Die neue Struktur des FC Barcelona (1) – Messis neue Rolle bei den Katalanen
Spanien 10.Februar.2015 Rene Maric 0
Krise, Krise, Krise. In Teilen der Hinrunde und zu Beginn der Rückrunde – im Lichte der blamablen Niederlage gegen Moyes‘ Real Sociedad – tobte die Kritik am FC Barcelona, dem Vorstand und dem Trainer. Ein News-Portal verkündete sogar voreilig Anfang Januar die Entlassung Luis Enriques. Seitdem ist nicht nur die Leistung, sondern auch die Stimmung umgeschlagen. Seit der Niederlage gegen Real Sociedad hat Luis Enrique das System seiner Mannschaft umgestellt und die Krise bewältigt. Deswegen sollen in dieser kleinen, dreiteiligen Analyse diese Umstellungen betrachtet werden und wie sie sich womöglich in der weiteren Saison (insbesondere in der Champions League) auswirken könnten.
Verschiebung von Messis Freirolle
Das Auffälligste an dieser Systemänderung ist die Rolle Messis. Die Erfolge des FC Barcelona, insbesondere der Titel in der Champions League im Jahre 2011, sind eng mit der Position Messis verbunden. In dieser Zeit spielte der Argentinier als Mittelstürmer, was allgemein als Geniestreich Guardiolas und absoluter Durchbruch Messis von der Weltklasse zu einem der besten Spieler aller Zeiten angesehen wurde. Er brach zahlreiche Rekorde und auch die Mannschaft profitierte davon.
Mit Messi hatten sie einen überaus dribbel- und kombinationsstarken Mittelstürmer, der sich immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen ließ. Damit überluden sie die Mitte und erzeugten eine Überzahl in der strategisch wichtigen Zentrale. Das half ihnen bei der Ballzirkulation und öffnete Räume in der letzten Linie, die durch Messis dynamische Vorstöße und Dribblings genutzt wurden. Nun wurde umgestellt.
Messi spielt nicht mehr in der Mitte, sondern ist auf den rechten Flügel zurückgekehrt. Allerdings hat er auch dort eine Freirolle, denn von der rechten Seite pendelt er häufig ins Zentrum und tauscht die Position mit Suarez. Sehr oft aber klebt er förmlich an der rechten Außenlinie, was zu Beginn der Umstellung kritisiert wurde.
Messi ist auf der Außenbahn, Alves steht weiter innen
Wieso wurde das also gemacht? Auf der rechten Seite ist die Einbindung Messis zwar etwas geringer, doch durch das flexible Ausweichen bis zur Auslinie kann Messi an den Seiten den Ball erhalten. Normalerweise werden viele Flügelstürmer dadurch einfacher zu isolieren, Messi ist aber so stark im Dribbling, dass er sich schlichtweg auch gegen ein gutes Pressing durchsetzt. Wenn er an einem oder zwei Gegenspielern vorbei in die Mitte zieht, wird aus der eigentlichen Schwäche plötzlich eine Stärke: Messi hat den Ball im Zentrum, aber zwei Spieler wurden aus dem Spiel genommen und Messi kann aus den Halbräumen gefährliche Diagonalpässe spielen.
Damit Messi seine Dribblings auch erfolgsstabil anbringen kann (42 in den letzten sieben Spielen! Zum Vergleich: Cristiano Ronaldo kam im gleichen Zeitraum auf vier), gibt es außerdem noch ein paar ergänzende Mechanismen. Um genauer zu sein: Es gibt drei direkt darauf bezogene Aspekte, die Messis neue Rolle unterstützen.
Dani Alves‘ Einrücken und Vorderlaufen
Rechtsverteidiger Dani Alves spielte meistens als sehr hoher und breiter Außenverteidiger. Er klebte meist an der Seitenlinie und erst im letzten Drittel schob er situativ diagonal zum Tor, um Schnittstellenpässe von links zu erhalten oder Messi zu unterstützen (vor Messis Versetzung auf die falsche Neun). Diese extrem anfordernde und etwas lineare Spielweise wurde nun ad acta gelegt.
