Mittlerweile haben alle fünf großen Ligen ihre Spielpläne veröffentlicht und der Saisonstart steht zumindest in England und Frankreich unmittelbar bevor. Viele Leute denken, dass... Spielplananalyse der Top-5-Ligen 2016/17

Europa Landkarte KontinentMittlerweile haben alle fünf großen Ligen ihre Spielpläne veröffentlicht und der Saisonstart steht zumindest in England und Frankreich unmittelbar bevor. Viele Leute denken, dass die Spielpläne heutzutage zufällig durch einen Computer bestimmt werden. Dies ist auch zum Teil zutreffend, aber nicht völlig. Um einen Einblick auf den Einflussfaktoren Vermarktung und Fernsehsender zu gewinnen, anhand der die Spielpläne erstellt werden, wird mit diesem Artikel analysiert, wann es warum zu den Topspielen in den jeweiligen Ligen kommt und wer wann in der Saison starke Gegner hat.

Die Ligue 1 veröffentlichte ihren Spielplan bereits am 1. Juni. Außerdem im Juni gaben die Premier League (15. Juni) und die Bundesliga (29. Juni) ihre Termine bekannt. Relativ spät machten Primera Divsión (15. Juli) und Serie A (22. Juli) die Ansetzungen publik. Die späten Daten der beiden letztgenannten erklären sich u.a. dadurch, dass noch bis zum 9. (Serie A) und 18. Juni (Primera Divisón) die Aufstiegsplayoffs stattfanden. Doch welche Faktoren spielen überhaupt eine Rolle bei der Spielplanerstellung?

Einflussfaktoren

Fernsehsender haben Einfluss, aber auch die Ligen selbst wollen natürlich die Knallerbegegnungen möglichst verteilt über die Saison haben, damit die Aufmerksamkeit während möglichst jedes Wochenendes ziemlich hoch ist. Dazu kommen Feiertage, Wünsche der Klubs sowie der Polizei und die Berücksichtigung von Anreisewegen verfeindeter Fangruppierungen. Auch unterklassige Ligen müssen beachtet werden, gibt es doch Klubs mit großen Fananhang, die in der Nähe eines Erstligisten beheimatet sind. Dazu sollte es möglichst vermieden werden, Topspiele in englischen Wochen anzusetzen, da dort die internationale Beachtung geringer ist, denn erstens ist die Anstoßzeit mit Blick auf den asiatischen Kontinent bescheiden und zweitens gibt es in englischen Wochen in allen Ligen eine Anstoßzeit zwischen 20 und 21 Uhr, sodass es hier zu Überschneidungen kommt und sich die Ligen/Cupwettbewerbe die Zuschauer gegenseitig wegnehmen. An Wochenenden gibt es dagegen verschiedene Ansetzungsmöglichkeiten. Durch den engen internationalen Terminkalender der FIFA bzw. UEFA und diverse nationale Cupwettbewerbe lassen sich die bei den Ligen unbeliebten englischen Wochen jedoch nicht immer vermeiden. So sind in Deutschland, England und Italien drei, in Spanien und Frankreich sogar vier englische Wochen in der kommenden Saison vorzufinden (rote Markierungen in den Abbildungen).

Start und Ende

Wegen der Teilnahme Deutschlands am olympischen Fußballturnier fängt die Bundesliga diese Saison erst viel später als sonst an, nämlich am 26. August an. Deshalb kommt es wohl auch zur einmaligen Situation, dass die Bundesliga ihren 17. Spieltag erst im neuen Jahr absolviert. Ligue 1 (12. August) und Premier League (13. August) sind dagegen Frühstarter. Dies verwundert insofern nicht, gibt es doch in beiden Ländern neben dem normalen Cup auch noch einen Ligacup, die beide einen Platz im Terminkalender finden müssen. Überhaupt beenden nur Ligue 1 und Premier League ihre Hinrunde im alten Kalenderjahr. Diese beiden Ligen sind es auch, die im Gegensatz zu den anderen nicht einen symmetrischen Spielplan haben, d.h. die Spieltage finden in der Rückrunde in einer anderen Reihenfolge statt als in der Hinrunde. Die Premier League praktiziert das Verfahren schon länger, die Ligue 1 demgegenüber machte das erstmals in der letzten Saison. Dabei muss berücksichtigt werden, dass es, bevor es zu einem „Rückspiel“ kommt, mindestens sechs Wochen zwischen dem Spieltag in der Hin- und Rückrunde liegen müssen. Durch dieses Verfahren war es der Ligue 1 übrigens möglich, 80 Prozent der Klubwünsche bezüglich der Ansetzungen zu erfüllen, was ein Vielfaches im Vergleich zu vorher darstellt. Bei dieser Ansetzungstechnik kommt es nun zu vier Serien mit entweder zwei aufeinanderfolgenden Heim- oder Auswärtsspielen für jeden Klub. Mit dem alten Verfahren waren es nur zwei. Zunächst gab es deswegen Kritik, möchte doch niemand viele Auswärtsspiele am Stück haben. Eine Untersuchung von der Saison 2008/09 bis 2014/15 erbrachte aber das Ergebnis, dass diese Kritik unberechtigt war. Im Durschnitt holten Klubs in zwei aufeinanderfolgenden Heimspielen 3,34 Punkte im Vergleich zu 3,26 Punkten bei allen restlichen Heimspielen. Bei Auswärtsspielen waren es 2,07 Punkte bei aufeinanderfolgenden Auswärtsspielen im Vergleich zu 2,17 bei nicht aufeinanderfolgenden Auswärtsspielen. Somit gab es zwar leichte Unterschiede, jedoch kann man nicht von einem signifikanten Effekt sprechen.

