Seit Ende November muss Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti auf einen der besten Spieler der Welt verzichten: Mit Luka Modric fällt der Mittelfeldmotor der... Madrid ohne Modric – Reals Auftritte und Spielweise im Dezember (1)

Real Madrid Vereinswappen LogoSeit Ende November muss Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti auf einen der besten Spieler der Welt verzichten: Mit Luka Modric fällt der Mittelfeldmotor der Königlichen voraussichtlich noch bis März dieses Jahres mit einer Oberschenkelverletzung aus. Bis auf die zwei Niederlagen in den letzten beiden Spielen läuft es allerdings auch ohne den Kroaten rein ergebnistechnisch alles andere als schlecht. Gerade im letzten Ligaspiel gegen die Fledermäuse und im Pokal bei Stadtrivale Atlético Madrid zeigten die Madrilenen dann aber doch die ein oder andere Schwäche und deuteten an, dass die Freude in der spanischen Hauptstadt groß sein dürfte, wenn der ehemalige U21-Kapitän seines Landes wieder ins Team zurückkehren wird.

In dieser Serie soll die Spielweise des aktuellen Champions-League-Siegers nach der Verletzung von Luka Modric näher beleuchtet werden. Neben den Bewegungsmustern im Aufbauspiel sowie den restlichen Offensivabläufen – denen sich Teil 1 dieser Serie widmet – soll es im zweiten Artikel um die wichtige Rolle des linken Achters gehen, während der letzte Teil das Pressing und die exponierte Rolle Cristiano Ronaldos darin beleuchtet.

Genauso wie vor der Verletzung Modrics nutzt Ancelotti weiterhin eine Mischform aus 4-3-3- und 4-4-2-Formation, die je nach personeller Besetzung stärker in die eine oder andere Richtung ausschlagen kann. In der Regel bekleiden darin Ronaldo und Bale die offensiven Außenbahnen, während Benzema im Sturmzentrum zum Einsatz kommt. Ex-Bayern-Spieler Toni Kroos ist im defensiven Mittelfeld gesetzt und wird zumeist von Isco, James oder Illaramendi auf den beiden Achterpositionen unterstützt. Marcelo und Carvajal auf den Außenverteidigerpositionen sowie ein Duo aus Pepe, Sergio Ramos oder Raphael Varane in der Innenverteidigung komplettieren die erste Elf.

Ronaldo als Fokusspieler in der Offensive / Art der Einbindung

Genauso wie im Defensivspiel nimmt der Weltfußballer von 2013 auch im Angriffsspiel eine besondere Rolle ein. So forciert Real Angriffe generell eher über die eigene linke Seite, auf der Ronaldo in der Regel zum Einsatz kommt, um dessen herausragende Fähigkeiten in puncto Durchschlagskraft und Torgefahr verstärkt einzubinden.

Dabei sind die Bewegungsmuster seiner Kollegen und die Strukturen um Ronaldo herum so angelegt, dass der Portugiese zwar ins Kombinationsspiel eingebunden wird, hier allerdings keine tragende Rolle einnimmt. Man kann in etwa sagen, dass die Bewegungs- und Passmuster auf eine unterstützende Art und Weise um Cristiano Ronaldo herum angelegt sind und nicht so sehr darauf abzielen, den Erfolg der Kombinationen von dessen Entscheidungsfindung abhängig zu machen. Vereinfacht formuliert: Ronaldo soll sich hauptsächlich um das Erzielen von Toren bzw. das Finalisieren von Angriffen kümmern und nicht so sehr um die Förderung der Ballzirkulation.

Der linke Halbraum als entscheidende Angriffszone

Um diese zuarbeitende Offensivstruktur zu ermöglichen, gibt es diverse Mechanismen in Reals Offensive, von denen viele ihren Ursprung im linken offensiven Halbraum haben. Diesen Raum nutzen die Madrilenen hauptsächlich, um ihre Angriffe vorzubereiten bzw. vorzutragen, wobei es je nach personeller Besetzung natürlich Unterschiede in der Spielanlage gibt.

