1. Ungeschlagen in der Vorbereitung
Die Saison nach dem Triumph der spanischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2012 begann für den FC Barcelona mit Auftritten in Hamburg und Tangier. Vilanova setzte in seinen ersten beiden Spielen als Chefcoach der Katalanen auf eine gesunde Mischung aus Spielern der ersten Mannschaft und auf Jugendspieler. So fanden sich gegen Hamburg gleich alle 8 mitgereisten Erstligaspieler in der Startformation wieder, auch gegen Raja Club Athletic spielten erstaunlich viele der Profis von Anfang an. Erst im Laufe des Spiels gab Vilanova dann auch seinen jungen Spielern ihre Einsätze. Auch in den späteren Spielen gegen Paris St. Germain und Manchester United setzte sich dies fort. Besonderes Augenmerk lag dabei wohl auf der Defensive, in der Vilanova ohne Pause auf Dani Alves und Javier Mascherano setzte. Auch Marc Bartra erhielt in Abwesenheit der Nationalspieler zahlreiche Chancen in der Innenverteidigung, sogar im letzten Spiel der Vorbereitung, als Piqué, Puyol und Mascherano im Kader standen, durfte Bartra ran.
Außerdem zeichnete sich bereits früh in der Saison ab, dass Vilanova, ähnlich wie schon Guardiola, in jedem Spiel auf Messi setzen wird. Der Argentinier spielte, abgesehen vom Spiel gegen den Hamburger SV, nahezu alle möglichen Minuten der Vorbereitung.
Besondere Lichtblicke der Vorbereitung waren besonders die Rückkehr der zuvor lange verletzten Puyol und Villa, aber auch die guten Vorstellungen des Nachwuchses, der sich in 3 von 5 Spielen als Torschützen feiern lassen konnte.
Auf der anderen Seite zeigte Barcelona bereits früh in der Vorbereitung ein langsameres und weniger intensives Pressing sowie ungewohnte Konzentrationsfehler, die immer öfter den Gegner zu Chancen einluden. Die Verletzung Muniesas gegen den Hamburger SV zerstörte außerdem die Hoffnung auf die erste Saison des hochtalentierten Innenverteidigers mit der ersten Mannschaft.
2. Siege in der Liga – Gesamt-Niederlage gegen Madrid in der Supercopa
Einem 5:1 Sieg gegen Sociedad, bei dem die Rückkehrer Villa und Puyol trafen, folgten die beiden Clasicós in der Supercopa. Während man das Hinspiel noch gut im Griff hatte und auch hätte höher gewinnen können, so verlief das Rückspiel gar nicht nach Wunsch. Man musste sich zum ersten Mal diese Saison geschlagen geben und verlor damit auch die Supercopa an die Madrilenen. Derweil lief es gut in der Liga, die beste Hinrunde aller Zeiten nahm bereits früh Form an, 6 Siege in der Liga und 2 in der Champions League sprachen für das Team von Tito Vilanova, als man erneut Madrid empfing. Allerdings gab es dennoch Grund zur Sorge, die ohnehin schon wacklig wirkende Defensive der Katalanen musste im erste Liga Clasico der Saison auch noch auf Piqué verzichten, Mascherano und Adriano bildeten die Innenverteidigung. Es war ein Spiel, das die Schwächen des FC Barcelona deutlich offen legte. Der viele Ballbesitz verlief ins Nichts und man kam kaum zum Abschluss. Lediglich zwei tolle Tore von Messi bewahrten Barcelona vor einer peinlichen Niederlage. Speziell in der Defensivbewegung offenbarte man gegen die schnellen Spieler Madrids immer wieder Lücken und so kam Madrid zu einer Menge guter Chancen.
3. Turbulente Wochen von Oktober bis Dezember
Trotz des 2:2 Unentschiedens gegen Madrid spielten die Katalanen auch in den nachfolgenden Partien einen offensiv, sehr ansehnlichen Fußball, vergaßen dabei aber immer öfter die Defensive, was zu teils irrwitzigen Ergebnissen führte. Das 4-5 gegen Aufsteiger La Coruña bleibt ein Spiel für die Ewigkeit. Es folgten Wochen, in denen man zwischen Genie und Wahnsinn schwankte. Einem Last-Minute Sieg in der Champions League mit über 80% Ballbesitz gegen Celtic Glasgow folgten überragende Siege in Liga und Pokal, mit einer Bilanz von 11:1 Toren in 3 Spielen, bis man sich erneut in der Königsklasse mit Celtic traf. Das zweite Aufeinandertreffen überbot das Erste noch an Wahnwitzigkeit. Die Katalanen wiesen am Ende des Spiel zwar 85% Ballbesitz vor, genauso wie 25 Schüsse aufs Tor der Gastgeber, letztendlich machten die Schotten aus 2 echten Chancen 2 Tore und gewannen das Spiel völlig überraschend mit 2:1.
