Scouting und Transferpolitik als Schlüssel zum Erfolg: Das Konzept des FC Sevilla
Spanien 19.März.2015 Tobias Hahn 0
Europa League Sieger im Mai 2014, im Juni drei wichtige Stützen verloren – wie eigentlich jedes Jahr – und trotzdem im Kampf um die internationalen Plätze in La Liga und in der Europa League auf Viertelfinal-Kurs: Alles kein Problem beim FC Sevilla, der dank seines brillanten Sportdirektors und des guten Scoutings Jahr für Jahr die passenden Verstärkungen findet.
Monchi, der Vater des Erfolgs
Ramon Rodriguez Verdejo, den alle nur „Monchi“ nennen, ist seit dem 1.7.2000 Sportdirektor des FC Sevilla. Im Jahr davor stieg Sevilla sang und klanglos aus der Primera Division ab. In der Endabrechnung wurde der Klub aus der Hauptstadt Andalusiens Letzter. Monchi stieg in seinem ersten Jahr als Sportdirektor auf und Sevilla ist seitdem in jeder Saison in der höchsten spanischen Spielklasse vertreten. Zwischen 2006 und 2010 schaffte es Sevilla sich als starke Kraft hinter Real und Barca zu etablieren. In dieser Zeit belegten sie jeweils Platz 3 oder 4. Außerdem gewann der FC Sevilla seit dem Amtsantritt von Monchi dreimal den UEFA-Cup bzw. die Europa League, das letzte Mal am 14. Mai 2014 im Juventus Stadion. Im Finale setzte sich der FC Sevilla mit 4:2 im Elfmeterschießen gegen den FC Valencia durch. Desweiteren gesellen sich noch zwei Pokalsiege und je ein spanischer und europäischer Supercup zu den Erfolgen von Monchi.
Dabei verfügt der FC Sevilla aber längst nicht über die finanziellen Mittel wie Real Madrid oder der FC Barcelona. Vielmehr schafft es Sevilla durch ein intelligentes Scouting immer wieder unbekannte junge Spieler nach Andalusien zu lotsen. Oder junge Spieler aus der eigenen Jugendakademie schaffen es in die erste Mannschaft, wie beispielsweise schon Sergio Ramos oder Jesus Navas.
Ausgeklügeltes Scoutingssystem
Monchi führte dieses herausragende Scoutingssystem bei seinem Amtsantritt ein. Die Welt des Fußballs wird in drei Gruppen aufgeteilt. Die sogenannten A-Länder sind Italien, Spanien, Deutschland, England, Frankreich, Brasilien und Argentinien. Die dortigen Ligen werden regelmäßig von einem der festangestellten Scouts beobachtet. Die zweite Kategorie, die B-Länder werden sporadisch von den Scouts beobachtet, zu diesen Ländern zählen zum Beispiel die Niederlande und Portugal. Die dritte Gruppe bilden die C-Länder, hier dienen die Nationaltrainer als Scouts. Nur Nationalspieler aus diesen Ländern sind gut genug für den FC Sevilla.
Wöchentlich wird die international beste Elf mit den besten Spielern auf den jeweiligen Positionen aufgestellt. Bis Februar werden diese ausgewertet und man macht sich dann Gedanken welche Bedürfnisse das aktuelle Team hat. Die für Sevilla interessanten Spieler werden dann noch einmal explizit gescoutet.
Doch der FC Sevilla kann es sich nicht leisten alle Topspieler zu behalten, schließlich macht sich die Wirtschaftskrise auch im Fußball bemerkbar. Die Strategie lautet also, iunge Spieler billig zu erwerben. Diese sollen dann in Sevilla reifen und den Verein als Stars verlassen, natürlich für eine möglichst hohe Ablöse. Dani Alves ist eines der vielen Beispiele. Alves wechselte 2003 für 550.000 Euro von Vitoria nach Sevilla, fünf Jahre später zog er für 35,5 Millionen zum FC Barcelona weiter. Im letzten Sommer wechselte Ivan Rakitic, der Kapitän der letztjährigen Europa League Siegertruppe, für 18 Millionen ebenfalls nach Barcelona, im Winter 2011 verpflichtete der FC Sevilla Rakitic für 2,5 Millionen Euro von Schalke.
„Missverständnisse“ wie Andreas Hinkel oder Khalid Boulahrouz sollen möglichst vermieden werden.
Auch die Jugend spielt eine Rolle
Doch nicht nur importierte Spieler spielen eine Rolle in Sevillas Transferpolitik. Auch Spieler aus der eigenen Akademie sollen in die erste Mannschaft eingebaut werden, sich zu Stammspielern entwickeln und dann einen möglichst hohen Profit den Verein bringen. Weltmeister Sergio Ramos wechselte 2005 für 27 Millionen Euro nach Madrid zu Real. Ramos stammt ebenso wie Jesus Navas und Jose Antonio Reyes aus dem Nachwuchs von Sevilla.
Monchi sucht weiter
Monchi macht weiter und sucht nach passenden billigen Verstärkungen, die Sevilla als Sprungbrett zu den Topklubs Europas nutzen wollen. Aktuell steht Grzegorz Krychowiak angeblich bei Dortmund und Arsenal auf der Beobachtungsliste. Krychowiak wechselte im Sommer für 5,5 Millionen von Stade Reims nach Sevilla.
Tobias Hahn, abseits.at
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Tobias Hahn
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