Am Sonntag fand im Estadio Santiago Bernabeu der zweite Clasico im Rahmen der aktuellen La Liga-Saison statt. Die Brisanz wurde durch die enge Tabellenkonstellation... Drei Elfmeter, vier Phasen, fünf Protagonisten – Barca gewinnt packenden Clasico

Lionel Messi (FC Barcelona)Am Sonntag fand im Estadio Santiago Bernabeu der zweite Clasico im Rahmen der aktuellen La Liga-Saison statt. Die Brisanz wurde durch die enge Tabellenkonstellation noch zusätzlich gesteigert. Vor allem für die Gäste aus Barcelona war es eine richtungsweisende Partie, denn eine Niederlage hätte wohl das Aus im Titelrennen bedeutet. Mit einem 4:3-Sieg schloss Barca aber wieder auf.

Diese Ausgabe des Clasicos war einer der packendsten in den letzten Jahren. Drei der sieben Tore fielen nach Elfmetern, von denen zwei umstritten waren und heftig diskutiert wurden. Zudem hatte jener in der 64. Minute eine rote Karte gegen Real-Kapitän Sergio Ramos zur Folge. Charakterisieren lässt sich das Spiel durch vier Phasen, die wir in diesem Artikel analysieren wollen.

Real positionstreu, Barca fluid

31 Spiele lang war Real vor diesem Spiel ohne Niederlage. Zu einem großen Teil ist dafür verantwortlich ist die Systemumstellung von Carlo Ancelotti. Zu Beginn der Saison probierte der Italiener verschiedene Grundformationen aus, legte sich dann aber auf 4-3-3 fest. In diesem bilden Cristiano Ronaldo und Gareth Bale die Flügelzange, während Xabi Alonso im Spielaufbau von Angel Di Maria und Luka Modric entlastet wird. In dieser Formation agiert Real weitestgehend positionstreu.

Anders sieht dies üblicherweise beim FC Barcelona aus. Die Katalanen definieren sich über lange Passstafetten und viele Dreiecksbildungen. Dabei kommt es im Allgemeinen auch vor, dass Räume von Spielern besetzt werden, die laut Grundformation nicht zu ihrem Zuständigkeitsbereich gehören. So wechselte Neymar situativ die Seiten und sah man insbesondere zwischen Cesc Fabregas und Andreas Iniesta Rochanden.

Phase eins: Iniestas intelligente Raumnutzung

Diese Wechselwirkung ist auch die erste Phase, die wir uns ansehen wollen. Die Anfangsphase wurde nämlich vor allem von Iniesta geprägt, bzw. von dessen Spielintelligenz und Flexibilität. Der Spanier brilliert im Erkennen und Bespielen von freien Räumen. So hielt er je nach Notwendigkeit die Breite, rückte für Kombinationen in den Halbraum ein, zeigte Läufe in die Tiefe, ließ sich fallen um den aufrückenden Linksverteidiger abzusichern oder das Aufbauspiel anzukurbeln. Man erkennt dies in der nachstehenden Heatmap.

Dass Iniesta sein Team in dieser Phase in Führung brachte, passt ins Bild. Dabei positionierte er sich zunächst breit und lief dann diagonal mit Tempo hinter die Abwehr. Aber nicht nur offensiv erfüllte er seine Aufgaben, auch in die Defensive schaltete er sich regelmäßig ein, was zur Folge hatte, dass auch Bale weitestgehend blass blieb.

Phase zwei: Di Marias Diagonalläufe kippen das Spiel

Dementsprechend wurden die Madrilenen hauptsächlich über ihre linke Seite gefährlich, über die 42% der Angriffe liefen. Der Schlüsselspieler dabei war Angel Di Maria, der nominell im linken zentralen Mittelfeld agierte. Von dort aus ging der Argentinier aber häufig auf die Außenbahn und lieferte zu den ersten beiden Real-Toren die Vorarbeit. Er war damit, neben Doppeltorschütze Karim Benzema, der Hauptverantwortliche dafür, dass das Spiel zugunsten der Gastgeber kippte.

Diese Läufe von Innen nach Außen bekam Barca zunächst nicht in den Griff, zum einen weil Dani Alves wie gewohnt hoch agierte und Ronaldos Einrücken ein Herausrücken der Innenverteidiger verhinderte. Vor allem in Umschaltmomenten war Barca hierbei verwundbar. Andererseits fehlte sowohl von Neymar als auch von Xavi, der nominell der Gegenspieler Di Marias war, die Unterstützung in der Defensive. Erst mit dem 2:2 kurz vor der Halbzeit bekam das Spiel eine neue Wendung.

Phase drei: Der Auftritt der Superstars

Bis dahin war von den beiden Superstars, Cristiano Ronaldo und Lionel Messi, die bei diesen Aufeinandertreffen stets im Fokus stehen, wenig zu sehen. Der Argentinier konnte sich zwar den Assist zum 0:1 gutschreiben, war aber sonst kaum zu sehen. Er ließ sich seltener zurückfallen, spielte in den ersten 40 Minuten nur 17 Pässe – weniger als anderen Barca-Spieler in diesem Zeitraum. Mit seinem Sololauf zum Ausgleich eröffnete er aber die dritte Phase des Spiels.

Nach der Pause antwortete Ronaldo nämlich ebenfalls mit einem solchen und erzwang damit einen Elfmeterpfiff aus der Pfeife von Alberto Undiano Mallenco. Vor allem im zentralen Mittelfeld konnte Barca das Spiel nicht dermaßen dominieren, wie es sonst der Fall ist und so brauchte es einen weiteren Geniestreich von Messi um die Gäste wieder ins Spiel zu bringen. Er spielte einen präzisen Steilpass auf Neymar, der einen weiteren Elfmeter rausholte.

Phase vier: Ramos‘ Ausschluss und Abwehrschlacht

Aus Madrider Sicht schwerwiegender als das Gegentor war aber der Ausschluss von Ramos. Einerseits war der Spanier war bis dahin ein wichtiger Stabilitätsfaktor und verbuchte sechs Balleroberungen, andererseits konnte Real damit seine aktive Spielweise nicht mehr konsequent weiterverfolgen. Das situativ hohe Pressing wurde aufgegeben, stattdessen formierten sie sich in der Folge in einem tieferen 4-4-1.

Dadurch konnte Barca ruhiger Kombinationen aufziehen und mit Verlagerungen über die Seiten durchkommen. So kam Alves zu einem Stangenschuss und resultierte auch der entscheidende Elfmeter aus dem Eindringen von Iniesta in den Strafraum. Den verhängten Strafstoß verwandelte Messi sicher und setzte damit den Schlusspunkt in einem packenden Clasico.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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