Wie schon in der vergangenen Winterpausen gehen wir in dieser Rubrik auf einzelne fixe Transfers zumeist größerer Vereine ein, wobei die Hintergründe und Motive... Transfers erklärt: Darum wechselte Isco zu Real Madrid!

Real MadridWie schon in der vergangenen Winterpausen gehen wir in dieser Rubrik auf einzelne fixe Transfers zumeist größerer Vereine ein, wobei die Hintergründe und Motive beleuchtet werden. Wieso holt eine Mannschaft diesen Spieler? Wer ist dieser Spieler überhaupt? Was erwartet sich sein neuer Verein von ihm? Kann er die Erwartungen in seinem neuen Verein erfüllen?

Diese Fragen sollen hauptsächlich beantwortet werden. Auch die taktische Perspektive soll nicht zu kurz kommen, immerhin ermöglicht ein neuer Spieler oftmals eine Vielzahl neuer Kombinationen und Synergien, die ebenfalls kurz erläutert werden sollen.

In dieser Ausgabe blicken wir auf den neuen Superstar von Real Madrid, das den besten Spieler der U21-Europameisterschaft verpflichten konnte.

Isco Rodriguez – Ein kommender Weltfußballer?

Gemeinsam mit Thiago Alcantara begeisterte Isco bei der U21-Europameisterschaft die Massen. Folgerichtig wurde er noch vor dem heiß umworbenen Thiago zum Spieler des Turniers gewählt, was letztlich auch dafür sorgte, dass mehrere Topvereine Interesse bekundeten – von Borussia Dortmund über Manchester City bis Real Madrid, die letztlich den Zuschlag erhielten. Die 30 Millionen Euro wirken dabei fast wie ein Schnäppchen, denn Isco besitzt durchaus das Potenzial, eines Tages Weltfußballer zu werden.

Es gibt allerdings zwei Gründe, wieso er „nur“ 30 Millionen Euro kostete. Ein Grund war natürlich die Ausstiegsklausel von 36 Millionen Euro, welche für Malaga die oberste Verhandlungsbasis darstellte. Der zweite Grund waren die allseits bekannten Finanzprobleme des hochverschuldeten CL-Viertelfinalisten, die wegen ihrer Probleme und dem Financial Fair Play zwischenzeitlich gar aus den europäischen Wettbewerben ausgeschlossen wurden. Isco wollte unbedingt weg, ebenso wie andere Spieler, außerdem muss der Verein mit weiteren finanziellen Einbußen rechnen.

Ein letzter Grund könnte vielleicht auch die Furcht der englischen Vereine sein, dass sich Isco nicht in der englischen Liga zurechtfinden könnte; auch wenn Silva, Mata und Cazorla trotz noch größerer körperlicher Unterschiede das Gegenteil bewiesen. Allerdings ist Isco trotz seiner Klasse nicht der Effektivste, Effizienteste und Konstanteste.

In der vergangenen Saison kam er in der Liga auf zehn Scorerpunkte, dabei allerdings nur eine Vorlage. Insgesamt hatte er lediglich eine Quote von einem Scorerpunkt pro 305 Minuten.

Zum Vergleich: Mesut Özil brauchte vor seinem Wechsel zu Real Madrid in gleichem Alter 99,8 Minuten für einen Scorerpunkt, bei den Königlichen in der nächsten Saison waren es 101,8 Minuten.

Messi benötigte in gleichem Alter gar nur 83,25 Minuten, in der nächsten Saison dann nur 74 Minuten. Bei Juan Mata waren es im gleichen Alter ebenfalls nur 108 Minuten bei Valencia, die damals ungefähr auf einer Leistungsstufe wie Malaga in dieser Saison waren (und in der Folgesaison kam Mata auf 184 Minuten).

