Mit dem 4:0-Heimsieg gegen Elche konnte sich der FC Barcelona, noch vor dem Kracherspiel nächsten Samstag gegen Atlético Madrid, die Tabellenführung der Primera División zurückerobern. Ohne Messi, Busquets und Neymar, der erst spät eingewechselt wurde, zeigte die Mannschaft von Tata Martino viele vertikale Bewegungen und ein relativ geradliniges Spiel.
Bei Barcelona, das wie gewohnt im 4-3-3 antrat, agierten im Mittelfeld neben dem tiefen Song, der Nadelspieler Iniesta und Altstar Xavi. Dabei hielt sich Iniesta generell eher in der linken Spielfeldhälfte auf und wechselte oft die Position mit Fabregas, dem zentralen Mann in der Spitze. Auf den offensiven Flügeln spielte Pedro auf links eine etwas breitere Rolle als Sanchez, den es stark ins Zentrum zog, wurde allerdings oft vom hinterlaufenden Alba, der generell höher agierte als der rechte Außenverteidiger Montoya, befreit.
Songs Abkippen und aufrückende Innenverteidiger
Mitentscheidend für die Entstehung der Wechselwirkungen am linken Flügel, war das ständige Abkippen von Song in der Zentrale, zwischen die beiden Innenverteidiger. Dadurch konnten Montoya und Alba nach vorne rücken, was Letzterer konsequenter tat. Dabei rückte Alba allerdings nicht bis in die letzte Linie, sondern überließ es in der Anfangsphase noch Pedro, für Breite in vorderster Front zu sorgen.
Diese Positionierung der Außenverteidiger ermöglichte es den Innenverteidigern Bartra und Busquets zu Beginn immer wieder mit Ball am Fuß aufzurücken, erzeugte aber kaum dynamische Wechselwirkungen und war etwas ineffektiv gegen das 4-4-2 von Elche.
Iniesta, Fabregas und das vertikale Pendeln
Darum ließen sich in diesen Raum dann immer wieder Iniesta oder Fabregas fallen, um das Spiel von dort aus nach vorne zu tragen. Dabei sah die generelle Rollenverteilung zwischen beiden so aus, dass Fabregas zwar offensiver spielte, seine Rolle aber verbindend interpretierte und viel zurückfiel, während Iniesta auch immer wieder in die Spitze schob. Dabei hatte der FC Barcelona in der Anfangsphase der Angriffe fast immer vier Spieler in letzter Linie, was letztlich dazu führte, dass die Abwehrspieler von Elche dort gebunden waren und nicht in den Zwischenlinienraum herausrücken konnten. Dorthin ließ sich dann einer der beiden zurückfallen und wurde auch immer wieder angespielt. Für Elche ergab sich zu Beginn ein arges Dilemma: Wegen den einrückenden Bewegungen von Sanchez und teilweise auch Pedro konnten die Innenverteidiger den zurückfallenden Barca-Akteur nicht verfolgen ohne die Schnittstellen zu öffnen. Sie mussten dann aber in Kauf nehmen, dass Iniesta oder Fabregas spieloffen im Zwischenlinienraum an den Ball kommen konnten. Bezeichnend ist, dass Barcelona nach Schnittstellenpässen, sowohl das erste, als auch das dritte Tor erzielen konnte.
Albas Rolle und die Wechselwirkungen mit Pedro
Vor allem Iniesta ließ sich verstärkt in den linken Halbraum, den von Alba geöffneten Raum fallen, um dort angespielt zu werden. Geschah dies, rückte Alba in die vorderste Linie, verhinderte so wiederum, dass Elche Zugriff auf den Zwischenlinienraum herstellen konnte und Pedro driftete ins Zentrum. Aus dem linken Halbraum kamen dann einige Pässe durch die Schnittstellen der Abwehr. Erschwert wurde die Aufgabe für Elche auch noch durch die horizontalen Laufwege von Sanchez und Pedro, die viele Übergabemomente in der Kette erzeugten.
Weil Montoya auf der anderen Seite aus Stabilitätsgründen eher absichernd agierte und leicht einrückte, anstatt auf dem Flügel die Breite zu geben, hing das ganze Barca-Spiel etwas zur linken Seite hin.
Elches Antwort auf das Barcelona-Spiel
Generell agierte Elche in einem 4-4-2-Mittelfeldpressing, das in tieferen Zonen hinter der Mittellinie zu einem 4-5-1 wurde, wenn die erste Linie von Barcelona überspielt worden war. Weil Elche allerdings immer wieder Probleme mit der Verteidigung der Schnittstellen und der Breite des Platzes hatte – insbesondere Albas dynamische Vorstöße bereiteten immer wieder Probleme, wies Trainer Escribá den rechten Flügelspieler Aaron an, Albas Aufrücken mannorientiert zu verfolgen, sodass sich eine Fünferkette in letzter Reihe ergab.
Die entstehende 5-3-2/5-4-1-Formation hatte den Vorteil, dass dadurch, neben den besser abgesicherten Schnittstellen, auch ein Herausrücken der Innenverteidiger in den Zwischenlinienraum möglich war. Generell nutzte Elche dabei viele situative Mannorientierungen, konnte aber aus dieser etwas sicherer wirkenden Staffelung nicht gut nach vorne umschalten.
Deshalb probierte Escribá eine dritte Abwehrformation, verwarf sie allerdings kurz danach wieder. Mit einem 6-2-2/4-2-2-2 versuchte man die Außenspieler nach innen zu lenken und dort in Situationen zur Balleroberung zu kommen. Man arbeitete viel mit Deckungsschatten auf den Flügeln, konnte allerdings nie wirklich effektiv werden und Barca gefährden.
Barca im 4-5-1/4-4-2 gegen den Ball
Diese wiederum spielten gegen den Ball eine Mischform aus 4-4-2 und 4-5-1. Aus dieser schoben des Öfteren Song oder Iniesta nach vorne, wenn einer von Elches Sechsern nach hinten fiel, sodass ein situatives 4-4-3 entstand. Dieses kam auch dann zustande, wenn der ballferne Flügelspieler aggressiv nach vorne schob, was immer wieder vorkam, wenn Elche das Spiel von einem zum anderen Innenverteidiger verlagerte. Charakteristisch war, dass Barcelona vor allem im Zentrum sehr viele lose Mannorientierungen herstellte, und dann immer wieder stark den Deckungsschatten nutzte um Gegner anzulaufen.
Aus dem 4-4-2-Mittelfeldpressing schob Barcelona auch immer wieder ins 4-1-3-2-Angriffspressing, wobei Song den absichernden Part vor der Abwehr gab und sich situativ in die Kette fallen ließ. Dadurch konnten Bartra und Pique zum Flügel schieben und dort in Zweikämpfe gehen, was sie allerdings nur taten, wenn Song sie nicht absicherte.
Fazit
Letztlich war der Sieg auch in der Höhe verdient. Barcelona agierte dabei geradliniger und generell etwas verändert als letzte Saison. Neben 700 Pässen und 13 Abschlüssen fallen vor allem die zehn geschlagenen Flanken auf, von denen eine auch zum 2:0 durch Sanchez führte. Allgemein kann man vielleicht sagen, dass Barcelona unter Martino diese Saison öfter den Abschluss sucht und etwas geradliniger agiert.
Tobias Robl, abseits.at
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Tobias Robl
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