Es folgte ein 2:4 Scheibenschießen den Mallorca, sowie Arbeitssiege gegen Cordoba und Betis Sevilla, bei letzterem erzielte Messi einen frühen Doppelpack und stellte somit Gerd Müllers Rekord von 85 Toren in einer Saison ein. Einziger Kritikpunkt zu diesem Zeitpunkt war die fehlende Rotation von Seiten des Trainerteams. Vilanova und Roura entschieden sich Spiel zu Spiel für eine ähnliche bis gleiche Formation, mit den immer gleichen Spielern. Messi, Pedro, Xavi und Co waren selbst gegen deutlich unterlegene Mannschaften immer Stammgäste in der Startelf.
Grafik1: Einsätze aller Mittelfeldspieler mit Einwechslungen. Trotz der vergleichsweise schwachen Saison von Xavi absolvierte er am meisten Spiele, für Youngstar Thiago bleiben meist nur Kurzeinsätze übrig. Neuzugang Song machte am wenigsten Einsätze aller Mittelfeldspieler.
4. Schützenfeste im Winter – Erkrankung von Vilanova
Immer wieder angeführt vom überragenden Messi spielte Barcelona sich Ende 2012 und Anfang 2013 gegen zum Teil als extrem stark eingeschätzte Gegner in einen Rausch und fertige Verein für Verein mit 4 oder mehr Toren ab. Ein 4:0 gegen Levante, ein 5:1 gegen den Europa League Finalisten des letzten Jahres Athletic Bilbao, sowie ein 4:1 Sieg gegen den Tabellenzweiten Atletico Madrid sprachen für die tolle Form der Mannschaft von Vilanova. Doch gerade in diese Phase der Saison krachte ein schwerer Schicksalsschlag. Der Trainer von Barcelona erkrankte erneut an Krebs, nachdem er bereits 2011 mit Speicheldrüsenkrebs zu kämpfen hatte.
Vilanova wurde in Barcelona behandelt und verbrachte anschließend mehrere Wochen in New York, um sich zu erholen. Co-Trainer Jordi Roura übernahm die Mannschaft, was kurze Zeit keine Veränderungen hervorrief. Ganz im Gegenteil wirkte man plötzliche noch hungriger und fertigte in den folgenden 4 Spielen alle Mannschaften locker ab.
Grafik 2: Ergebnisse aus Hinrunde und Rückrunde (alle Wettbewerbe)
5. Abwesenheit von Vilanova und plötzlicher Leistungsabfall
Doch plötzlich schien der „Jetzt-erst-Recht“-Effekt verschwunden, die Mannschaft mühte sich gegen Malaga und verlor gegen Sociedad. Zusätzlicher Tiefschlag für Barca: Victor Valdés kündigte Anfang 2013 an, seinen 2014 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Es folgte ein eigentlich gutes Spiel gegen Real Madrid im Halbfinal-Hinspiel der Copa del Rey, man belohnte sich allerdings nicht selbst, sondern spielte nur 1:1. Zur Vorbereitung auf die schweren Spiele in Champions League und Liga folgte noch ein 6:1 Sieg gegen Getafe bei dem vor allem der, bisher relativ wenig eingesetzte, Thiago Alcántara eine tolle Leistung zeigte. Doch mit dem AC Mailand und gleich zweimal Real Madrid standen ganz andere Hausnummer vor der Tür. Das Hinspiel des Achtelfinals der Königsklasse wurde zum Augenöffner für viele Culés. Die Mannschaft offenbarte in diesem einen Spiel nahezu alle ihre Schwächen, die sie bereits seit Beginn der Saison, mit sich herumtrugen und verloren 2:0 gegen einen effektiven AC Mailand. Wer danach auf eine Wiedergutmachung hoffte, der wurde bitter enttäuscht. Nur 6 Tage demontierte ein eigentlich formschwaches Madrid die Katalanen im eigenen Stadion einem 1:3, das auch deutlich höher hätte ausfallen können. Man hoffte zwar auf eine direkte Revanche im nächsten Spiel, verlor allerdings auch dieses gegen eine B-Mannschaft aus Madrid, die nicht annähernd so müde und ideenlos wirkte wie der FC Barcelona.
