Transfers erklärt: Darum wechselte Asier Illarramendi zu Real Madrid
Spanien 18.Juli.2013 Rene Maric 1
Wie schon in der vergangenen Winterpausen gehen wir in dieser Rubrik auf einzelne fixe Transfers zumeist größerer Vereine ein, wo die Hintergründe und Motive beleuchtet werden. Wieso holt eine Mannschaft diesen Spieler? Wer ist dieser Spieler überhaupt? Was erwartet sich sein neuer Verein von ihm? Kann er die Erwartungen in seinem neuen Verein erfüllen?
Diese Fragen sollen hauptsächlich beantwortet werden. Auch die taktische Perspektive soll nicht zu kurz kommen, immerhin ermöglicht ein neuer Spieler oftmals eine Vielzahl neuer Kombinationen und Synergien, die ebenfalls kurz erläutert werden sollen.
In dieser Ausgabe blicken wir auf den nächsten spanischen U21-Star, der zu Real Madrid wechselt.
Asier Illarramendi – die pure Spielintelligenz
Er stand im Schatten von Isco und Thiago Alcantara – doch nicht nur in deren, sondern auch in dem vom dominierenden Innenverteidiger Inigo Martinez, vom später in die Stammelf gerutschten Spielgestalter Koke, vom nahezu fehlerfreien Linksverteidiger Alberto Moreno oder auch von Barcelonas Martin Montoya als offensiver Rechtsverteidiger. Kurzum: Wegen der vielen starken Leistungen der Spanier priesen nur wenige Illarramendi so sehr, wie es der Sechser von Real Sociedad verdient hätte.
Dabei war er offensiv wie defensiv ein Schlüsselspieler für den Europameister. Im Offensivspiel kurbelte er das Aufbauspiel an. Entweder bot er sich selbst im Spielaufbau als primärer Ballzirkulator auf der Sechs an und bespielte die offenen Räume in der Offensive, oder er öffnete für Thiago, Koke und Isco Räume, damit diese das übernehmen konnten. Noch wichtiger war aber seine Rolle, wenn der Ball sich bereits in der gegnerischen Hälfte befand.
Ilarramendi verfügt über ein herausragendes Gespür, wann seine Mitspieler Unterstützung benötigen und wie er ihnen diese bietet. Er bietet sich instinktiv und hochintelligent an, um ihnen eine sichere Anspielstation zu ermöglichen, wodurch sie sich des Balles entledigen können. Danach bespielt er strategisch geschickt offene Räume, verlagert das Spiel und zwingt den Gegner zum Verschieben. Oftmals bereitet er dadurch gar Abschlussmöglichkeiten indirekt vor, da die Passempfänger in den offenen Räumen schnelle Angriffe einleiten können, die zu Torchancen führen.
Gelegentlich stößt Illarramendi auch in die Spitze, damit sich in seinem Rücken Räume auftun und seine Gegenspieler nach hinten gezogen werden, was wiederum ebenfalls das Leben der Superstars um ihn herum erleichtert. Diese können sich dann in den entstehenden freien Raum bewegen und mit mehr Zeit am Ball das Spiel aufbauen. Auch defensiv agiert Illarramendi ähnlich.
Er füllt offene Räume sehr gut und verhindert schnelle Konter der Gegner. Er sperrt auch sehr gut die Passoptionen des gegnerischen Teams ab und drängt durch seine konstant gute Positionierung die gegnerischen Angriffe in ungefährliche Zonen ab; ähnlich wie es auch Xabi Alonso versucht, aktuell bei Real Madrid auf Illarramendis Idealposition Stammspieler.
Der weniger dominante Xabi Alonso?
