Jeden Sonntag wollen wir in dieser neuen Serie einen Blick in die Vergangenheit werfen: Wir spielen sozusagen einen Zuckerpass in den Rückraum und widmen... Wiederholung in Zeitlupe (4) – Cristiano Ronaldos 100er (KW15)

Jeden Sonntag wollen wir in dieser neuen Serie einen Blick in die Vergangenheit werfen: Wir spielen sozusagen einen Zuckerpass in den Rückraum und widmen uns kurz und bündig legendären Toren, Spielen, Fußballpersönlichkeiten, Ereignissen auf oder neben dem Platz und vielem mehr. Wir wollen Momente, Begebenheiten, Biografien – im Stile von Zeitlupenwiederholungen aus dem TV nochmals Revue passieren lassen. Gedanken machen wir uns dabei über Vergangenes, das in der abgelaufenen Kalenderwoche stattgefunden hat. Heute erinnern wir an jenen Tag, heute vor 4 Jahren, als Cristiano Ronaldo als erster Spieler die 100 Tore-Marke in der Champions League knackte …

Eine magische Nacht

An diesem 18. April 2017 wirkte er leicht nervös: Zwar stand CR7 topfit und braun gebrannt wie immer im Tunnel des Bernabeu Stadions, doch in seinem Inneren dürfte es anders ausgesehen haben, wie seine Augen verrieten.

Schon eine Woche zuvor hatte er beim 2:1-Sieg gegen den FC Bayern in München als erster Spieler insgesamt 100 Tore in UEFA-Klubwettbewerben geschossen und das, obwohl die Fußballwelt zuvor dachte, der Portugiese müsse sich noch etwas gedulden um die magische Anzahl zu erreichen. Doch Ronaldo belehrte alle eines Besseren: Bei seinem 100. Champions League-Treffer sah Bayern-Verteidiger Jérome Boateng nicht allzu gut aus. Der gebürtige Berliner ließ dem Stürmer zu viel Platz, Philipp Lahm war im Kopfballduell um 17 Zentimeter benachteiligt und der Stadionsprecher konnte verkünden: „Gol de Cristiano…“. Das Publikum war nicht zu bremsen, Ronaldo auch nicht. Er erzielte in diesem Viertelfinalrückspiel einen Hattrick: Nach seinem Kopfballtreffer kam er im Strafraum völlig frei zum Schuss und musste schließlich nach einem schönen Solo von Marcelo nur mehr ins Tor einschieben.

Insgesamt hatte Ronaldo die Madrilenen mit fünf Toren in Hin- und Rückspielen gegen die Bayern fast alleine ins Halbfinale geschossen. Dabei war das Viertelfinalrückspiel erst in der 55. Minute so richtig spannend geworden, als Robert Lewandowski einen Foulelfmeter zum 1:0 für die Münchner verwandelt. Nach Ronaldos erstem Treffer, wahrte Sergio Ramos durch ein unglückliches Eigentor die Chance der Roten. Es ging in die Verlängerung und CR7s Torgala folgte. Marco Asensio setzte schließlich mit dem 4:2 den Schlusspunkt unter einer legendäre Fußballnacht.

Der Rekordtorschütze gab sich nach dem Spiel bescheiden: „Das Team war gut. Wir haben gut gespielt und natürlich bin ich sehr zufrieden mit den Toren.“ Aufmerksamen Zuschauern war jedoch aufgefallen, wie der Portugiese nach seinem ersten Treffer den Finger auf den Mund legte. Zwei Tage nach dem Spiel erklärte Ronaldo seine Geste damit, dass er die Fans auf diese Art aufgefordert hätte, ihn nicht mehr auszupfeifen, schließlich würde er immer sein Bestes geben.

Mittlerweile hält der seit 2018 für Juventus Turin stürmende Ronaldo in der ewigen Torjägerliste der Champions League bei 134 Treffern. Hinter ihm liegt Lionel Messi mit 120 Treffern, gefolgt von Robert Lewandowski mit „nur“ 73 Toren. Der Portugiese hat zwar mehr Tore als der Argentinier erzielt, Messi hat jedoch eine höhere Spiel-Tor-Quote. Ronaldo kann jedenfalls zugutegehalten werden, dass er seine Treffer für drei verschiedene Verein erzielt hat und mit zwei verschiedenen Klubs den Henkelpott gewinnen konnte. Trotzdem scheint der Europameister von 2016 immer noch vor Ehrgeiz förmlich zu brennen.

Wenn man an jene Nacht vor vier Jahren zurückdenkt, darf man dabei nicht vergessen, dass ein weiterer großer Fußballer seiner Zeit seinen Abschied von der internationalen Fußballbühne feierte: Xabi Alonso wurde für Thomas Müller ausgewechselt und wusste, dass dies wohl sein letzter CL-Auftritt war. Der Mittelfeldspieler hatte vor seiner Zeit bei Bayern fünf Jahre lang in Madrid gekickt und beendete nach der Saison seine Spielerkarriere. Auch er hatte mit Real einmal den CL-Titel geholt, Ronaldo vier Mal.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag