Wie schon nach den vergangenen Winterpausen gehen wir in dieser Rubrik auf einzelne Transfers zumeist größerer Vereine ein, wobei Hintergründe und Motive beleuchtet werden. Wieso holt eine Mannschaft einen Spieler? Wer ist dieser Spieler überhaupt? Was erwartet sich sein neuer Verein von ihm? Kann er die Erwartungen in seinem neuen Verein erfüllen?
Diese Fragen sollen hauptsächlich beantwortet werden. Auch die taktische Perspektive soll nicht zu kurz kommen, immerhin ermöglicht ein neuer Spieler oftmals eine Vielzahl neuer Kombinationen und Synergien, die ebenfalls erläutert werden sollen.
Dieses Mal blicken wir auf einen leicht skurrilen Transfer, der bei einigen Wolfsburger Fans auf Unverständnis stieß. Der VfL ließ nämlich Diego ein halbes Jahr vor Vertragsende zu Atlético Madrid ziehen und kassierte dafür „nur“ 1,5 Millionen Euro. Die Ursache dafür dürfte sein großes Gehalt sein, welches man bis Sommer hätte zahlen müssen – Atlético Madrid freut sich.
Zu klassischer Zehner, um noch Zehner zu sein?
Bei Juventus ist Diego noch gescheitert; er kam in Italien oftmals nicht mit den dortigen Defensivsystemen zurecht, hatte aber auch Probleme im Offensivspiel der eigenen Mannschaft. Seine Fähigkeiten als Spielmacher und Organisator im Angriff wurden dort teilweise zu stark eingebunden, während andere Fähigkeiten wie beispielsweise seine Ballbehauptung in engen Räumen, seine intelligenten Pässe aus diesen heraus und seine kreativen Pässen teilweise nicht ordentlich eingebunden wurden.
Vom reinen Fähigkeitsprofil ist Diego natürlich ein klassischer Zehner, was ihn auch in diese leicht paradoxe Bredouille brachte. Er verfügt über eine tolle Ballkontrolle, ist technisch herausragend, kann hervorragende Pässe spielen, kann aus fast allen Situationen Gefahr und Kreativität erzeugen, desweiteren verliert er mit Ball am Fuß kaum Dynamik und besitzt zwar nur wenig Geschwindigkeit über längere Distanzen, dafür aber einen guten Antritt auf den ersten Metern und kann den Ball schnell bewegen.
Doch um als klassische Zehn zu spielen passen seine Fähigkeiten bei den meisten Mannschaften und Gegnern nicht mehr optimal in den aktuellen Fußball. Als dauerstrukturierender Spieler muss er sich entweder weit zurückfallen und büßt dann seine Fähigkeiten in engen Räumen, der Ballbehauptung unter Druck und den tödlichen Pässen ein. Als Sechser oder Achter wäre er zwar durchaus denkbar, doch hier gibt es natürlich Fragezeichen hinter seiner Defensivstärke, seiner Defensivwilligkeit und seinem defensiven Stellungsspiel, weswegen er bislang auch nicht dort eingesetzt wurde. Eine beinahe ideale Rolle für den Kompaktheitsfußball der letzten Jahre hat ihm aber Dieter Hecking gebastelt.
Diego, der dribbelnde Nadelspieler
So hatte Diego wohl seine beste Partie in den letzten eineinhalb Jahren nicht etwa auf der Zehnerposition gegen ein schwaches Team, sondern als einrückender Linksaußen gegen Lucien Favres starke Gladbacher, als er in der letzten Rückrunde ein Tor erzielte und zwei weitere vorbereitete. Auf dieser Position kann man Diegos Fähigkeiten wohl am vielfältigsten einbauen.
Im Aufbauspiel kann er sich etwas zurückfallen lassen und das Mittelfeld unterstützen, im defensiven Halbraum hilft er dann den beiden Sechsern. Weiter vorne agiert er ebenfalls etwas mittiger, öffnet dadurch fast automatisch dem Außenverteidiger hinter sich Räume und hat ihn als Anspielstation. Gleichzeitig orientiert sich Diego dann zentraler, hat die Möglichkeit in den Zehnerraum zu gehen, dort mit einem Mitspieler in engem Raum zu kombinieren und aus diesem heraus dann kreative Pässe zu spielen.
