Transfers erklärt: Darum kehren Gerard Deulofeu und Rafael Alcantara zum FC Barcelona zurück
Spanien 18.Juli.2014 Michael Waldhauser 0
Nach der titellosen Saison stehen beim FC Barcelona die Zeichen auf Umbruch. Mit dem ehemaligen Spieler Luis Enrique wurde ein neuer Trainer installiert, der die Blaugrana wieder zu Titeln führen soll. Neben dem Karriereende von Kapitän Carles Puyol, den Abgängen der drei Torhüter Victor Valdes, José Manuel Pinto und Oier Olazabal, sowie dem Transfer des unglücklichen, verlorenen Sohnes Cesc Fabregas zu Chelsea und dem Wechsel von Alexis Sanchez zu Arsenal, verließen auch die Ergänzungsspieler Cristian Tello, Jonathan dos Santos und Isaac Cuenca den Verein. Des Weiteren steht u.a. auch ein Wechsel des bisherigen Vize-Kapitäns Xavi Hernandez im Raum.
Verstärken konnte man sich bis dato neben dem spektakulären Transfer von Luis Suarez, der von Liverpool kam, auf der Torwart-Position, wo mit Marc-Andre ter Stegen und Claudio Bravo nun gleich zwei neue potenzielle Stammtorhüter im Kader stehen und im Mittelfeld mit Ivan Rakitic, der vom FC Sevilla kam. Zusätzlich zu diesen vier Transfers wurde Jordi Masip als dritter Keeper von der B-Mannschaft in die erste Mannschaft hochgezogen, außerdem holte man auch die beiden Jungstars Gerard Deulofeu und Rafael Alcantara, die in der letzten Saison per Leihe bei Everton bzw. Celta Vigo spielten, zurück. Auf die Rückkehr der beiden Letztgenannten werfen wir nun einen Blick.
Gerard Deulofeu
Der 20-jährige Katalane gilt bereits seit einigen Jahren als der kommende Star beim FC Barcelona. Er durchlief sämtliche Jugendnationalmannschaften Spaniens und durfte bereits im A-Team des entthronten Weltmeisters debütieren.
Bereits als 17-Jähriger bekam Deulofeu neben vielen Einsätzen im B-Team Barcas in Spaniens zweiter Liga auch einige Einsatzminuten in der Kampfmannschaft. Nachdem er sich in seinem zweiten Jahr bei Barca B zum Stammspieler und unumstrittenen Leistungsträger entwickelt hatte, verbrachte er die Saison 13/14 auf der Insel beim FC Everton, wo der Spanier Roberto Martinez den Taktstock schwingt. Diese Leihe sollte ihm den nächsten Karriereschritt ermöglichen.
Im Nachhinein kann man diese Leihe als durchaus gelungen bezeichnen, obwohl der Spieler selbst mit der Anzahl seiner Einsatzminuten wohl nicht vollständig zufrieden sein dürfte. Insgesamt hat sich als Deulofeu in diesem Jahr aber definitiv weiterentwickelt. Neben seinen herausragenden Fähigkeiten im Dribbling sowohl in statischen als auch in dynamischen Situationen, im Antritt, in der Endgeschwindigkeit und am Zug zum Tor hat sich Deulofeu bei Everton vor allem im gruppentaktischen Verhalten, in seiner Entscheidungsfindung und in seiner Lauf-und Defensivbereitschaft enorm gesteigert. Wenngleich er in diesen Bereichen noch nicht internationale Klasse darstellt.
Nun kehrt er zu seinem Heimatklub zurück und könnte dort bereits in der kommenden Saison eine wichtige Rolle einnehmen. Deulofeu kann sowohl als Links- und Rechtsaußen als auch als Mittelstürmer aufgestellt werden. Im voraussichtlichen 4-3-3 unter Luis Enrique hat er ebenso wie in einem etwaigen 4-2-3-1 mit Suarez an vorderster Front als rechter Außenstürmer die wohl größten Chancen auf Einsatzminuten im Starensemble des FC Barcelona, da auf links Neymar und im Zentrum Messi mehr oder weniger gesetzt sein werden. Auf rechts könnte er sowohl recht klassisch als auch als diagonaler, tororientierter Flügelspieler auflaufen und mit seinen Dribblings, Hereingaben und Läufen für viel Gefahr sorgen. Dabei könnte ihm das breitflächige Offensivspiel, das Luis Enrique in seinen bisherigen Trainerstationen vor allem bei Barca B und bei Celta Vigo spielen ließ, entgegenkommen. In diesem wird der Ball lange und über alle Zonen des Platzes zirkuliert, bis schließlich oftmals ein Außenstürmer ins 1 gegen 1 mit dem gegnerischen Außenverteidiger gebracht werden soll. Diese Spielweise würde Deulofeus größte Stärken fokussieren und seine Schwächen kämen nicht derart zum Vorschein.
Das Supertalent als Spielentscheider in Topspielen?
Vorrangig wird er anfangs aber wohl nur in Ligaspielen gegen vermeintlich schwächere Gegner und im Cup auflaufen dürfen. Sollte er in seinen Einsätzen überzeugen können, könnte er aber auch eine sehr interessante Option für Big Games werden. Wenn es dem Gegner gelingt, in Führung zu gehen und die für Barcelona derart wichtige Mitte zuzustellen, könnte Deulofeu als Einwechselspieler mit seinen Dribblings eine recht simple Option für Durchbrüche darstellen und über Hereingaben und/oder seinem Zug zum Tor für die nötige Torgefahr sorgen.
Rafinha
Rafael Alcantara ist der jüngere Bruder von Bayerns Thiago. Im Gegensatz zu seinem Bruder, der für Spanien spielt, hat sich Rafinha jedoch für Brasilien entschieden und läuft dort auch in den U-Nationalmannschaften auf.
Ebenso wie der oben genannte Deulofeu gilt Rafinha bereits seit einigen Jahren als Top-Talent, obwohl der Hype um ihn deutlich geringer ausgeprägt ist, als dies beim Spanier der Fall ist. Rafinha durchlief Barcas Jugendakademie „La Masia“ und auch er spielte zwei Saisons für Barca B, bevor er per Leihe den FC Barcelona verließ. Er wurde passenderweise vom nunmehrigen Barca-Coach Luis Enrique nach Galicien zu Celta Vigo geholt, wo er eine starke Saison hinter sich brachte. Nun kehrte er zurück und darf sich durchaus berechtigte Hoffnungen auf viel Einsatzzeit machen.
Rafinha ist ein sehr kompletter Spieler, der vorrangig im zentralen Mittelfeld als „Achter“ eingesetzt wird. Er besticht durch seinen Antritt, seine Physis, seine Bissigkeit, sein starkes Timing sowohl mit als auch gegen den Ball, sein gutes Passspiel, aber auch durch seine Dribblings. Auch seine strategische Entscheidungsfindung ist für einen noch nicht ganz fertigen Spieler durchaus gut, obwohl er in diesem Bereich beispielsweise nicht mit seinem Bruder Thiago mithalten kann.
Der Trumpf der Polyvalenz
Wegen seiner vielfältigen Fähigkeiten kann man schon erahnen, dass er auf mehreren Positionen einsetzbar ist. Rafinha spielte schon sowohl als höherer und tieferer Achter, als falsche Neun, aber auch als einrückender Flügelstürmer auf Rechtsaußen. Auch eine Rolle als vertikaler, aggressiver Sechser scheint für ihn möglich. Seine Polyvalenz dürfte wohl der Schlüssel für die zu erwartenden durchaus hohen Einsatzzeiten sein. Bei Barca dürfte er hauptsächlich als höherer Achter sowie als einrückender, ballsicherer und defensivstarker Flügelspieler agieren.
Fazit
Abschließend bleibt anzumerken, dass man sich in der kommenden Saison durchaus einiges von den beiden Jungstars erwarten darf. In dieser richtungsweisenden Spielzeit für den Verein könnten die beiden durchaus darüber entscheiden, ob die Saison erfolgreich gestaltet werden kann oder nicht.
Michael Waldhauser, abseits.at
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