerreicht sind etwa die 81 Tore, die er in den Copa-del-Rey-Bewerben erzielte, die vier Treffer, die er in dem Cup-Finalspiel gegen Real Valladolid beisteuerte und die acht Tore, die er in den Cup-Finalspielen insgesamt schoss. Kein anderer Spieler wurde zudem in der spanischen Liga sechs Mal Torschützenkönig.
Nach seiner aktiven Karriere
Zarra eröffnete nach seiner aktiven Karriere ein Sportgeschäft und später ein Restaurant, das er zusammen mit seiner Familie führte. Daneben organisierte er immer wieder Legenden-Spiele und spendete die Einnahmen an Wohltätigkeitsorganisationen. Als Telmo Zarra am 23. Februar 2006 einem Herzinarkt erlag, wurde bei allen spanischen Meisterschaftsspielen eine Schweigeminute angesetzt und sein Stammverein Athletic Bilbao spielte mit Trauerflor. Der sympathische Stürmer wurde 85 Jahre alt und setzte mit seinem Lebenswerk die Messlatte für Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Co. hoch.
Stefan Karger, www.abseits.at
Das könnte dich auch noch interessieren:
- Die Saison des FC Barcelona (2) – Die typischen Probleme
- Die WM und ich – Achtelfinale: Argentinien gegen Schweiz
- Kommentar | Messi ist „bester Spieler der WM“ – die Suche nach den Gründen
- Ein idealer Knipser, ein "junger Routinier" als Sechser und das Wunderkind aus Pamplona – das ist die Mannschaft von Athletic Bilbao!
Stefan Karger
- Die Saison des FC Barcelona (2) – Die typischen Probleme
- Die WM und ich – Achtelfinale: Argentinien gegen Schweiz
- Kommentar | Messi ist „bester Spieler der WM“ – die Suche nach den Gründen
- Ein idealer Knipser, ein "junger Routinier" als Sechser und das Wunderkind aus Pamplona – das ist die Mannschaft von Athletic Bilbao!
- Besondere Tore
- Die bunte Welt des Fußballs
- Europameisterschaft
- Internationale Stars
- Argentinien
- Australien
- Belgien
- Brasilien
- Chile
- Dänemark
- Deutschland
- Andreas Brehme
- Andreas Möller
- Berti Vogts
- Christoph Daum
- Franz Beckenbauer
- Fritz Walter
- Gerd Müller
- Günther Netzer
- Helmut Rahn
- Jürgen Klinsmann
- Jürgen Klopp
- Karl-Heinz Rummenigge
- Lothar Matthäus
- Lukas Podolski
- Manuel Neuer
- Miroslav Klose
- Oliver Bierhoff
- Oliver Kahn
- Philipp Lahm
- Rudi Völler
- Sepp Maier
- Thomas Häßler
- Thomas Müller
- Thomas Tuchel
- Toni Schumacher
- Toni Turek
- Udo Lattek
- Uli Hoeneß
- Uwe Seeler
- Elfenbeinküste
- England
- Finnland
- Frankreich
- Irland
- Italien
- Alessandro Del Piero
- Alessandro Nesta
- Andrea Pirlo
- Christian Vieri
- Claudio Gentile
- Dino Zoff
- Fabio Cannavaro
- Francesco Totti
- Franco Baresi
- Gaetano Scirea
- Giacinto Facchetti
- Gianluca Vialli
- Gianluigi Buffon
- Giuseppe Bergomi
- Giuseppe Meazza
- Luigi Riva
- Marco Tardelli
- Mario Balotelli
- Paolo Maldini
- Paolo Rossi
- Roberto Baggio
- Sandro Mazzola
- Kamerun
- Kolumbien
- Liberia
- Mexiko
- Niederlande
- Nigeria
- Nordirland
- Norwegen
- Portugal
- Schottland
- Schweden
- Schweiz
- Spanien
- Ungarn
- Uruguay
- USA
- Wales
- Österreich
- Legendäre Legionäre
- Alexander Zickler
- Antonin Panenka
- Axel Lawaree
- Branko Boskovic
- Carsten Jancker
- Dejan Savicevic
- Geir Frigard
- Hamdi Salihi
- Hansi Müller
- Jan Åge Fjørtoft
- Jocelyn Blanchard
- Joey Didulica
- Jonathan Soriano
- Kevin Kampl
- Lajos Détári
- Maciej Sliwowski
- Marek Kincl
- Mario Kempes
- Mario Tokic
- Milenko Acimovic
- Nestor Gorosito
- Nikica Jelavic
- Nikola Jurčević
- Olaf Marschall
- Oliver Bierhoff
- Patrik Jezek
- Radoslaw Gilewicz
- Rene Wagner
- Roger Ljung
- Sadio Mané
- Samir Muratovic
- Sigurd Rushfeldt
- Somen Tchoyi
- Steffen Hofmann
- Szabolcs Sáfár
- Tibor Nyilasi
- Trifon Ivanov
- Valdas Ivanauskas
- Vladimir Janocko
- Zlatko Kranjcar
- Nationale Stars
- Aleksandar Dragovic
- Andi Ogris
- Andreas Herzog
- Andreas Ivanschitz
- Bruno Pezzey
- Christian Fuchs
- David Alaba
- Deni Alar
- Didi Kühbauer
- Ernst Happel
- Ernst Ocwirk
- Felix Gasselich
- Franz Wohlfahrt
- Friedl Koncilia
- Gustl Starek
- Hans Krankl
- Herbert Prohaska
- Heribert Weber
- Ivica Vastic
- Julian Baumgartlinger
- Kevin Wimmer
- Kurt Jara
- Marc Janko
- Marcel Sabitzer
- Mario Haas
- Marko Arnautovic
- Martin Harnik
- Martin Hinteregger
- Matthias Sindelar
- Michael Konsel
- Otto Konrad
- Peter Stöger
- Sebastian Prödl
- Toni Polster
- Ümit Korkmaz
- Veli Kavlak
- Walter Schachner
- Walter Zeman
- Zlatko Junuzovic
- Nationalmannschaft
- Österreichische Vereine
- Legendäre Legionäre
- Weltmeisterschaft
Keine Kommentare bisher.
Sei der/die Erste mit einem Kommentar.