Ein ungewohntes, besonders schmerzhaftes Gefühl mussten die Fans von Real Madrid in der vergangenen Saison erleben. Die jüngst so erfolgsverwöhnten Königlichen, blieben zum ersten Mal seit mehreren Jahren ohne einen Titelgewinn und erlebten eine desolate Spielzeit, in der man letztlich nur auf dem dritten Rang in der Tabelle landete. Damit dies nicht erneut vorkommt und man wieder an die erfolgreiche Zeit anknüpfen kann, plünderten die Madrilenen das Sparschwein und investierten bislang über 300 Millionen Euro in Neuzugänge, die frischen Wind in die Mannschaft bringen sollen. Zwei davon wollen wir uns nun genauer ansehen.
Verspäteter Ronaldo-Ersatz
Lange wurde darüber spekuliert und die Gerüchte hielten sich hartnäckig und letztendlich wurde dieser „Blockbuster-Transfer“ tatsächlich fixiert. Der Belgier Eden Hazard wechselt für eine kolportierte Ablösesumme von 100 Millionen Euro zu Real Madrid und unterschrieb einen hochdotierten und langfristigen Vertrag. Damit ging nicht nur relativ früh in der Transferphase einer der spektakulärsten Deals über die Bühne, es wechselte auch einer der besten Fußballer des Planeten seinen Arbeitsplatz. Doch was können die Königlichen vom belgischen Superstar erwarten?
Mit Hazard bekommen die Madrilenen eine Fixgröße auf dem linken Flügel, die das Spiel jeder Mannschaft unheimlich prägen kann. Der Belgier vereint viele verschiedene Facetten und ist nur schwer auszurechnen. Egal ob als klassischer Flügeldribbler, inverser Spielmacher oder abschlussstarker Angreifer – in jeder dieser Rollen weiß der 28-Jährige zu überzeugen. Dies demonstrierte Hazard in seiner letzten, überragenden Spielzeit in der englischen Premier League, wo er mit 16 Toren und 15 Vorlagen die meisten Scorerpunkte sammelte und quasi als Alleinunterhalter seiner Mannschaft fungierte.
Doch nicht nur seine direkten Torbeteiligungen waren ansehnlich, auch die weiteren Statistiken des Belgiers sind äußerst beeindruckend. So sammelte er u.a. 2,5 Schüsse und 2,6 Schlüsselpässe pro Spiel, aber vor allem seine 3,7 erfolgreichen Dribblings pro Partie sind ein spektakulärer Wert, der nur von wenigen Akteuren auf der Fußballbühne erreicht wird. Wenn man sich diese statistischen Werte zur Gemüte führt, dann wird einem schnell klar, weshalb Hazard so begehrt war und warum Real Madrid für seine Dienste so tief in die Tasche gegriffen hat.
Welche Rolle Eden Hazard bei den Königlichen einnehmen wird, liegt ganz bei Trainer Zinedine Zidane liegen. Klar ist jedenfalls, dass der Belgier eine Fixgröße auf dem linken Flügel sein und das Spiel aus der Breite heraus ordentlich beleben wird. In welcher Rolle genau, hängt unter anderem auch davon ab, wie die weitere personelle Besetzung im Mittelfeld aussehen wird. Mit Bale, Asensio, Diaz, Vinicius jr. und Vazquez stehen eine Vielzahl an weiteren Optionen zur Verfügung. Hazard könnte dabei auch eine spielmachende und freie Rolle bekommen, da Linksverteidiger Marcelo potenziell die linke Seite alleine bearbeiten könnte und dem Belgier eine einrückende Rolle ermöglichen würde. Doch aufgrund der bisherigen Erfahrungen und der Spielanlage von Zidane, ist davon auszugehen, dass Hazard eher eine klassische Flügelstürmer-Rolle zukommen wird und er von der Breite aus im Verbund mit Marcelo für Flügeldurchbrüche sorgen soll.
Egal für welche Variante sich der Trainer von Real entscheidet: Feststeht jedenfalls, dass man mit Hazard einen flexiblen und vielseitigen Offensivspieler bekommt, der auf verschiedene Art und Weise der eigenen Mannschaft weiterhelfen kann und das Niveau der Madrilenen noch weiter erhöhen wird. Dabei wird er nicht nur positionell in die Fußstapfen von Cristiano Ronaldo treten müssen, sondern auch leistungstechnisch.