Diesen Xabi Alonso soll der Neuzugang aus dem Baskenland wohl während dessen Verletzungspause ersetzen und langfristig als Ersatz aufgebaut werden. Dabei muss allerdings bedacht werden, dass sie keineswegs die gleichen Spielertypen sind. Xabi Alonso definiert sich über seine langen Bälle, das Überwinden von Räumen und das Überbrücken von bestimmten Zonen. Defensiv setzt er auf seine starke Physis und Aggressivität. Ilarramendi beschränkt sich im Spielaufbau auf viele Kurzpässe, das geschickte Kombinationsspiel mit seinen Mitspielern und ist idealerweise Teil eines ballbesitzorientiertes Spiel, welches Real unter Mourinho nicht wirklich verfolgte.
Auch Luka Modric konnte seine Klasse nicht völlig entfalten, weil er von den langen Bällen Alonsos, die das Erzeugen von vielen Umschaltmomenten auf beiden Seiten nach sich ziehen, nahezu erdrückt wurde. Eine ordentliche Rollenverteilung und seinen idealen Platz in der mannschaftlichen Staffelung im Offensiv- wie Defensivspiel fand Modric erst gegen Saisonende.
Nach der Rückkehr könnte so etwas auch Illarramendi durchaus blühen. Darum könnte es für ihn wichtig sein, dass er sich während der Abstinenz Alonsos als Stammspieler auf dessen Position etabliert; womöglich könnte nicht nur er davon profitieren, sondern auch Spieler wie Casemiro, Isco oder Khedira. Letzterer könnte aber auch darunter leiden, da er sich in der Meistersaison vor einundeinhalb Jahren mit seinem box-to-box-Spiel phasenweise als idealer Partner für Alonso zeigte. Ihm kam das erzwungene Hin und Her teilweise sogar entgegen.
Wie kann sich Illarramendi eingliedern?
In einer Raute oder einer Tannenbaumformation mit angepasster Rollenverteilung könnten Ilarramendi, Alonso und Modric allerdings auch koexistieren. Durch die numerische Überzahl im Zentrum und die hohe Spielintelligenz könnte sich der Kampf um die zweiten Bälle im zweiten Drittel einfacher gestalten, die langen Bälle Alonsos würden dabei dosierter und nur in bestimmte Zonen kommen, beispielweise als klassische Seitenwechsel auf ausweichende Mittelstürmer oder aufgerückte Außenverteidiger, oder als lange Bälle in die Spitze.
Dann könnten Ilarramendi und Modric als defensivstarke Balancegeber in einem Tannenbaum-System eine Schlüsselrolle einnehmen. Nichtsdestotrotz muss abgewartet werden, wie die Spielweise in der Praxis aussehen wird und was genau Ancelotti plant. Bei einem 4-2-3-1 mit Modric und Ilarramendi miteinander oder neben Alonso im zentraldefensiven Mittelfeld dürfte die genaue Spielphilosophie in Offensive und Defensive den Ausschlag über Erfolg und Misserfolg der jeweiligen Konstellationen geben.
Ansonsten müsste Ilarramendi sich insbesondere körperlich weiterentwickeln, um bei Fortführung der aktuellen Spielweise sein Potenzial einbringen zu können. Wegen des Trainerwechsels erscheint aber eine formative und systemische Veränderung ohnehin wahrscheinlich.
Trotz des enormen Potenzials Illarramendis stellen die kolportierten 38,9 Millionen Euro also ein großes Risiko dar. Aber selbst wenn Ilarramendi scheitern sollte, darf der Versuch einer solchen Integration nicht negativ gewertet werden. Real Madrid versucht das Füllen ihres Lochs im Zentrum nicht durch einen großen Namen zu lösen, sondern durch einen spielintelligenten und medial unterbewerteten Akteur zu lösen.
Ein Spanier, der mit seinem Fähigkeitenprofil als Prototyp für den spanischen Fußball steht – und wohl auch nur in Spanien und für Real Madrid annährend 40 Millionen kosten kann. Und eigentlich verbietet diese Konstellation irgendwo schon ein Scheitern.
René Maric, www.abseits.at
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