Athletic Bilbao spielt standardmäßig in einem 4-2-3-1-System, das in den letzten Spielen gut funktionierte: Die letzten drei Partien wurden gewonnen, nachdem man davor drei... Ein idealer Knipser, ein "junger Routinier" als Sechser und das Wunderkind aus Pamplona – das ist die Mannschaft von Athletic Bilbao!

Athletic Bilbao spielt standardmäßig in einem 4-2-3-1-System, das in den letzten Spielen gut funktionierte: Die letzten drei Partien wurden gewonnen, nachdem man davor drei Spiele lang mit einem 3-3-3-1-System, das jedoch aufgrund der Spielanlage der aufgestellten Spieler eher wie ein 5-1-3-1 mit einer Art Vorstopper anmutet, spielte und nur einen Punkt holte. Das 4-2-3-1 ist nun also wieder unumstößlich.

Der Torhüter

Unumstrittene Nummer Eins des Teams ist Gorka Iraizoz (30). Der 191cm große und 93kg schwere Keeper gilt als guter Rückhalt, der jedoch fußballerisch nicht unbedingt zu den besten Torhütern der Primera División zählt. Auf der Linie und bei Flanken ist Iraizoz allerdings ein starker Torhüter, zudem hat sich Athletic etwas dabei gedacht, als man seinen Vertrag kürzlich bis 2015 verlängerte. Ersatztorhüter ist Raúl Fernández (23), er stand jedoch bisher erst ein einziges Mal für die Basken im Kasten.

Die Innenverteidiger

Der Abwehrchef der Basken ist Venezolaner. Kaum zu glauben, aber Fernando Amorebieta (26) „qualifiziert“ sich dennoch für ein Engagement bei Athletic Bilbao, weil seine Eltern Basken sind und er bei Athletic ausgebildet wurde. Lange Zeit war Amorebieta in einer inneren Zerrissenheit, ob er für das venezolanische Nationalteam spielen soll oder nicht. Trainer und Präsident von Athletic Bilbao rieten ihm zu Vorsicht, um den baskischen Nationalstolz der Fans nicht anzukratzen. Anfang September 2011 war es schließlich nach langem Hin und Her doch soweit: Amorebieta debütierte in einem Testspiel gegen Argentinien, das Venezuela 0:1 verlor, von Beginn an. In seinem zweiten Länderspiel avancierte der Innenverteidiger schließlich zum Nationalhelden: Beim 1:0-Sieg über Argentinien in der WM-Qualifikation, dem ersten Sieg Venezuelas über Argentinien überhaupt, erzielte der Bilbao-Legionär den Siegtreffer. Reichlich kurios, denn bis auf ein Tor in der zweiten Runde des spanischen Cups erzielte Amorebieta noch nie einen Treffer – und das obwohl er bereits mehr als 250 Profispiele auf dem Buckel hat! Amorebieta gilt als guter Verteidiger, der seine Stärken vor allem im Zweikampf und der direkten Manndeckung hat. Außerdem ist er konditionell sehr stark und verfügt über einen guten Schuss. Dem gegenüber steht jedoch relativ unpräzises Passspiel.

Sein Nebenmann Borja Ekiza (23) ist mit Sicherheit der bessere Fußballer als Amorebieta (der übrigens enorm viele gelbe Karten sieht). Ekiza stammt aus der baskischen Talenteschmiede Baskonia, inoffiziell die dritte Mannschaft von Athletic Bilbao, und kam über die B-Elf der Basken vor einem Jahr in die Kampfmannschaft, wo er in einem 4-2-3-1 als Innenverteidiger fungiert und im kurzzeitig praktizierten 3-3-3-1 als defensivster Verteidiger. Ekiza ist technisch gut und schnell, allerdings ein schwächerer Zweikämpfer und Kopfballspieler als Amorebieta.

Ekiza setzte sich zuletzt gegen den ehemaligen (und erfolglosen) Liverpool-Legionär Mikel San Jose (22) durch, der als moderner, gut herausspielender Innenverteidiger gilt. Zuletzt rückte der 22-Jährige, der zuvor zwei Jahre Stammspieler in der Innenverteidigung von Athletic Bilbao war, ins zweite Glied. Er ist aktuell der Ersatzmann, während der routinierte Aitor Ocio (34) nur noch selten in Matchkadern aufscheint.

