U17-EM in Slowenien, 2. Spieltag | Deutschland im Halbfinale
Fußball international 10.Mai.2012 Alexander Semeliker 0
Am zweiten Spieltag der U17 Europameisterschaft 2012 in Slowenien trafen in der Gruppe A Frankreich und Georgien sowie Island und Deutschland aufeinander. In Gruppe B matchten sich Niederlande und Belgien bzw. Slowenien und Polen um drei Punkte. Doch nur eins der insgesamt acht Teams konnte voll punkten: Deutschland gewann gegen Island 1:0, alle anderen Partien endeten unentschieden. Die DFB-Junioren stellen damit das erste Team im Halbfinale.
Gruppe A: Frankreich – Georgien 1:1 | Island – Deutschland 0:1
Der Turnierfavorit trat gegen Island, das Frankreich in der ersten Runde ein 2:2 abrang, mit derselben Formation an wie beim 1:0-Arbeitssieg gegen Georgien. Im 4-2-3-1-System bildete aber statt des Gladbachers Brandenburger der Frankfurter Kempf die Doppelsechs mit Kapitän Goretzka. Davor begann Stendera auf der Zehnerposition. Der Mittelfeldspieler, der ebenfalls bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag steht, könnte überraschend der Star der EM werden. Schon im Auftaktspiel sorgte er für viel Wirbel. Gegen Island avancierte Stendera zum Matchwinner, als er in er 20. Minute zum entscheidenden 1:0 einnetzte. Mit einem sehenswerten Schlenzer von der Strafraumgrenze ließ er Hafsteinsson keine Chance. Zuvor hatte Dudziak gut antizipiert, im Halbfeld einen Pass der Isländer abgefangen und seinem Teamkollegen schließlich das Tor aufgelegt. Der Linksverteidiger von Borussia Dortmund zählte generell zu den auffälligsten Akteuren auf dem Platz. Mit energischen Vorstößen sorgte er immer für Gefahr, ohne allerdings seine Defensivaufgaben zu vernachlässigen, was bei Islands leicht asymmetrischer Formation gar nicht so einfach war. Bergsson, nominell rechter Mittelfeldspieler spielte sehr eng. Während sich Islands Nummer 18 auch ohne Ball in die Mitte orientierte, zog es auf deutscher Seite die inversen Flügelspieler, Brandt und Meyer, erst mit dem Dribbling zum Tor. Insgesamt war die DFB-Elf die klar dominierende Mannschaft, hätte bei 17:4 Torschüssen klarer gewinnen können, offenbarte aber Schwächen im Abschluss. So scheitere zum Beispiel der eingewechselte Dittgen in der zweiten Halbzeit am Fünfer stehend indem er
Hermannsson anschoss. „Es war eine tolle Leistung und eine klare Steigerung im Vergleich zum ersten Spiel. Ich bin sehr zufrieden“, sagte Trainer Stefan Böger. „Einzig die Chancenverwertung kann noch besser werden.“
Ebenfalls sehr dominant trat im Parallelspiel Frankreich auf, musste sich gegen Georgien aber mit einem Punkt zufrieden geben. Vom Anpfiff weg gaben Les Bleus das Tempo an, hatten viel Ballbesitz und durch Martial und Ongenda in der ersten Viertelstunde die ersten Chancen. Angeführt vom begabten Martial schien es nur eine Frage der Zeit bis die Franzosen in Führung gehen würden, doch die georgische Verteidigung um Kapitän Nika Tchanturia hielt zunächst. Die Jungs von Vasil Maisuradze gingen schließlich sogar in Führung. Franck Bambock legte Davit Jikia, der als falscher Neuner schon die deutsche Hintermannschaft forderte, im Strafraum. Den verhängten Strafstoß verwertete Cechelashvili. An der Spielrichtung änderte das aber wenig. Frankreich drückte mehr denn je auf einen Treffer. Zunächst schloss Ongenda ein schönes Dribbling nur mit einem Lattenschuss, ehe der eingewechselte Lemar den Endstand fixierte. Eine Hereingabe in den Sechzehnmeterraum konnten die Georgier nicht gut genug klären, so dass der Volleyschuss des Mittelfeldspielers im rechten unteren Eck einschlug.