Nichtsdestotrotz dürfte Isco in Zukunft die Vorschusslorbeeren erfüllen; immerhin steht er erst am Anfang seiner Entwicklung. Sein Instinkt für gruppentaktische Situationen ist hervorragend, seine Technik nahezu perfekt und seine Ballbehandlung bereits jetzt auf Weltklasseniveau. Kombiniert er dies mit einer konstanteren Leistung (in der Champions League war er auch in puncto Scorerpunkte sehr effektiv), könnte er sehr wohl einen Stammplatz im Starensemble der Madrilenen erobern. Unter Carlo Ancelotti gäbe es womöglich auch eine formative Veränderung, in die er ideal hineinpassen könnte.

Ancelotti lässt sehr variabel spielen, bevorzugt zumeist drei bis vier unterschiedliche Formationen. Eines davon ließ er bei Milan sehr erfolgreich spielen: Das 4-3-1-2 (Mittelfeldraute). In dieser Anordnung könnte Isco als Zehner mit Özil rotieren oder als Halbläufer in der Mittelfelddreierreihe. Bei Milan baute Ancelotti mit den Jahren diese Raute zu einem Tannenbaum um und war einer der ersten, der das 4-3-2-1 nutzte.

Hier könnte Real mehrere unterschiedliche Varianten nutzen: Isco könnte mit Özil eine „Doppelzehn“ hinter Cristiano Ronaldo bilden, Isco könnte mit Cristiano Ronaldo hinter einem anderen Mittelstürmer agieren oder er könnte wieder auf die Halbpositionen rücken. Bei Malaga spielte Isco schon als defensiv stark eingebundener Flügelspieler, als Achter in einem 4-1-4-1 oder defensiv mitarbeitender Zehner im 4-2-3-1.

Auch eine 4-2-2-2-Formation, wie sie Ancelotti bei PSG spielen ließ, oder das bisher genutzte 4-2-3-1 der Madrilenen kann er bespielen. Obwohl er bei Letzterem wohl die größte Konkurrenz hätte, da er auf rechts und zentral in den spezifischen Rollen gegen Özil und Di Maria durchaus Probleme bekommen könnte, sich konstante Einsatzzeiten zu sichern.

Viel wird auch sicherlich davon abhängen, ob noch weitere Spieler kommen. Bei den Madrilenen gibt es Gerüchte um weitere Zugänge, unter anderem auch Zlatan Ibrahimovic, Gareth Bale und Asier Ilarramendi. Ancelotti steht mit Isco ein variabler Spieler zur Verfügung; sollte es auch beim 4-2-3-1 bleiben, könnte Isco mit Carvajal auf rechts oder als Rotationsspieler für alle Positionen der offensiven Dreierreihe eine wichtige Rolle übernehmen.

Seine einzige wirkliche Schwäche neben bislang mangelnder Effektivität und Konstanz ist die Endgeschwindigkeit – was aber eine Stärke für Real werden könnte. Durch Iscos hervorragende Fähigkeiten am Ball und in der Gruppentaktik wäre er potenziell ein toller „Nadelspieler“, dessen kleine Mängel durch seine Rolle kaschiert würden.

Wie Iniesta bei Barcelona (der zwischen 21 und 24 Jahren noch deutlich mehr Minuten für einen Scorerpunkt benötigte, als Isco aktuell) wäre er nicht für den letzten Pass oder den Abschluss eingesetzt, sondern zum Sichern der Ballzirkulation, zur Ballbehauptung in engen Räumen und der Weiterleitung in offene Räume, wenn sich der Gegner um ihn herum zusammenzieht.

Auf diese Art und Weise sorgt Iniesta bei Barcelona für Raumgewinn und macht „Assist-Assists“. Isco könnte bei Real eine solche Rolle übernehmen und langfristig in der spanischen Nationalmannschaft in die Rolle Iniestas hineinwachsen – dann ist auch letztlich egal, auf welcher Position er dies tut.

Rene Maric, abseits.at

Rene Maric

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