Um den linken Halbraum zu öffnen und bespielbar zu machen, besetzt Madrid hier stets die Breite und die Höhe. In Aufbausituationen übernimmt diese Aufgabe meistens Ronaldo. Hin und wieder gibt es allerdings auch Rochaden zwischen Isco und Marcelo, sodass der Brasilianer den Raum öffnet, während Ronaldo zur Mitte einrücken und der Spanier im Raum hinter Marcelo spielmachend wirken kann.

Benzemas ausweichende Bewegungsmuster auf diese Seite heraus verfolgen den gleichen Zweck und sind vor allem dann zu sehen, wenn Real aus dem Aufbauspiel ins zweite Drittel aufrückt. Die horizontalen Läufe des Franzosen sind hier in der Regel gegengleiche Bewegungen zu Ronaldos Einrücken in den linken Achterraum. Im späteren Angriffsverlauf haben sie dann auch einen verstärkt raumschaffenden Charakter, um z.B. den Zwischenlinienraum für Ronaldos diagonale Dribblings zum Tor hin zu öffnen.

Ronaldo und Bale als Durchbruchspieler / Benzema als Balancespieler

Madrids Offensivspiel verfolgt das Ziel Angriffe vornehmlich über die beiden Flügelspieler Bale und Ronaldo zu finalisieren. Dabei soll vor allem die individuelle Qualität dieser beiden Akteure genutzt werden, wobei sich entsprechend der erwähnten Offensivasymmetrie andere Arten der Einbindung ergeben.

Während Ronaldo verstärkt in den Halbraum einrückt und dort mit kurzen, aggressiven und gegnerschlagenden Dribblings Torabschlüsse kreiert, finden Bales Angriffsaktionen vermehrt nach Seitenwechseln und langen, dynamischen Dribblings oder Zuspielen in die Tiefe statt.

Benzema, als eigentlicher Stürmer aufgeboten, hat im Offensivspiel viele balancierende Aufgaben zu erfüllen, mit denen er die Rochaden seiner Kollegen ausgleichen soll. Dementsprechend dient er in der Regel auch nur nach Umschaltaktionen als wirklicher Zielspieler, der gemeinsam mit Ronaldo für Kontergefahr sorgen soll.

Rochaden im Aufbauspiel

Auffallend und für die Spielweise Reals charakteristisch sind zudem die vielen Rochaden und Kreiselbewegungen, die es seit dieser Saison im Aufbauspiel der Spanier gibt. Zu den fast schon standardmäßigen Abkippbewegungen des zentralen Sechsers Kroos zwischen die Innenverteidiger oder auf die linke Seite heraus, gibt es immer wieder auch Rochaden auf den Flügeln.

Halten sich Carvajal und Marcelo im Aufbau nicht tief im ersten Drittel auf, um die Ballzirkulation zu unterstützen, schieben sie – oftmals in Verbindung mit Kroos Abkippen – weit nach vorne und ermöglichen so ein Einrücken der Flügelspieler.

Auf der linken Seite wird hierdurch – vor allem dann, wenn Isco auf der linken Achterposition spielt – eine Kreiselbewegung angestoßen. Diese hat zur Folge, dass Ronaldo in den Zehnerraum einrücken kann, während Marcelo nach vorne schiebt und Isco hinter Marcelo Raum vorfindet, aus dem er das Aufbauspiel an die Offensive anbinden kann.

Auf der rechten Seite wechseln in der Regel Bale und Carvajal schlichtweg die Positionen. Erhält der Waliser anschließend den Ball im tiefen Halbraum, nutzt er oftmals raumgreifende Dribblings, um den Ball ins zweite und letzte Drittel zu schleppen. Häufig kann man aber auch viele Vertikalpässe mit anschließendem Ablagespiel beobachten.

Wie angekündigt, soll es im nächsten Teil der Serie um die Wichtigkeit des linken Achters im System der Madrilenen gehen. Neben der Frage nach dem „Warum“ wird darin auch geklärt, wie personalbedingte Wechsel die Spielweise der „Los Blancos“ verändern.

Tobias Robl

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