Nächste Runde (10. Mai): Deutschland – Frankreich, Island – Georgien (beide 19:30)
Gruppe B: Niederlande – Belgien 0:0 | Slowenien – Polen 1:1
Mit einem überraschenden 1:0-Sieg gegen Belgien startete Polen und hätte im letzten Spiel des Tages gegen Slowenien bereits die Qualifikation für das Halbfinale fixieren können. Im Gegensatz zum Auftaktspiel war dem Team von Marcin Dorna aber klar, dass sie gegen den Gastgeber selbst das Spiel machen mussten und nicht, wie gegen die spielstarken Belgier, auf Konter lauern konnten. Doch damit kamen die Roten gut zurecht. Die Doppelsechs, bestehend aus Sebastian Rudol und Karol Linetty zeigte, dass sie nicht nur zweikampfstark ist sondern auch über spielgestalterische Fähigkeiten verfügt. Die beiden repräsentieren nicht das gängige Passer-Abräumer-Modell, sondern
wechselten sich in ihren Aufgaben regelmäßig ab. Während Linetty den Takt ab dem zweiten Drittel angab, baute Rudol das Spiel von sehr weit hinten auf, ließ sich im Busquets-Stil zwischen die beiden Innenverteidiger fallen. Daraus resultierte, dass die beiden Außenverteidiger hoch standen und für Breite sorgen – vor allem Patryk Stepinski zeigte gute Vorstöße. Der Rechtsverteidiger von Widzew Lodz bereitete auch den Führungstreffer seiner Mannschaft durch Rabiega vor. Bei seiner Flanke sah übrigens Zabret nicht sehr glücklich aus, tauchte unter der Flanke durch. Der slowenische Schlussmann stand allgemein oft im Mittelpunkt. In der ersten Halbzeit nahm der Keeper zum Beispiel einen Rückpass am eigenen Fünfer mit der Hand auf. Dieser Lapsus blieb zum Glück für seine Mannschaft unbestraft, da die Polen den indirekten Freistoß in die Mauer hämmerten. Aber Zabret erntete von den Tribünen nicht nur Lacher, sondern sorgte auch für einige Wow-Effekte. Wie ausgewechselt trat er in der zweiten Hälfte auf, hielt seinen Kasten mit starken Reaktionen sauber – besonders das gewonnene Eins-gegen-Eins-Duell mit Linetty, der alleine auf ihn zu dribbelte sei hier genannt. Neben Torhüter Zabret war Solospitze Bian Paul Sauperl der auffälligste Spieler, der auch den Ausgleichstreffer erzielte. Eine Unstimmigkeit zwischen Horoszkiewicz und Pogorzelec nutzte er in der 26. Minute aus, umkurvte den Keeper und schob locker ein. „Es war das absolute Highlight meiner Karriere“, strahlte der Torschütze. „Ich habe es auch irgendwie erwartet, weil ich viel Mühe in dieses Tor gesteckt habe; viel Laufarbeit, viel Aggression und viel Power.“ Der Angreifer von NK Maribor verkörpert den modernen Stürmertyp – wie der Großteil seiner Kollegen beim laufenden Turnier. Durch das 1:1 verpassten die Polen den vorzeitigen Aufstieg und müssen nun ums Halbfinale bangen, denn auch die Niederlande sind noch nicht durch und werden ein unangenehmer Gegner im letzten Gruppenspiel. Der Titelverteidiger trennte sich von Belgien nur 0:0.
Nächste Runde (10. Mai): Belgien – Slowenien, Niederlande – Polen (beide 17:30)
axl, abseits.at
Alexander Semeliker
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