Bis auf die Serie A enden alle Ligen am Wochenende 20.-21. Mai, wodurch es dazu kommt, dass in den anderen vier Ländern das Pokalfinale an dem folgenden Wochenende stattfindet und die Serie A erst dann ihren letzten Spieltag hat.

Premier League

LEI = Leicester, ARS = Arsenal, TOT = Tottenham, MNC = Manchester City, MNU = Manchester United, LFC = Liverpool, CFC = Chelsea

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Schon an dieser Stelle zu Beginn sei gesagt, dass es keine andere Liga schafft, ihre Topspiele so gleichmäßig wie die Premier League zu verteilen. Lässt man Überraschungsmeister Leicester außen vor und betrachtet nur die klassische Top 6, die keinerlei weitere Erklärung hinsichtlich ihrer Zusammensetzung braucht, gibt es an keinem Spieltag zwei Spiele dieser Topklubs untereinander. Wenn man mit Leicester von der neuen Top 7 sprechen will, findet man nur vier Spieltage, an denen keiner von diesen gegen einen anderen spielt, wovon man eigentlich noch den letzten Spieltag abziehen müsste, verbietet es sich jedoch aufgrund der Brisanz des letzten Spieltags dort Topspiele anzusetzen. Somit wird das Fernsehen bestens bedient, was angesichts der bekanntlich höchsten TV-Gelder sowohl aus dem In- als auch Ausland nicht erstaunlich ist. Bei so einer Fülle an Topspielen lässt es sich dann auch nicht vermeiden, die englischen Wochen von Topspielen unberücksichtigt zu lassen. Weiterhin ist die Verteilung von Heim- und Auswärtsspielen sehr ausgewogen. Ein Topklub hat maximal vier Heim- und dann zwei Auswärtsspiele oder umgekehrt gegen die anderen Topklubs pro Halbserie. Liverpool ist sowohl in der Hin- als auch in der Rückrunde mit viele schwere Gegner in einem engen Zeitraum konfrontiert, wohingegen bei den anderen eher eine gleichmäßigere Verteilung vorherrscht.

Serie A

JUV = Juventus, NAP = Napoli, ROM = Roma, INT = Inter, FIO = Fiorentina, ACM = Milan, LAZ = Lazio

I

Die Auswahl der sieben Klubs sollte selbsterklärend sein. Zum besseren Verständnis folgt die Schilderung der TV-Situation in Italien. Diese ausgewählten sieben Klubs werden neben Genoa zu den sogenannten acht Premium Clubs gezählt, weil Mediaset nur die Spiele dieser terrestrisch ausstrahlen darf bzw. überhaupt nur an diesen interessiert war. Zusätzlich zeigt Sky Italia alle Spiele über Satellit. Als Hintergrund muss dazu gesagt werden, dass rund zwei Drittel der Haushalte in Italien Fernsehen per Terrestrik empfangen und nur ein Drittel per Satellit. Genoa wurde in der Analyse bewusst weggelassen, fällt deren Bedeutung im internationalen Vergleich zu den anderen sieben doch deutlich ab.

Insgesamt gibt es sechs Spieltage ohne direkte Duelle der Topteams, wobei man natürlich auch hier den letzten Spieltag abziehen muss. Im Vergleich zur Premier League ist das also eine etwas schlechtere Verteilung, was aber auch einfach daran liegt, dass es einen symmetrischen Spielplan gibt und damit nicht eine so große Flexibilität bezüglich der Ansetzungen besteht. Die englischen Wochen betrachtend erscheint es ein wenig unglücklich, am 18. Spieltag gleich zwei Topspiele anzusetzen. Wie in der Premier League ist die Verteilung Heim- bzw. Auswärtsspiele pro Halbserie bei maximal vier zu zwei. Während Juventus und Milan starke Gegner eher jeweils zu Beginn der Halbserien haben, ist es bei Napoli, Lazio und der Roma umgekehrt. Besonders hart erwischte es die Roma, die am 15., 16. und 17. Spieltag bzw. 34., 35. und 36. Spieltag direkt hintereinander auf Großklubs trifft.

