Nach dem bewährten Test der halb-automatisierten Abseitstechnologie zur Weltmeisterschaft 2022 in Katar führte die italienische Top-Liga Serie A die Technik bereits in der vergangenen... Spanische LaLiga startet mit neuer Abseitstechnologie in die Saison 2024/25

Nach dem bewährten Test der halb-automatisierten Abseitstechnologie zur Weltmeisterschaft 2022 in Katar führte die italienische Top-Liga Serie A die Technik bereits in der vergangenen Saison ein. Ein Jahr später kam sie bei der Europameisterschaft in Deutschland ebenfalls zum Einsatz und erhält nun auch Einzug in die höchste Spielklasse Spaniens. Die RFEF (Real Federacion Española de Futbol – Königlich-spanischer Fußballverband) bestätigte den Einsatz der revolutionären Technologie zur Saison 2024/25.

In Spanien war die Abseitstechnologie keine unbekannte, denn im spanischen Pokal „Copa del Rey“ wurde die Technik schon eingesetzt. Am 4. August hat die RFEF und das Schiedsrichter-Komitee CTA den Fans der LaLiga via X/Twitter und den Schiedsrichtern die drei Regeländerungen mitgeteilt. Neben der neuen Abseitstechnologie finden noch die Kapitänsregel (nur Kapitäne dürfen mit den Unparteiischen sprechen) und eine strikte Regel zum Einlaufen bei Strafstößen Einzug in LaLiga. Bei der letztgenannten Regeländerung kommt es darauf an, ob die Mannschaft, die zu früh in den Strafraum lief, daraus einen Vorteil hatte oder nicht.

Was ist die halb-automatisierte Abseitstechnologie?

Die halb-automatisierte Abseitstechnologie soll die Video-Schiedsrichter bei der Findung der Abseitsentscheidung unterstützen. Bei dem System werden zwölf Kameras unter dem Stadiondach angebracht, die den Ball sowie 29 Körperpunkte der Spieler 50-mal in der Sekunde erfassen und die genaue Position auf dem Spielfeld feststellen. Die 29 Punkte, durch welche die Spielerposition erfasst wird, umfasst alle Extremitäten und Gliedmaßen, welche für die Abseitsentscheidung wichtig sind. Außerdem erfasst ein Sensor im Ball den genauen Zeitpunkt des Abspiels.

Die Video-Schiedsrichter bekommen durch die Technologie eine automatische Abseitswarnung, sobald eine Abseitsposition vorhanden ist. Diese Warnung überprüft der Schiedsrichter dann anhand der berechneten Positionen manuell und teilt dem Hauptschiedsrichter die Entscheidung per Funk auf das Feld mit. Für die Überprüfung mit der kalibrierten Linie benötigten die Video-Schiedsrichter im Durchschnitt bis zu 70 Sekunden. Durch die automatische Erkennung und die visuelle Überprüfung fällt die Entscheidung binnen weniger Sekunden.

Premier League testete die halb-automatisierte Abseitstechnologie

In Deutschland muss man sich bis zum ersten Einsatz der neuen Technik noch etwas gedulden. Der deutsche Video-Schiedsrichter-Boss Jochen Drees zeigt zwar reges Interesse an der Technologie, die DFL plant jedoch den Einsatz frühestens in der Saison 2025/26. Ein Grund dafür könnte das enorme Kostenpaket für die sensible Technik sein.

In England ist man dahingehend schon einen Schritt weiter. Mit Mannschaften wie Liverpool, Chelsea, Pep Guardiola’s Manchester City und Stadtrivale Manchester United testete man die Technik bereits in der Saison 2021/22. Das damalige System von „Hawk-Eye“ wies noch einige Mängel auf, wurde aber zur WM in Katar deutlich verbessert. Zum Saisonstart in der Premier League ist wohl noch alles wie in der vergangenen Saison, das System soll aber nach einer einstimmigen Entscheidung der Liga-Anteilseigner nach der ersten Länderspielpause einsatzbereit sein.

Die Technologie kam bereits bei der Klub-WM 2021 sowie in der Champions League zum Einsatz. Auch wenn die Technik die Entscheidungsfindung erleichtert und eine gewisse Zeitersparnis mit sich bringt, stand sie unter Beobachtung. Viele sprachen davon, dass die Schiedsrichter durch die Technik von Robotern ersetzt werden. FIFA-Schiedsrichter-Chef Pierluigi Collina widersprach dem aber vehement. „Ich weiß, dass einige von einem Abseitsroboter sprechen, was falsch ist, denn letztlich entscheiden weiterhin der Schiedsrichter und die Schiedsrichterassistenten“, so der ehemalige Weltschiedsrichter. „Das Spiel ist sauberer, es gibt bei Standardsituationen kein Gezerre mehr“, fügte der Italiener noch hinzu. Wenn man sich die Spiele betrachtet, hat er mit dieser Aussage sicherlich nicht Unrecht. Eine Schwalbe ist durch die Videoüberprüfung tatsächlich nicht mehr erfolgversprechend.

Andreas Nachbar, abseits.at

Andreas Nachbar