Der erste Teil der abseits.at-Reihe über die Aufsteiger in den besten vier Ligen Europas beschäftigte sich mit den Queens Park Rangers, Norwich und Swansea.... So schlagen sich die Aufsteiger in Europas Top-Ligen (Teil 2) – Spanien

Der erste Teil der abseits.at-Reihe über die Aufsteiger in den besten vier Ligen Europas beschäftigte sich mit den Queens Park Rangers, Norwich und Swansea. Hinter der Premier League belegt die Primera División den zweiten Platz in der UEFA-Fünfjahreswertung. Demnach folgen hier die drei Emporkömmlinge Spaniens, Real Betis, Rayo Vallecano und Granada CF.

Das Aufstiegssystem ist zu jenem in England ident. Die beiden Erstplatzierten der zweiten Liga steigen direkt auf, die Plätze drei bis sechs spielen in zwei K.O.-Runden den dritten Aufsteiger aus.

Real Betis

Ein 1:1 Unentschieden am letzten Spieltag der Saison 2008/09 gegen Real Valladolid zwang die Andalusier zum Gang in die Segunda División. Konnte man den Verein damals noch als Krisenklub bezeichnen, mit einem Eigentümer, der von jedem gehasst wurde, einer Drehtür am Trainerposten und einer Mannschaft voller überzahlter has-beens, hat er im Sommer 2010 eine eindrucksvolle Wende hingelegt. Hauptanteilseigner Manuel Ruíz de Lopera musste sich der Vorwürfe verantworten er habe den Verein um Millionen betrogen und musste schließlich sein Amt räumen. Seine Anteile wurden auf drei, vom Gericht berufene Verwalter aufgeteilt. Einer von ihnen ist der legendäre Ex-Betis- Spieler Rafael Gordillo. Ein weiterer ehemaliger Vereinsangehöriger, Pepe Mel, wurde als Trainer installiert und die ehemaligen Stars mussten aufkommenden Segunda-Kickern weichen. Die erste Saison seit dem Wiederaufstieg gestaltet sich für den Klub aus Sevilla sehr turbulent. Zu Beginn erlebte man einen Höhenflug, von dem selbst die fanatischsten der fanatischen Béticos nicht geträumt haben. Der Wunsch vom Stadtderby am ersten Spieltag blieb zwar unerfüllt, die ersten vier Saisonspiele konnte das Team von Pepe Mel aber allesamt gewinnen und führte sogar die Tabelle an. Doch dann kamen die ersten Turbulenzen. Aber es war kein normaler Dämpfer, sondern im freien Fall stürzte man innerhalb von nur zwei Monaten von den Champions League-Plätzen auf Platz 17 ab. Nur einen mickrigen Punkt holte Betis an diesen zehn Spieltagen. Seitdem pendelt die Truppe um Ex-Bayern-Stürmer Roque Santa Cruz zwischen Mittelfeld und Abstiegszone hin und her. Ein entscheidender Punkt dafür, dass die Andalusier auf Platz 13 liegend noch nervös Richtung Abstieg blicken müssen ist eine mentale Blockade. Nur einziges Mal konnte Betis nämlich einen Rückstand in Zählbares ummünzen – beim 2:1-Sieg in der 16. Runde gegen Valencia, als Castro in der Nachspielzeit mit einem Doppelpack das Spiel drehte.