Die Außenverteidiger

Auf der rechten Abwehrseite ist mit Andoni Iraola (29) ein Urgestein des Klubs gesetzt. Der gelernte Mittelfeldspieler ist Ersatzkapitän des Klubs und absolvierte über 350 Pflichtspiele für das stolze Athletic Bilbao, nachdem er zuvor bereits etwa 120 Spiele für die B- und C-Auswahl Bilbaos machte. Im spanischen Nationalteam kam der defensiv sichere und offensiv sehr zielstrebige Iraola, der auch durch gutes Pass- und Flügelspiel besticht, bereits zu sieben Einsätzen. Weiters ist Iraola ein guter Elfmeterschütze und sehr ausdauernd.

Auf der linken Seite empfahl sich zuletzt der junge Jon Aurtenetxe (19) für höhere Aufgaben. Auch der 182cm große Linksfuß ist ein Eigenbauspieler und wurde 2010/11 vorsichtig an die Kampfmannschaft herangeführt, kam zu zehn Einsätzen. In der aktuellen Saison durfte der spanische U19-Nationalspieler bereits fünfmal ran, spielte unter anderem beim 2:0-Heimsieg über Paris St.Germain eine gute Partie. Aurtenetxe ist aktuell noch sehr unbekümmert, traut sich offensiv einiges zu und steuerte bereits einige Assists bei.

Aurtenetxes Konkurrent auf der linken Seite ist mit Oscar de Marcos (22) der Allrounder des Teams. Der ehemalige U21-Teamspieler kam heuer fast in allen Spielen zum Einsatz, allerdings abwechselnd auf den Positionen des linken Verteidigers und des defensiven Mittelfeldspielers. Gelernt hat der 22-Jährige wesentlich offensivere Positionen, im Nachwuchs kickte er als linker Flügel, danach entdeckte man jedoch seine große Flexibilität. De Marcos ist vor allem ein sehr schneller, wendiger und aggressiver Spieler, der jedoch defensiv weiterhin Schwächen hat. In Kopfballduelle geht er sehr engagiert und ohne Rücksicht auf (eigene) Verluste, allerdings ist er vor allem bei defensiven Standards fehleranfällig.

Alternative:
* Xabier Castillo – 25, in den letzten beiden Jahren Ergänzungsspieler auf der Position des linken Verteidigers. In der aktuellen Saison kam er bisher noch zu keinen Einsätzen.

Das defensive Mittelfeld

Ein weiteres Vereinsurgestein spielt bei Athletic Bilbao im defensiven Mittelfeld: Carlos Gurpegui (31) ist Kapitän des Teams und spielt seit 2002 in der Kampfmannschaft. Gurpegui verfügt über gutes Stellungsspiel und ist ein echter Teamplayer. Auch als Kettenhund für starke gegnerische Kreativspieler ist der 31-Jährige geeignet. Ein weiterer Vorteil Gurpeguis ist, dass er auch als rechter Verteidiger, Innenverteidiger und im rechten Mittelfeld eingesetzt werden kann. Allerdings ist der ruhige Defensivmann kein sonderlich guter Techniker bzw. Passspieler, kommt oft zu spät und macht überdurchschnittlich viele Fouls – vor allem gegen flinke, wendige Gegenspieler.

Neben ihm spielt allerdings mit Javi Martínez (23) eines der größten Talente des spanischen Fußballs. In der bei der Europameisterschaft 2011 siegreichen U21-Nationalmannschaft Spaniens war er eine zentrale, organisierende Figur. Mittlerweile hat der 189cm große, technisch enorm starke Defensivspieler sieben A-Länderspiele für Spanien auf dem Buckel. Ihn zeichnen seine Ruhe am Ball, nahezu perfektes Passspiel und das Auge für seine Mitspieler aus. Javi Martínez ist getrost als moderner, spielender Sechser zu bezeichnen und genießt bei Athletic Bilbao bereits seit seinem 18.Lebensjahr einen Stammplatz. Allgemein hat Javi Martínez seine Stärken in der Zentrale, wodurch man ihn auch ohne Bedenken in der Innenverteidigung aufbieten kann. Sein Transfer zu einem spanischen oder internationalen Top-Klub ist wohl nur noch eine Frage der Zeit!