6. Aufschwung nach den bitteren Niederlagen gegen Milan und Real
Ganz Barcelona fieberte nach den peinlichen Auftritten gegen Madrid dem Rückspiel des Champions League Achtelfinals entgegen. Ein 2:0 schien aufholbar, wenn auch das Viertelfinale, der Form nach zu urteilen, weit weg schien, so hoffte man doch auf ein Weiterkommen. Dementsprechend gut besucht war das Camp Nou am 12.03, über 90.000 Zuschauer peitschten ihre Mannschaft die vollen 90 Minuten nach vorne und verhalfen ihnen damit zu einem der größten Comebacks der Champions League Geschichte: Der FC Barcelona gewann mit 4:0 gegen den AC Mailand und schien so vieles vergessen zu machen wollen.
Daraufhin festigten sich die Katalanen erneut. Dazu sorgte die bevorstehende Rückkehr von Vilanova seit langer Zeit wieder für gute Laune auf dem Trainingsplatz. Zwar überragte man nicht in der Partie gegen Paris, erklärte das 2:2 Unentschieden allerdings zu einem guten Spiel, in dem letztlich nur das nötige Glück fehlte. Als man schließlich auch in der Liga wieder auf die alte Spur fand und mit einem erneuten Unentschieden gegen Paris in das Halbfinale der Königsklasse einzog, schien das kurzzeitige Leistungstief vergessen. Vilanova nahm seine Stelle erneut ein und setzte im Saisonendspurt auf bewährte Kräfte. Ohnehin hatte sich über die Saison hinweg, auch aufgrund vieler Verletzungen, ein Stammkader von 13-15 Mann zusammengefunden, der jedes Spiel die Plätze unter sich ausmachte.
Grafik 3: Anzahl der Startelfeinsätze aller Innenverteidiger (nur Primera División)
7. Rückfall gegen Bayern oder nur logische Konsequenz?
Doch plötzlich war die Euphorie schon wieder verflogen, zuerst quälte man sich mit einem späten 1:0 gegen Levante in der Liga, wenig später folgte das wegweisende Spiel für die nächsten Jahre. Barcelona kam gegen Bayern München so unter die Räder, wie noch keine andere Mannschaft Barcelonas in den letzten Jahren gedemütigt wurde. Das 4:0 in der Allianz Arena schien alle Probleme des FC Barcelona in einem Spiel offen zu legen: Die wackelige Abwehr, das Verletzungspech, die Abhängigkeit von Messi, die Weigerung Vilanovas gegenüber taktischen Eingriffen und Veränderungen. Die Stimmung kippte in Katalonien. Die Fans fragten sich zum ersten Mal ernsthaft, ob Vilanova und Barcelona nicht getrennte Wege gehen sollten. Die Kritik wurde immer lauter, nachdem auch Präsident Rosell sich durch seinen extremen Sparkurs und fragwürdige Wahlkampfpolitik immer weniger Freunde machte. Auch die gut gemeinten Parolen der Barca-Stars wollten nicht so recht besänftigen.
Als man dann auch noch im San Mames die vorzeitige Meisterschaft herschenkte und nur 2:2 spielte, standen die Vorzeichen für das Rückspiel in der Champions League endgültig auf erneute Blamage. Und so sollte es auch kommen. Ein ideenloses Barcelona, das über 90 Minuten nicht einmal wirklich den Willen zeigte, einen Rückstand aufzuholen, ging auch im heimischen Camp Nou baden, am Ende stand es 0:3 für die Gäste aus München.
8. Wenig überzeugendes Auslaufen in der Liga
Dem Aus im internationalen Geschäft sollte zumindest die Meisterschaft folgen, die auch kurzerhand zum wichtigsten Ziel der Saison erklärt wurde. Genauso gerne will man noch die 100-Punkte-Marke knacken und damit den Rekord von Real Madrid aus der letzten Saison einstellen. Entgegen der Erwartungen vieler Fans, zeigte Barcelona aber auch in den nächsten Partien nicht die nötige Besserung, weder auf, als neben dem Platz. Bisher wurden noch keine der vielversprechenden Jugendspieler eingesetzt, Messi verletzte sich erneut und fällt bis zum Saisonende aus, dafür mussten aber Spieler ran, die bereits in den letzten Monaten deutliche Auflösungserscheinungen nach ihrer hohen Belastung zeigten. Vilanova scheint kurz vor Ende der Saison extra konservativ aufzustellen, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Man will also still und leise die Saison beenden, um sich dann möglichst schnell auf die nächste vorbereiten zu können. Dabei bahnt sich bereits das nächste Ärgernis an: Viele der Barcelona-Spieler wurden zum Konföderationen-Pokal eingeladen und werden erneut nur eine sehr kurze Sommerpause zur Regeneration haben.
Ben Pedro, abseits.at
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Ben Pedro
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