Rayo Vallecano

Vier Punkte hinter Real Betis lief Rayo Vallecano in der letzten Saison auf Platz zwei der Segunda Divisón ein und sicherte sich somit den zweiten direkten Aufstiegsplatz. Dabei präsentierten sie sich die Madrilenen ähnlich souverän, waren nur am Eröffnungsspieltag außerhalb der Top 3 zu finden. Für viel Aufsehen sorgt der Verein neben den stimmgewaltigen und linksorientierten Fans aufgrund seiner finanziellen Probleme. So mussten zum Beispiel Spieler teilweise elf Monate auf ihr Geld warten und noch nicht mal ein Schiedsrichter für ein Spiel der zweiten Mannschaft konnte bezahlt werden. Umso überraschender ist es, dass der Verein aus dem Madrider Stadtviertel Vallecas nach Spitzenreiter Real aktuell das zweitbeste Hauptstadtteam stellt. Auf dem hervorragenden achten Platz, nur drei Punkte hinter einem Europa League-Platz liegen die Rot-Weißen. Überdies hinaus sind sie in einer Wertung sogar europäische Spitze. Kein Team knüpft seinem Gegner mehr Bälle ab als Rayo – 39,4 Mal pro Spiel. Ein umso beeindruckender Fakt wenn man bedenkt, dass sie ligaweit den siebthäufigsten Ballbesitz haben (51,8% pro Spiel). Die Philosophie von Coach José Ramón Sandoval ist auf schnellen Ballgewinn ausgelegt und so übt sein Team bereits weit vorne Druck auf den Gegner aus. Interessant in der 4-2-3-1-Ausrichtung ist die Zusammensetzung der Doppelsechs. Javi Fuego spielt sehr tief und lässt sich gegeben falls auch auf Innenverteidigerhöhe zurückfallen, was ihm in eine gute Position bringt um Pässe abzufangen. Mit 7,4 Interceptions pro Spiel weist der 28-jährige Spanier den höchsten Wert im europäischen Vergleich auf. Sein Nebenmann, José Movila, ist ebenfalls eher defensiv orientiert und pflügt in feinster Gattuso-Manier den Rasen um. Das kreative Loch, das diese Kombination aufreißt, wird durch den interessantesten Spieler in Rayos Kader aufgefangen. Miguel Pérez Cuesta, genannt Michu, ist mit 13 Saisontreffern der beste Torschütze seines Teams und wurde bereits von einigen europäischen Topteams beobachtet. Kurioser Weise musste der 25-Jährige im Sommer sogar darum bangen überhaupt in der Primera División spielen zu können. „Ich lebe einen Traum, es war eine derart negative Situation im Sommer ohne Klub zu sein“, sagte Michu. „Dann kam das Angebot und nun genieße ich diesen Moment, das Projekt von Rayo war interessant und ich bin glücklich, dass ich diese Wahl getroffen habe. Jetzt ist es meine Aufgabe Rayo in der ersten Liga zu halten.“

Granada CF

Der dritte Aufsteiger im Bunde ist Granada. Ähnlich wie Norwich City in England schafften die Südspanier den Durchmarsch von der Drittklassigkeit in die Eliteliga. Nachdem man nach 22 Jahren die Rückkehr in die Segunda Divisón geschafft hatte, qualifizierten sich die Rojiblancos horizontales als Fünfter für das Aufstiegsplayoff, wo man zunächst Celta de Vigo ausschaltete um dann in zwei Spielen gegen Elche CF erfolgreich zu bleiben. Dem torlosen Unentschieden im heimischen Estadio Nuevo Los Cármenes folgte auswärts ein 1:1, bei dem Odio Ighalo mit seinem Tor zum Aufstiegshelden avancierte. Das Saisonziel nach dem überraschendem Aufstieg war klar: Klassenerhalt. Schon zu Saisonbeginn musste sich Granada mit dem Abstiegsgespenst anfreunden, vier Punkte war man während der Hinrunde im besten Fall von den letzten drei Plätzen entfernt. Während die Filipinos gegen die „Großen“ Achtungserfolge feiern konnten – unter anderem nur 0:1 gegen den Barça und Valencia – weisen sie gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte eine ziemlich schlechte Bilanz auf. Nach einer 0:3-Niederlage bei Espanyol Barcelona, die dritte in Serie zu Jahresbeginn, musste Coach Fabri González seinen Hut nehmen. „Meine Hoffnung ist, dass Granada in der nächsten Saison in der Primera ist und die Fans glücklich sind“, eröffnete der 56-Jährige seine Abschiedskonferenz. Sein Wunsch ist auf dem Weg in Erfüllung zu gehen. Unter Nachfolger Abel Resino, mit dem Präsident Quique Pina schon bei Ciudad de Murcia erfolgreich zusammenarbeitete, gewann Granada drei der ersten vier Begegnungen und rangiert nach 25 von 38 Spielen auf Platz 16, vier Punkte vor dem ersten Abstiegsplatz. Ähnlich wie sein Kollege bei Rayo vertraut der ehemalige Atlético-Trainer auf hohes Pressing um den Gegner früh unter Druck zu setzen. Neben dem ein oder anderen gestanden Spieler, wie zum Beispiel David Cortés, Moisés Hurtado, Ikechukwu Uche oder Hassan Yebda, entdeckt man im Mannschaftskader einen sehr interessanten Spieler: Henrique Almeida Caixeta Nascentes, bekannt als Henrique. Das 20-jährige Talent wird vor allem aufmerksamen Beobachtern der vergangenen U20-WM ein Begriff sein, war er dort doch ein entscheidender Akteur von Titelträger Brasilien. Sowohl mit dem goldenen Schuh als bester Torschütze, als auch dem goldenen Ball als bester Spieler des Turniers wurde Henrique ausgezeichnet. Einen seiner fünf Treffer erzielte der Angreifer übrigens gegen die österreichische Auswahl.

axl, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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