Primera Divisón

FCB = Barcelona, RMA = Real Madrid, ATM = Atlético Madrid, VIL = Villarreal, SEV = Sevilla, BIL = Athletic Bilbao, VCF = Valencia

ESP

Die Auswahl der Klubs begründet sich einerseits darin, dass Spiele von Barcelona, Real Madrid, Atlético Madrid, Valencia generell und der drei anderen Europacupteilnehmer nicht im spanischen Free-TV bei Mediapro zu der für das spanischen Free-TV neu vorgesehenen Anstoßzeit am Freitagabend gezeigt werden dürfen. Andererseits kommen Sevilla, Bilbao und Villarreal wegen der Bekanntheit und internationale Erfolge mit in die Analyse.

Im Vergleich zu den anderen beiden Ligen mit sieben Topklubs findet man in Spanien die unausgewogenste Verteilung. Es gibt acht Spieltage ohne Duelle der Top sieben, wovon jedoch keiner in eine englische Woche fällt und somit alle englischen Wochen mit Topspielen belegt sind, was sehr unglücklich wirkt. Dazu kommt, dass das absolute Topspiel Barcelona – Atlético Madrid am fünften Spieltag in einer englischen Woche stattfindet. Darüber hinaus wirkt es sehr unpassend, zwei Duelle am letzten Spieltag anzusetzen, auch wenn man Atlético zum Abschied aus dem Estadio Vicente Calderón mit Bilbao einen großen Gegner geben wollte. Weiterhin ist die Verteilung Heim- bzw. Auswärtsspiele pro Halbserie hier maximal fünf zu eins (Bilbao), was im Vergleich zu den anderen beiden Ligen einen neuen Rekordwert darstellt. Verschwörungstheoretiker könnten einwenden, dass Real Madrid in der Rückrunde zum Saisonende hin vier Heimspiele gegen Topklubs hat. Dafür müssen sie aber auch innerhalb von zwei Wochen gegen Atlético und Barcelona antreten. Villarreal dagegen hat gegen Ende hin drei Auswärtsspiele gegen Topklubs.

Bundesliga

FCB = Bayern München, BVB = Borussia Dortmund, S04 = Schalke 04, B04 = Bayer Leverkusen

DE

Die Bundesliga hat mit Bayern, Dortmund und Schalke drei Großklubs mit internationaler Strahlkraft. Zusätzlich wurde noch Leverkusen miteinbezogen, weil sie in den letzten Jahren häufig in der Champions League waren. Positiv ist das Vermeiden von Topspielen in den englischen Wochen. Die Verteilung könnte etwas besser sein, denn Bayern trifft innerhalb einer Woche auf Dortmund und Leverkusen. Ferner bekommt es Dortmund in der Rückrunde wegen einer englischen Woche innerhalb einer Woche mit Schalke und Bayern zu tun und beides auch noch auswärts. Gerecht ist, dass niemand nur Heim- oder Auswärtsspiele in einer Halbserie hat.

Ligue 1

PSG = Paris Saint-Germain, OL = Olympique Lyon, ASM = AS Monaco, OM = Olympique Marseille

F

Wie in der Bundesliga sehen viele nur maximal vier Klubs im internationalen Fokus. Bis auf die Duelle Monaco – Olympique Marseille und Olympique Marseille – Monaco, die nicht von Canal+ ausgewählt wurden, sind die restlichen Spiele übrigens schon fix für den Sonntagabend auf 20:45 Uhr terminiert, da Canal+ als TV-Rechteinhaber des Topspieltermins am Sonntagabend großen Einfluss hatte, wann die Spiele stattfinden sollen. Dies erklärt auch, warum eine dieser Paarungen parallel zu OL – PSG stattfinden kann. Englische Wochen mit Topspielen werden vermieden, die Verteilung über die gesamte Saison ist relativ ausgeglichen und der letzte Spieltag wird unberücksichtigt gelassen. Einzig die Tatsachen, dass Monaco alle Heimspiele in der Hinrunde hat und zu Beginn der Rückrunde an drei aufeinanderfolgenden Spieltagen Topduelle mit Beteiligung von Marseille und Monaco anstehen, sind etwas ungerecht.

Christoph Trompeter, abseits.at

Christoph Trompeter

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