Alternative:
* Ander Iturraspe – 22, aufgrund des Aufschwungs von Javi Martínez war Iturraspe in den letzten Jahren immer ein wenig im Hintertreffen. Der gute Stellungsspieler ist körperlich robust und gut im Kurzpassspiel. Bisher war er jedoch stets als Ergänzungsspieler zu bezeichnen, weil er an den anderen defensiven Mittelfeldspielern nicht vorbeikommt.

Das offensive Mittelfeld

Im rechten Mittelfeld setzt der argentinische Trainer Marcelo Bielsa zumeist auf Markel Susaeta (23), ebenfalls ein Eigenbauspieler. Susaeta gehörte bereits in den letzten vier Saisonen immer wieder zum Stamm, jedoch nie durchgehend, verbrachte immer wieder einige Wochen auf der Bank. Der begabte Dribbler ist trickreich und ausgesprochen schnell, jedoch hapert es noch des Öfteren am letzten Pass oder der allgemeinen letzten Entschlossenheit. Im Schnitt trifft der Offensivmann nur alle 13 Spiele – zu wenig. Dennoch ist auffällig, dass er vor allem gegen läuferisch unterlegene Gegenspieler starke Partien abliefert und stets für Überraschungsmomente gut ist. Susaeta, der wohl der schnellste Spieler im Team ist, kann auch auf der linken Seite eingesetzt werden.

Dort spielt allerdings etatmäßig Igor Gabilondo (32), der aktuell in bestechender Form agiert. Der ehemalige Real-Sociedad-Spieler steht seit 2007 bei Bilbao unter Vertrag und pendelte ähnlich wie Susaeta oft zwischen Platz und Bank. In den letzten vier Partien erzielte Gabilondo drei Tore, allerdings musste er gegen Osasuna leicht angeschlagen vorzeitig vom Platz. Allgemein hat der 32-Jährige immer wieder mit Knieproblemen zu kämpfen. Gabilondo ist im Vergleich zu Susaeta der unspektakulärere und langsamere Spieler, dafür besser im Abschluss. Der Routinier zieht häufig nach innen, sucht den Abschluss durch Weitschüsse oder spielt direkte Pässe in die Spitze. Zudem gilt er als Spieler, der seine Seite auch defensiv stets gut im Griff hat.

Auf der zentralen, offensiven Mittelfeldposition spielt mit Iker Muniain (18) das Wunderkind des Teams. Ins spanische A-Nationalteam schaffte er es zwar noch nicht, doch dies ist nur noch eine Frage der Zeit, denn der in Pamplona geborene, nur 165cm große Mittelfeldspieler behauptete sich bereits im Alter von 16 Jahren in der Kampfmannschaft der Basken und übernimmt mittlerweile den kreativen Part im zentralen Mittelfeld. Muniain ist ein Rechtsfuß, der aber eher linkslastig spielt und lieber zur Mitte als nach außen zieht – seinen linken Fuß benutzt er allgemein selten. Er besticht durch enorm schnelle Richtungsänderungen, Dribbelstärke und eine ausgezeichnete Technik. Zeitweise präsentierte sich Muniain noch etwas unbeständig, doch auch diese negative Eigenschaft legte er speziell in den letzten Monaten nach und nach ab. Der Spielmacher von Athletic Bilbao ist einer der vorweggenommenen Stars der kommenden spanischen Fußballgeneration, die eines Tages Xavi, Iniesta und Co. ablösen wird.

Muniains Ersatzmann für die Zentrale ist mit Ander Herrera (22) ebenfalls ein junger Spieler, der jedoch ein anderer Spielertyp ist. Wesentlich bedächtiger, vorsichtiger, aber mit einem großartigen Passspiel und mittlerweile auch gutem Kopfballspiel ausgestattet, wie man bei der U21-Europameisterschaft in Dänemark beobachten konnte. Herrera kam im Sommer von Real Saragossa und unterschrieb einen Fünfjahresvertrag bei Athletic Bilbao, für das er bisher erst vier Spiele machte.