Ein Stürmer für den Aufbau
Die Königlichen hatten wie bereits angesprochen in der vergangenen Spielzeit zwar keine gute Saison und mit vielen Problemen zu kämpfen, allerdings gab es auch einige positive Erscheinungen im Spiel der Madrilenen. So schmerzhaft der Abgang von Superstar Ronaldo auch war, dadurch konnte sich Mittelstürmer Karim Benzema noch mehr in den Fokus spielen und vermehrt in den Mittelpunkt rücken. So hatte der Franzose mit seinen 21 Ligatoren und sieben Vorlagen die besten Werte bei den Königlichen und war damit der wichtigste Akteur in der ansonsten lahmenden Offensive. Doch mit seinen 31 Jahren, zählt der Franzose auch nicht mehr zu den jungen Wilden und darüber hinaus hat der Angreifer immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Daher entschied sich die Führung von Real, eine Lösung herbeizuführen und einen Nachfolger bzw. eine zusätzliche Option zu verpflichten, der den Franzosen mittel- bis langfristig ersetzen soll. Die Wahl fiel dabei auf den 21-Jährigen serbischen Nationalspieler Luka Jovic.
Warum die Wahl auf den Serben fiel, ist ganz einfach zu erklären. In seinen zwei Saisonen in der deutschen Bundesliga, erzielte der Youngster starke 25 Treffer und sorgte darüber hinaus auch bei den internationalen Auftritten der Eintracht mit seinen starken Leistungen für Furore. Durch seine starke Performance, wurde der Serbe zu einer der heißesten Transferaktien des Sommers und mehrere Spitzenvereine bemühten sich um die Dienste von Jovic. Alleine diese Tatsache an sich, spricht schon für den Mittelstürmer und zeigt, dass es sich hier um einen hochinteressanten Spieler handeln muss. Letztlich machte Real das Rennen und sicherte sich die Dienste des serbischen Nationalspielers.
Doch was zeichnet Jovic aus und was macht ihn so speziell? Prinzipiell muss man dabei konstatieren, dass auf der Position des Mittelstürmers es wenige Spieler gibt, die in so jungen Jahren in einer Topliga diese Torquote aufweisen konnten. Jovic bewies auf hohem Niveau seine Qualitäten im Abschluss und dies zählt zweifellos zu den größten Stärken des Serben. Egal ob mit dem linken, dem rechten Fuß oder mit dem Kopf, im Strafraum darf man ihm keinen Meter Platz lassen, denn Jovic versteht es dank seiner herausragenden Schusstechnik exzellent, aus nahezu jeder Lage den Ball platziert im Tor unterzubringen. Doch nicht nur der Abschluss zählt zu den Stärken des Serben, auch außerhalb des Strafraums ist er eine gefährliche Waffe und weiß er mit seinen fußballerischen Qualitäten zu überzeugen.
Vor allem mit dem Rücken zum Tor versteht es Jovic den Ball sehr gut abzuschirmen und ermöglicht seinen Mitspielern dadurch, nachzurücken und aus der Etappe in die Spitze zu stoßen. Diese Stärke wird auch in der Spielanlage von Trainer Zidane zentral sein, denn durch das tiefe zentrale Mittelfeld und die breiten Außenspieler, muss sich der Mittelstürmer immer wieder zurückfallen lassen und sich die Bälle abholen, um auf die nötigen Ballkontakte zu kommen. Zwar bewegt sich Jovic in dieser Kategorie (noch) nicht auf dem Niveau von Karim Benzema, der fußballerisch in dieser speziellen Rolle zu den Besten seines Fachs zählt, allerdings kann man auch Jovic in das Kombinationsspiel einer Mannschaft durchaus einbinden.
Für Real Madrid eröffnet sich durch die Verpflichtung von Jovic darüber hinaus auch noch die interessante Möglichkeit, zukünftig mit einer Doppelspitze aufzulaufen. Benzema würde in einem solchen System eher den ausweichenden und pendelnden Part der beiden Stürmerpositionen einnehmen, während Jovic sich vermehrt auf seine Qualitäten im Strafraum konzentrieren könnte. Das Weiße Ballett hat mit dieser Verpflichtung jedenfalls im Angriffszentrum an Variabilität gewonnen und haben sich nicht nur in der Breite verstärken können, sondern zukünftig ist von Luka Jovic auch als Stammspieler und Nachfolger von Benzema viel zu erwarten.
Dalibor Babic, abseits.at
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