Seit der Umstellung pendelt Alves häufig zur Mitte hinein, besetzt den Halbraum, während Messi Breite gibt. Das lockt den gegnerischen Flügelstürmer nach innen und verhindert, dass dieser bei Pässen auf Messi schnell genug doppeln kann. Außerdem hilft es Barcelona bei der Ballzirkulation. Die Mitte wird präsenter besetzt und bei Verlagerungen von der ballfernen Seite kommt man mit zwei schnellen Pässe schon in den ballfernen Halbraum, wo der technisch starke Alves sich auch unter Druck behaupten kann.
Häufig stößt Alves auch aus dieser eingerückten Position nach vorne und vorderläuft Messi. Mithilfe dieses taktischen Mittels sorgt Alves für Probleme beim Übergeben beim gegnerischen Team und zieht einen potenziellen Gegenspieler Messis mit sich in die Tiefe. Damit öffnet Alves Räume in der Mitte, wodurch Messi nach erfolgreichen Dribblings viel Platz für weitere Aktionen vorfindet.
Desweiteren kann Messi auch Alves als Ablagestation für schnelle Kombinationen nutzen. Ein Pass in die Tiefe auf Alves kann zu einer Flanke vom Brasilianer aus tornäheren Zonen führen oder eben eine Ablage in die geöffnete Mitte zur Folge haben, wo Messi den Ball erhält. Allerdings fehlt Barcelona dadurch gelegentlich die Flügelbesetzung, was ein weiterer Spieler kompensieren muss.
In dieser Situation bleibt Messi breit und erhält einen langen Ball auf dem Flügel, wo er weit offen steht und ins Dribbling gehen kann
Rakitics (oder Rafinhas) Ausweichen
Der rechte Achter in diesem 4-3-3-System bewegt sich deswegen oft auf die Seite, um den Flügel abzusichern und Breite zu geben. Meistens wird diese Position von Rakitic oder Rafinha ausgeübt, die beide laufstark und spielintelligent sind. Rakitic ist hierbei der Akteur mit den etwas besseren Diagonalbällen und saubereren Positionierungen, während Raifnha dynamischer und dribbelstärker ist. Wenn Rakitic spielt, bietet er sich oft für Rückpässe auf der Seite an und spielt eher passiv, bringt aber immer wieder starke Verlagerungen oder lange Diagonalbälle hinter die Abwehr ins Spiel.
Rafinha hingegen ist etwas kombinativer und aktiver, erkennt aber die Räume zur Absicherung nicht immer so schnell und präzise. Alternativ schiebt der Achter aber nicht auf die Seite. Besetzen Alves und/oder Messi den Flügel, bleibt der Achter wie üblich in der Mitte oder besetzt sogar das Sturmzentrum, um dafür zu sorgen, dass zwischen den Innenverteidigern und Sechsern des Gegners der Raum besetzt bleibt.
Wieso? Teilweise ist dadurch zwar der rechte Halbraum unbesetzt, doch Alves und Messi können diesen flexibel füllen oder eben für Messis inverse Dribblings nutzen. Desweiteren binden sie die gegnerischen Verteidiger und Sechser damit. Dadurch hat Messi nach seinen einrückenden Bewegungen mehr Raum oder kann einen Pass hinter das Mittelfeld auf Rafinha/Rakitic durchstecken, wenn die gegnerischen Sechser aufgrund seiner Dribblings herausrücken.
Rafinha besetzt den Flügel, Alves und Messi überladen die Mitte
Zusätzlich ist bei Hereingaben von der Seite eine bessere Strafraumbesetzung gegeben und Suarez wird bei seinen Läufen besser unterstützt.
Suarez‘ Funktion als Blocker und Raumöffner
Der Star der uruguayischen Nationalmannschaft pendelt nämlich immer wieder von der Mitte auf die Flügel. Damit der gesamte Block der gegnerischen Viererkette aber nicht mit ihm verschieben und ebenso die ballnahen Räume überladen kann, stößt der rechte Achter unterstützend mit Vertikalläufen ins Zentrum und besetzt die Mitte. Dadurch soll Suarez‘ Ausweichen auf den Flügel und Unterstützen der Flügelstürmer effektiver sein.
Diese Bewegungen ermöglichen ein flexibles Überladen der Flügel auf beiden Seiten, ohne eine geringere Präsenz in der Mitte und im Zwischenlinienraum zu haben. Aber nicht nur Messi und Alves profitieren davon. Im nächsten Teil sehen wir, wie sich die Rollen für die restlichen Spieler verändert haben.
René Maric, www.abseits.at
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