Alternativen:
* David López – 29, beidbeiniger Flügelspieler und aktuell Backup für Susaeta auf der rechten Mittelfeldseite. Gute Schusstechnik, schnell und wendig, defensiv jedoch schwach und im Passspiel etwas schlampig.
* Ibai Gómez – 21, großes Talent fürs linke Mittelfeld, allerdings noch selten im Kader. Einer der Leistungsträger der B-Elf von Athletic Bilbao.
* Iñigo Pérez – 23, Eigenbauspieler für die linke Mittelfeldseite, defensiv solide, offensiv im Vergleich mit den anderen Kaderspielern nicht stark genug. Spielte erstmals 2009 für die Kampfmannschaft, kam jedoch über Kurzeinsätze nicht hinaus.
* Igor Martinez – 22, rechter Flügel, der auch im Angriff eingesetzt werden kann. Derzeit mit einem Wadenbeinbruch außer Gefecht, wird noch bis Dezember ausfallen.

Der Angriff

Unumstrittene Sturmspitze der Basken ist Fernando Llorente (26), ein 19-facher spanischer Teamspieler und siebenfacher Torschütze. Auch er spielt bereits seit seiner Kindheit für Athletic und erzielte bisher fast 100 Tore für den Klub. Alleine in der letzten Saison traf er in Pflichtspielen 19mal für seinen Klub. Llorente ist mit allen Wassern gewaschen, braucht nicht viele Chancen für ein Tor, ist abschluss- und kopfballstark, körperlich robust und trotz seiner Körpergröße von 193cm technisch gut. Der Stürmer verfügt über große Strafraumbeherrschung und ist auch defensiv bei Standardsituationen eine große Hilfe für sein Team. Man möchte meinen, dass der 26-Jährige, der auch heuer wieder bei drei Ligasaisontoren hält, der ideale Stürmer für den Klub aus dem Baskenland ist.

Sein einziger Ersatzmann – der aber so gut wie immer eingewechselt wird (meistens anstelle von Susaeta) – ist Gaizka Toquero (27), der in den letzten beiden Saisonen ebenfalls nahe am Status des Stammspielers war, allerdings im Schnitt in zwei Saisonen so viele Treffer erzielt, wie Llorente in einer. Auch Toquero ist sehr kopfballstark, aber bei weitem nicht so dominant wie sein interner Konkurrent. Die großen Vorzüge Toqueros sind, dass er seinen Körper sehr gut einsetzen kann und einen unbändigen Siegeswillen aufweist. Er stellt sich stets in den Dienst der Mannschaft und hilft auch im Mittelfeld und in der Defensive aus, was auch immer wieder situationsbedingte Varianten mit ihm auf einer Verbindungsposition zulässt.

Die Aufstellung

Auch wenn Trainer Marcelo Bielsa in letzter Zeit experimentierte, wird Athletic Bilbao gegen Red Bull Salzburg das gewohnte 4-2-3-1-System praktizieren und vermutlich in Bestbesetzung auflaufen, um in der Gruppe eine Vorentscheidung herbeizuführen. Salzburg muss sich speziell darauf konzentrieren die Mitte zuzumachen, da Bilbao hier eindeutig seine Stärken hat. Aufgrund dessen, dass Javi Martínez sehr schnell umschalten kann und auch Muniain nur selten Tempo aus dem Spiel nimmt, gilt es schnell mit einigen Leuten hinter den Ball zu kommen, um den Basken die Zentralachse zuzustellen. Dass von Llorente große Gefahr ausgeht und man ihn über 90 Minuten nicht aus den Augen verlieren darf, muss nicht extra erwähnt werden. Verwundbar könnten die Mannschaft über ihre linke Verteidigungsseite sein: Dass die Konstellation mit dem jungen, unbekümmerten Aurtenetxe auf dem defensiveren Posten und Gabilondo auf der offensiven Position über die volle Spielzeit sattelfest ist, darf bezweifelt werden.

Die voraussichtliche Aufstellung von Athletic Bilbao sieht wie folgt aus (Klicken zum Vergrößern):

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Fazit

Red Bull Salzburg bekommt es mit einer technisch hochklassigen Truppe zu tun, die sich nicht verstecken, dafür aber angreifen wird. Die individuelle Klasse liegt auf Seiten der Basken und so darf man zwei Siege des Teams aus der Primera División erwarten. Allerdings dachte man das auch schon als Salzburg überraschend zweimal Villarreal oder Lazio Rom bezwang. Die Roten Bullen sind auf internationaler Ebene eine nicht zu unterschätzende Turniermannschaft und so lautet unser Tipp: Glatter 3:0-Sieg für Athletic in Bilbao, dafür aber ein 2:1-Sieg Salzburgs in Wals-Siezenheim!

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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