Real Madrid erzielte in der Ligasaison 2010/11 einundneunzig Treffer, gewann drei Viertel seiner Spiele, insgesamt elf Ligaspiele mit mindestens drei Toren Differenz, stellt aller Voraussicht nach den Torschützenkönig – und wird trotzdem nicht Meister. Bei aller Überlegenheit des FC Barcelona: Wieso kann das Starensemble von Jose Mourinho nicht ebenso unwiderstehlich, nahezu fehlerfrei spielen wie die Katalanen?
Cristiano Ronaldo spielt die effektiv beste Saison seiner Karriere. Der 26jährige Portugiese erzielte bisher in 32 Ligaspielen 36 Tore und überbot damit seinen Topwert bei Manchester United aus der Saison 2007/08 in der er 31 Tore in 34 Premier-League-Spielen erzielte. Inklusive Champions League und Copa del Rey kommt Ronaldo in der laufenden Saison sogar auf 49 Tore. Alleine sieben Tore erzielte in den letzten beiden Ligaspielen gegen Getafe und Sevilla. Mit einem solchen Spieler in seinen Reihen muss man ja eigentlich – trotz unnötiger Niederlagen gegen Osasuna, Saragossa und Gijon – Meister werden!?
WENIGER GEGENTORE BEIM FC BARCELONA
Doch der FC Barcelona bestach durch höhere Leistungsdichte als Real Madrid. Zwar gelangen Topscorer Messi „nur“ 31 Saisontreffer, doch auch David Villa (18) und Pedro Rodríguez (13) scheinen in den oberen Regionen der Torschützenliste auf. Zudem kassierte der FC Barcelona im Laufe der bisherigen 36 Spiele um elf Tore weniger als Real Madrid, was sicher auf die eingespielte Abwehr zurückzuführen ist: Piqué und Dani Alves gelten als Dauerbrenner, ebenso wie Sergio Busquets, der vor der Abwehr untypisch für einen 22jährigen sehr routiniert und ballsicher agiert. Dazu kommen Maxwell, Abidal und Puyol, ebenfalls Spieler mit Anspruch auf einen Stammplatz – doch egal wer beim FC Barcelona in der Verteidigung auflief: Meistens funktionierte die Konstellation. Was sicher auch mit dem überlegenen Passspiel des FCB im Mittelfeld zusammenhängt.
BAD BOYS IN DER REAL-ABWEHR
Ähnliche Situation bei Real Madrid: Mit Ricardo Carvalho, Marcelo und Sergio Ramos waren drei Abwehrspieler fast über die ganze Saison hinweg gesetzt, um den weiteren Platz stritten sich mit Pepe, Raul Albiol und Arbeloa drei Konkurrenten. Feiner Unterschied zum FC Barcelona: Im Laufe der 36 Ligaspiele mussten Real-Abwehrspiele sechsmal mit Gelb-Rot oder Glatt-Rot vom Platz. In drei von sechs Fällen gewann Real schließlich das Spiel nicht. Die Abwehr des FC Barcelona musste im Laufe der Saison nur eine gelb-rote Karte für Gerard Piqué im Auswärtsspiel bei Getafe hinnehmen – Barca gewann das Spiel dennoch mit 3:1.
ZAUBERWORT KONTINUITÄT
Barcelona feiert dieser Tage also den dritten Meistertitel in Serie und in Madrid überlegt man, wie man sich in der kommenden Saison wieder auf den Platz an der Sonne zurückhieven kann. Dass die Mannschaft außergewöhnliche Qualitäten hat, ist unbestritten. Auch die Fähigkeiten des selbsternannten Trainergottes Mourinho sind unbestritten. Doch 2011/12 wird es für Real Madrid vorallem darauf ankommen Kontinuität walten zu lassen, das nervöse Madrider Publikum nicht zwanghaft mit weiteren großen, teuren Namen abzukühlen, sondern das ohnehin fantastisch besetzte Team weiterarbeiten zu lassen. Im Sommer 2010 wurden sieben Neuzugänge ins Team integriert und der Klub hatte zehn Abgänge zu verschmerzen. Ahnliches Schauspiel im Sommer 2009: Damals holte Real acht Neue und ließ inklusive junger Leihspieler gleich 14 Spieler ziehen. Diese hohe Spielerfluktuation muss aufhören, um Real wieder zu DER Mannschaft Spaniens zu machen. Das Team braucht im Sommer 2011 punktuelle Verstärkungen, einen breiten Kader und vorallem Eingespieltheit!
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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