Immer wieder konnte Wolfsburg dadurch Überladungen erzeugen und mit Maximilian Arnold als ausweichendem und balancegebendem Zehner entstanden einige Synergien. In manchen Spielen spielte er sogar auf dem rechten Flügel, wie zum Beispiel gegen Gladbach in dieser Saison oder auch gegen den 1. FC Nürnberg. Gegen Hannover verlor Wolfsburg sogar nach einer Stunde die Spielkontrolle und war weniger dominant als zuvor, weil Diego wegen der Auswechslung Arnolds in die Mitte ging.
Nichtsdestotrotz gab es natürlich auch viele Spiele mit Diego auf der Zehn, wo der Brasilianer seine Position hervorragend erfüllte; nicht nur vor einigen Jahren, sondern auch beim VfL Wolfsburg. Darum wird es auch interessant zu sehen, wo genau ihn Diego Simeone bei Atlético Madrid einplanen wird.
Was bringt Diego Atlético Madrid?
Bedenkt man Diegos Rolle beim VfL Wolfsburg, so ist natürlich der erste Gedanke wieder ein Einsatz auf dem Flügel. Das klingt auf den ersten Blick zwar wenig intuitiv, doch Atléticos System und das Spiel der Flügelstürmer würde theoretisch wohl gut zu Diego passen. Bei den Rojiblanco agieren die offensiven Außen einrückend in der Offensive, bewegen sich immer wieder in die Halbräume und versuchen möglichst viele Verbindungen herzustellen. Koke und Arda Turan sind hierbei meistens die Stammspieler, beide kombinieren viel über die Sechser und Flügel, versuchen dann aber Diego Costa und Raul Garcia oder dessen Konkurrent David Villa in der Mitte anzuspielen.
Diese Rolle könnte Diego ebenfalls übernehmen. Er erfüllt die Anforderungen ähnlich wie Koke und Arda Turan, ist nicht ganz so spielintelligent und erfolgsstabil wie Ersterer und nicht so durchschlagend und stark in seinen Flügelläufen wie Arda Turan. Doch dafür ist er womöglich ein sogar noch besserer Dribbler, obwohl beide in dieser Disziplin sehr gut sind. Dies mag gewagt klingen, doch Diego ist rein statistisch, wie schon in den Artikeln zum Dribbling erwähnt, einer der besten Spieler Europas. Bei der Dribblingerfolgsquote lag er in dieser Saison zum Beispiel zusammen mit Diego Perrotti und Lionel Messi als einer von drei Akteuren über 75%.
Allerdings wäre es auch möglich, dass Diegos Transfer eine kleine Veränderung bei den Madrilenen einleitet.
Ein kleiner Philosophiewechsel bei Atlético?
In der Hinrunde hatte Atlético in nur drei von 19 Spielen mehr als 55% Ballbesitz. Sie konzentrierten sich auch gegen vorwiegend kleinere Mannschaften auf das Konterspiel und ihr 4-4-1-1/4-4-2, das zu großer Durchschlagskraft führte. Dieser Trend ist allerdings nicht mehr so klar erkennbar. Die Gegner scheinen tiefer und konservativer zu spielen, man überlässt Atlético mehr Raum und mehr Ball; in zwei von vier Spielen in der Rückrunde hatten die Hauptstädter schon über 55%. In Anbetracht dieser Veränderung könnte Diego gegen tiefstehende Gegner womöglich als offensiver Sechser oder eben als Zehner einsetzbar sein, um mehr Kreativität, mehr Stabilität in der Ballzirkulation und mehr Durchschlagskraft beim Beenden von Angriffen zu erzeugen.
Es ist dieser Aspekt an diesem Transfer, welcher ihn so interessant macht. Sollte Simeone Diego als Kreativ- und Nadelspieler gegen die vermehrt tiefen und kompakten Gegner sehen, dann könnte dies im Meisterschaftskampf dafür sorgen, dass Atlético gegen die großen Zwei Spaniens bis zum Ende dranbleibt. Und wer weiß, womöglich könnte Diego mit seiner individuellen Klasse sowohl vom Flügel als auch auf der Zehn gegen Real und Barcelona den Unterschied machen.
Rene Maric, abseits.at
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