Tolle, offensive Partie beim Audi Cup zwischen ManCity und dem AC Mailand.
Fußball international 2.August.2013 Ben Pedro 0
Unter dem neuen Coach Pellegrini hat Manchester City das Halbfinale des Audi Cups 2013 mit 5:3 (5:3) gegen den AC Mailand gewonnen. Dabei führten die Engländer bereits mit 5:0, gaben allerdings Milan noch in der ersten Halbzeit die Chance, zurück in das Spiel zu finden. Der AC Mailand zeigte sich lange uninspiriert und müde, ehe man mit dem Ehrentreffer zum 5:1 aufwachte und anschließend eine Partie auf Augenhöhe entwickelte.
Die taktischen Marschrichtungen der beiden Klubs
In Spanien verglich man Pellegrini gerne mit Pep Guardiola. Nicht unbedingt in der Wesensart und schon gar nicht vom Punkte der trainierten Vereine aus, sondern aufgrund der gleichen Ansichten und Philosophien zur taktischen Ausrichtung der eigenen Mannschaft. Beide Trainer pflegen ein offensives, attraktives Spiel, mit viel Ballbesitz, einer hohen Viererkette und großem Druck auf den ballführenden Gegner. Das beide Trainer nun Spanien verließen und im Finale des Audi Cups aufeinander treffen werden, ist ein netter Zufall, der für ein ansehnliches Spiel sorgen wird.
Dabei hatte Manchester City mit dem AC Mailand, zumindest auf dem Papier, den schwereren Gegner erwischt, als die Bayern. Dennoch wirkte ManCity im Vergleich der beiden Partien als die dominanteste Mannschaft des Turniers, nachdem man mit 5:0 gegen den Traditionsklub aus Mailand führte. Dabei hatte Pellegrini seiner Mannschaft genau die Marschrichtung vorgegeben, die er auch sonst predigt. City stand extrem hoch und spielte ein schnelles und schön anzusehendes Kurzpassspiel. Trotz der erst kurzen Vorbereitung und der zahlreichen Änderungen in der Mannschaft wirkten die Engländer extrem gut eingespielt, so als ob sie schon einige Monate zusammen kicken würden. Trotz des Ballbesitzfußballs war es bei weitem kein Tiqui-taca, wie man es vom FC Barcelona gewohnt ist, sondern erinnerte stark an die Bayern aus der letzten Saison. Die Citizens spielten variabel, risikofreudig und unberechenbar. Mit dem schnellen Navas auf der rechten und dem eigentlichen Stürmer Jovetic auf der linken Seite, gab es sowohl die Möglichkeit nach innen zu ziehen und den Abschluss zu suchen, als auch die Chance bis zur Grundlinie zu gehen und auf Džeko zu flanken. Der bewegliche Silva in der Mitte der offensiven Dreierreihe verschärfte die Unberechenbarkeit noch zusätzlich. Leicht konnte man so Überzahlsituationen erzeugen und die Italiener so richtig ins Schwitzen bringen.
Auch nach hinten standen die Spieler von Pellegrini souverän und verteidigten die wenige Vorstöße bis zur 37. Minute elegant und problemlos. Die Doppelsechs mit Yaya Touré und Fernandinho zog das Spiel auf und dirigierte die Mannschaft. Dies wurde noch durch den nach hinten gerückten Javi Garcia verstärkt werden. Der eigentlich als Sechser aufgeführte Spanier spielte in der Innenverteidigung den ballverteilenden Part neben dem zweikampfstarken Lescott. Die beiden Außenverteidiger Richards und Kolarov waren sehr offensiv eingestellt, passten sich in ihren Vorstößen aber immer wieder geschickt der restlichen Mannschaft an.
Der AC Mailand tat sich in der ersten halben Stunde extrem schwer gegen das dominante Team aus Manchester. Die Mannschaft von Allegri wurde weit nach hinten in die eigene Hälfte gedrängt und konnte sich kaum befreien. Auch wenn einige Stammspieler komplett fehlten und das Spiel im Grunde nur ein Freundschaftskick war, so beeindruckte das körperlose und müde Defensivverhalten negativ. Milan spielte ohne großen Einsatz, war sehr auf Fairness bedacht und traute sich nicht, bei den längeren Ballstafetten auch mal dazwischen zu funken. Stattdessen wartete man, fast schon entspannt, ab und wollte seine Chancen nutzen, die aus Ballverlusten des Gegners resultierten. Allerdings waren diese Chancen a) sehr selten, da City wirklich sehr ballsicher auftrat und b) wurden sie wenn sie zustande kamen, nur sehr selten genutzt.
Die Viererkette der Italiener versuchte den Ball immer wieder weit und hoch hinter die aufgerückte Abwehr der Citizens zu spielen, scheiterte aber wiederholt an der Abseitsfalle des Gegners. Das 3er-Mittelfeld aus Muntari, Traore und De Jong bekam absolut keinen Zugriff auf das Spiel, die Stürmer und Boateng mussten deshalb auch immer weiter nach hinten rücken und schon befand sich Milan in einem Teufelskreis. Trotz der defensiven Stellung bekam man die Lücken nicht gestopft, besonders wenn es mal schnell ging. Jovetic und Navas stellten die Außenverteidiger Constant und Antonini vor extreme Probleme und so resultierte der weitere Spielverlauf in 5 Toren für Manchester. Eine Demonstration des riesigen Potenzials des City-Kaders.
