Transfers erklärt: Darum wechselte David Villa zu Atlético Madrid!
Spanien 22.Juli.2013 Rene Maric 2
Wie schon in der vergangenen Winterpausen gehen wir in dieser Rubrik auf einzelne fixe Transfers zumeist größerer Vereine ein, wo die Hintergründe und Motive beleuchtet werden. Wieso holt eine Mannschaft diesen Spieler? Wer ist dieser Spieler überhaupt? Was erwartet sich sein neuer Verein von ihm? Kann er die Erwartungen in seinem neuen Verein erfüllen?
Diese Fragen sollen hauptsächlich beantwortet werden. Auch die taktische Perspektive soll nicht zu kurz kommen, immerhin ermöglicht ein neuer Spieler oftmals eine Vielzahl neuer Kombinationen und Synergien, die ebenfalls kurz erläutert werden sollen.
In dieser Ausgabe blicken wir auf zwei Barcelona-Stars, die in den letzten Jahren aufgrund körperlicher Probleme eine schwere Zeit in ihrer Karriere erlebten. Beide verlassen den FC Barcelona mehr oder weniger unfreiwillig und suchen bei einem kleineren Verein die Rückkehr zu alter Stärke. Im zweiten Artikel blicken wir auf den Abgang David Villas.
David Villa– Spanier, Rekordschütze, 31, sucht Stammplatz
Vor drei Jahren holte David Villa als einer der Schlüsselspieler der spanischen Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft. Im Folgejahr holte er als umfunktionierter Mittelstürmer auf der Linksaußen-Position Champions League und Meisterschaft. Das ist erst zwei Jahre her. Seitdem hat sich viel verändert. Aus einem der besten Stürmer der Welt wurde ein von Verletzungen geplagter Spieler, der für viele weit weg von seinem optimalen Leistungsvolumen ist. Aus einem Schlüsselspieler für jene Mannschaften, die von vielen als beste Nationalmannschaft und beste Vereinsmannschaft aller Zeiten gesehen werden, wurde ein Schnäppchen.
Aktuell bezahlt das hoch verschuldete Atlético nur 2,1 Millionen Euro für den 31-Jährigen. Bleibt Villa auch in der darauffolgenden Saison in Madrid, werden weitere zwei Millionen Euro fällig. Spielt der Angreifer auch noch eine dritte Saison bei den Madrilenen, zahlen diese eine weitere Million an Barcelona – insgesamt würden die Katalanen also auf eine Summe von 5,1 Millionen Euro kommen. Zusätzlich sicherte sich der aktuelle spanische Meister 50% der Ablöse bei einem möglichen Weiterverkauf.
Das ist eine geringe Summe für einen Spieler von Villas Klasse und Potenzial. Nicht umsonst wurde er von den Atlético-Fans begeistert empfangen. Obwohl Villa seit seinem Beinbruch in der Saison 2011/12 kein Stammspieler beim FC Barcelona war, zeigte er hervorragende statistische Werte. In 28 Einsätzen (16 in der Startelf) in der Primera Division kam er auf 16 Scorerpunkte (zehn Tore, sechs Vorlagen). In seinen vier 90-Minuten-Einsätzen verbuchte er fünf Scorerpunkte; rechnet man sämtliche Scorerpunkte auf pro 90 Minuten auf, so konnte er alle 88 Minuten scoren. Ein hervorragender Wert.
Beim FC Barcelona spielte er dennoch keine Rolle. Seine Dynamik ist nicht mehr auf früherem Niveau, zu oft kommt er nicht mehr rechtzeitig in die Tiefe oder von Außen in die Mitte, um zu seinen gefährlichen Abschlüssen anzusetzen. Außerdem werden ihm interne Streitigkeiten mit Lionel Messi nachgesagt – wobei man auf solche Gerüchte nie zu viel geben sollte. Viel eher dürfte ein logischer taktischer Grund hinter diesen Gerüchten stehen: Villa ist gelernter Mittelstürmer und Villa erhielt eine tororientierte Rolle als Außenstürmer im System des FC Barcelona.
Naturgemäß werden Messi und Villa sich dann gelegentlich in ähnlichen Räumen positionieren und sich behindern oder einer sucht den Abschluss, obwohl der andere mitgelaufen und ähnlich gut oder besser postiert wäre. Eine Entscheidung im Spielverlauf zu bemängeln und dies bei einem Spieler öfter zu tun, als bei einem anderen, zeugt nicht von Streitigkeiten. Und womöglich waren es diese taktisch antagonistischen Bewegungen, die eine Rückkehr Villas in die Stammelf verhindern, als dieser wieder fit war.
Neuer Verein, schweres Erbe
Nun wechselt er zu Atlético Madrid, wo er Falcao als Mittelstürmer beerben könnte. Die Madrilenen spielten zumeist in einem 4-2-3-1 oder einem 4-4-1-1, in welchem Falcao, der nun beim AS Monaco kickt, als vorderster Spieler agierte. Allerdings muss hinterfragt werden, ob Villa eine solche Rolle einnehmen kann. Atlético konzentriert sich im Angriff vorrangig aufs Konterspiel.
Falcao vereinte hierbei die idealen Fähigkeiten: Herausragend in der Luft, stark in der Ballbehauptung, extrem gut im Abnehmen von Flanken und Lochpässen, eiskalt im Abschluss und schnell. Körperlich ist er wohl durchsetzungsfähiger als Villa. Villa könnte allerdings, wenn er fit und einigermaßen dynamisch sein sollte, das Spiel noch fokussierter auf Lochpässe und Konter mit Flachpässen gestalten. Der Asturier ist gut im Kombinationsspiel, besitzt einen starken, ansatzlosen Schuss und ist in Topform (2010) wohl auf fast gleichem Niveau wie Falcao.
Allerdings könnte es auch sein, dass Villa verstärkt über den linken Flügel kommt. Adrian konnte sich dort keinen unumstrittenen Stammplatz erobern, wurde aber einige Male von Diego Simeone als verkappter Mittelstürmer eingesetzt. Immer wieder kam er aus der Tiefe und versuchte Falcao zu unterstützen. Eine solche Rolle könnte Villa liegen, er brillierte einst in einer ähnlichen Rolle, wenn auch aus höherer Grundposition heraus.
Alternativ wäre eine Umstellung auf ein klareres Zwei-Stürmer-System oder ein erneuter Bankplatz Villas eine Option. Weil die Ablöse so gering war, könnte Atlético durchaus noch die eine oder andere namhafte Verpflichtung für die Position des Mittelstürmers in petto haben. Am wahrscheinlichsten erscheint dennoch eine bewegliche Sturmfront aus den zwei Neuzugängen David Villa und Leo Baptistao, der von Rayo Vallecano kommt.
Für die Rolle des einrückenden und unterstützenden Linksaußen wurde der Portugiese Pizzi zurückgeholt, der bei Deportivo La Coruna immerhin auf beachtliche 15 Scorerpunkte in der Liga kam. Bedenkt man, dass La Coruna eine der schwächsten Mannschaften war und in die Segunda Division abgestiegen ist, könnte sich Pizzi gar dort noch unter Wert verkauft haben. Mit Villa könnte er im Spielverlauf die Positionen wechseln und Coach Diego Simeone damit neue Möglichkeiten geben.
Rene Maric, abseits.at
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