Der plötzliche Bruch im Spiel
Erst das etwas glückliche Tor von El Shaarawy nach mehreren individuellen Patzern der englischen Abwehrreihe brachte frischen Wind in die Partie. Während Manchester City mindestens einen, wenn nicht sogar zwei Gänge zurückschaltete, wachte Mailand so langsam auf und wurde plötzlich aggressiver und vor allem zwingender. Nur zwei Minuten später brachte ein toller Pass von Muntari auf den „Pharao“ das 5:2, wenig später folgte sogar noch das 5:3 nachdem Petagna den ersten ordentlichen langen Ball aus der Abwehr verwertete. Zum Glück für Manuel Pellegrini und sein Team ging es recht zeitig danach in die Pause, womit die Druckphase der Mailänder erst mal erledigt war. Zwar war Milan in der zweiten Hälfte präsenter und wacher, als noch in der ersten Halbzeit, doch die Luft war raus und Manchester City beschränkte sich, trotz offensiver Wechsel und einer Formationsumstellung, auf das nach Hause schaukeln des Ergebnisses, womit die zweite Halbzeit nicht mehr so für Furore sorgen konnte, wie noch das Torfestival in der ersten Hälfte.
Das fiel auf
Manchester City verteidigte, bzw. versuchte, wenn Milan mal in den Angriff überging in einem engen 4-4-2 zu verteidigen. Dabei bildeten sich Pärchen, die immer senkrecht zueinander standen. So wurde die Doppelsechs von Toure und Fernandinho von den beiden Innenverteidigern abgesichert, genauso wie die Flügelspieler von den Außenverteidigern Rückendeckung bekamen. Vorne im Zentrum hielten sich vor allem Džeko und Silva auf, aber auch Jovetic blieb bisweilen vorne. Dagegen fand der AC Mailand kein Mittel und verlor dementsprechend oft den Ball. Dieses 4-4-2 erleichtert die Abwehrarbeit und vor allem das Pressing enorm, da die Mannschaft kompakt steht und gleichzeitig jeder abgesichert ist, was sogar das Pressing noch zusätzlich absichert.
Des Weiteren fiel auf, wie eingespielt Manchester City schon wirkte. Trotz der Neuzugänge Navas, Jovetic, Fernandinho und Negredo in der Mannschaft kombinierte man sehr sicher und es gab nahezu keine Abstimmungsfehler zu erkennen. Jovetic, der sein Debüt für die Citizens gab, spielte, als ob er noch nie mit jemandem anderem als Džeko und Kolarov gekickt hätte. Auch die Umstellung von Javi Garcia in die Innenverteidigung hatte keine negativen Auswirkungen auf die Mannschaft. Obwohl weder Pellegrini noch die Mannschaft selbst viel miteinander zu diskutieren hatten und es, beispielsweise im Gegensatz zum FC Bayern unter Pep Guardiola, nur sehr wenige Anweisungen gab, so spielte Manchester City doch so, als wären sie bereits seit Jahren zusammen.
Bei Milan dürfte vor allem eines den Fans Kopfzerbrechen bereiten: Das Team von Massimo Allegri hatte große Probleme beim Bespielen der Flügel. Die beiden Außenverteidiger hinkten oft nur hinterher und kamen oft schon fast überfordert rüber, auch das geplante auf die Außen rücken von Muntari und Traore funktionierte nur selten. Eigentlich hätte Boateng sich von der 10 weiter zurück fallen lassen sollen und damit die beiden Halbspieler nach Außen „drücken“, dies funktioniert allerdings nur selten. Deshalb blieb das Milan Spiel sehr starr und berechenbar und vor allem für City extrem gut zu pressen und damit zu verhindern. Keine Mannschaft kann derzeit nur mit den Außenverteidigern auf dem Flügel spielen, es fehlt einfach die Breite im letzten Drittel.
Lob und Kritik für die Spieler
Bei Manchester City stachen vor allem die starken Micah Richards und Edin Džeko heraus, dennoch war die komplette Mannschaft an sich sehr, sehr stark. Auch Navas und Jovetic lieferten ein gutes Spiel ab. Besonders hervorzuheben ist aber doch Richards. Dieser marschierte, speziell in der ersten Halbzeit, rauf und runter und ließ damit seiner eigenen Aussage, „der beste Rechtsverteidiger der Welt“ zu sein Taten folgen. Bei nahezu jeder Defensiv –und Offensivaktion hatte das City Eigengewächs seine Füße mit im Spiel. Die technischen Fähigkeiten, gepaart mit seiner überragenden Physis und seinem überlegten Spiel können ihn tatsächlich auf eine Stufe mit Philip Lahm und Co. Heben. Auch der interne Konkurrent Pablo Zabaleta kann sich warm anziehen, denn auf der RV-Position hat City wahrlich kein Problem.
Beim AC Mailand machte die gesamte Mannschaft kein gutes Spiel. Dennoch fiel ein Mann so richtig ab: Kevin Constant. Der Linksverteidiger war gegen Navas und Richards konsequent überfordert, kam nicht in die Zweikämpfe und verlor etliche Bälle. Dazu kamen noch einige zu langsame Offensivaktionen, die wiederum in Ballbesitz für die Citizens resultierten. Zu Gute halten kann man Constant nur, dass er keine Unterstützung vor sich hatte und somit eigentlich gegen 2 Spieler alleine spielte.
Insgesamt bot sich den Zuschauern ein tolles Spiel, das für beide Vereine wegweisen sein kann. City hat dieses Jahr eine super Mannschaft zusammen, wie bereits die Jahre zuvor. Diesmal scheint aber auch der Trainer zum Team zu passen, mit den Engländern wird definitiv zu rechnen sein. Der AC Mailand dagegen hat noch viel Arbeit vor sich, wenn man in der Champions League und gegen die starke nationale Konkurrenz etwas bewegen will.
Ben Pedro, abseits.at
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